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Kommt für mich eine Therapie mit Enbrel in Frage?

Frage aus der Kategorie: Fragen an die Experten
Eine Frage von Maria :

Ich leide seit 5 Jahren an chronischer Polyarthritis und wurde erst mit Sulfasalazin behandelt. Weil die Wirkung nicht ausreichte, bekomme ich seit 3 Jahren Methotrexat (15 mg Lantarel pro Woche als Spritze). Weil ich unter dieser Therapie immer noch starke Schmerzen und geschwollene Gelenke habe, bekomme ich seit einem Jahr zusätzlich Cortison, meist zwischen 10 und 15 mg pro Tag. Ich habe jetzt von dem neuen biologischen Medikament Enbrel gehört. Kommt für mich eine solche Therapie in Frage?

Die Antwort gibt Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer, 26.04.2004:

Wir können, wollen und dürfen über das Internet keine individuellen Beratungen oder Empfehlungen zu einer Diagnose oder Therapie geben.

Allgemein kann man aber sagen, dass es sich bei den neuen biologischen Medikamenten aus der Gruppe der TNF-alpha-Blocker, z.B. Etanercept (Handelsname Enbrel) um hochwirksame Substanzen handelt, die bei einem großen Teil der Patienten mit einer chronischen Polyarthritis auch dann wirken, wenn eine vorhergehende Behandlung mit üblichen langwirksamen Antirheumatika („Basismedikamente“, DMARDs = disease modifying antirheumatic drugs, krankheitsmodifizierende Medikamente) nicht oder nicht ausreichend erfolgreich war.

Wenn bei einer chronischen Polyarthritis zuvor über einen ausreichend langen Zeitraum, d.h. in der Regel länger als 6 Monate, eine konventionelle DMARD-Therapie mit herkömmlichen Basismedikamenten durchgeführt wurde, ist ein Einsatz der neuen, TNF-alpha-blockierenden Substanzen gerechtfertigt.

Nach internationalen Empfehlungen, die auch in Österreich angewendet werden, sollte vor dem Einsatz dieser TNF-alpha-blockierenden Substanzen in der Regel zuvor ein Therapieversuch mit Methotrexat (Mtx) gemacht worden sein.

Wenn dieser Therapieversuch mit Mtx in einer ausreichend hohen Dosierung (mindestens 15 mg pro Woche bzw. in maximal verträglicher Dosis) und über einen ausreichend langen Zeitraum (mindestens 3 Monate) unternommen wurde und nicht oder nicht ausreichend erfolgreich war, ist eine Behandlung mit TNF-alpha-Blockern medizinisch sinnvoll, wenn keine Gegenanzeigen („Kontraindikationen“) dagegen sprechen.

Der Einsatz von TNF-alpha-Blockern ist besonders dann begründet, wenn eine hohe Krankheitsaktivität besteht und anhaltend hohe Cortisondosen notwendig sind (welche Cortisondosen auf Dauer als hoch zu bezeichnen sind, ist gegenwärtig in der Diskussion; es gibt Experten, die schon eine dauerhafte Cortisondosis von mehr als 5 mg pro Tag als nicht mehr niedrig bezeichnen („low-dose“), andere setzen die Grenze bei 7,5 mg Prednisolon-Äquivalent an, einige sogar bei 10 mg pro Tag. Unumstritten ist, dass Dosierungen oberhalb von 10 mg Cortison pro Tag (Prednisolon) in der Dauertherapie zu hoch sind).

Im Fall von Etanercept (Enbrel) kann diese Therapie zusätzlich zur laufenden Therapie mit Methotrexat erfolgen („add-on-Therapie“) oder aber auch bei Unverträglichkeit von Mtx oder anderen Gründen gegen eine Mtx-Therapie auch als Monotherapie.

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