Hand und Herz Hand in Hand: Ist die radiologisch gesicherte Arthrose der Hände mit einer Atherosklerose assoziiert?

Die Wissenschaftler der «Turgut Ozal University School of Medicine», Ankara, Türkei, schlagen aufgrund der Ergebnisse ihrer Studie vor, dass bei Vorliegen einer signifikanten Arthrose der Hände ein Atherosklerose-Screening durchgeführt werden sollte, um einer schweren Herzkranzgefäßerkrankung und den darauf beruhenden Begleiterkrankungen vorzubeugen.

(Mittwoch, 26.03.2014, Dr. Barbara Missler-Karger)

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Von einer Arteriosklerose "Verkalkung der Arterie" spricht man, wenn der natürliche Alterungsprozess der Arterie gemeint ist. Bei einer Atherosklerose handelt es sich dagegen um die Bildung pathologischer, cholesterinhaltiger Ablagerungen (Atherome) im Gefäß, die unter Umständen eine Gefäßverengung verursachen können. Die Atherosklerose ist also die altersunabhängige, krankhafte Veränderung der Arterien, die heute zum Teil schon bei stark übergewichtigen Kindern gefunden wird.

Die Diskussionen, ob eine Atherosklerose zur Entstehung oder Progression der Arthrose beiträgt, werden immer häufiger geführt. Es wird vermutet, dass die Atherosklerose zu Gefäßstörungen führen könne, die wiederum Auslöser für arthrotische Veränderungen nach sich ziehen.

In dieser Studie der Turgut Ozal University School of Medicine, Ankara, Türkei, wurde bei Frauen untersucht, ob ein Zusammenhang zwischen dem auf dem Röntgenbild analysierten Schweregrad der Arthrose der Hände und einer Atherosklerose besteht.

61 Frauen im Alter von 50 Jahren oder mehr ohne Symptome (Schmerzen, Schwellungen) einer Arthrose der Hände wurden in die Studie aufgenommen. Mittels digitaler Radiographie* wurden Röntgenbilder beider Hände angefertigt.

Insgesamt 14 Gelenke dieser Darstellungen wurden nach Verfahren von Kellgren und Lawrence (K/L Score) beurteilt. Lag ein K/L Score von mehr als 2 vor, wurde das Gelenk als arthrotisch verändert bewertet.

Als Arthrose der Hände galt, wenn 3 oder mehr Gelenke beider Hände betroffen waren. Der Schweregrad der Arthrose resultierte aus dem Gesamtscore der 14 Gelenke beider Hände.

Die Patientencharakteristika, wie Diabetes, Rauchen, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Medikamente waren bei allen Frauen – unabhängig davon ob, eine Arthrose vorlag – ähnlich. Eine Korrelation dieser Parameter mit dem Gensini Score**  oder dem Score für eine Handarthrose bestand nicht.

Der mittlere Gensini Score bei Patientinnen mit einer Arthrose der Hände betrug 21,5 ± 17,1, ohne Arthrose lag er bei  11,8 ± 9,2. Zwischen dem Ausmaß der Gelenkbeteiligung (Schweregrad) bei einer Arthrose der Hände und dem Gensini Score bestand hingegen eine positive Korrelation (r = 0.332).

Fazit:

Aus diesen Ergebnissen schlussfolgern die Autoren, dass eine Arthrose der Hände ein benigner Befund sein kann, bei dem man allerdings annehmen müsse, dass eine möglicherweise schwere Atherosklerose zugrundeliegt. Die türkischen Wissenschaftler schlagen daher vor, dass bei Vorliegen einer signifikanten Arthrose der Hände ein Atherosklerose-Screening durchgeführt werden sollte, um einer schweren Herzkranzgefäßerkrankung und den darauf beruhenden Begleiterkrankungen vorzubeugen.

*Unter digitaler Radiographie versteht man ein Verfahren zur Anfertigung und Darstellung von Röntgenaufnahmen mit Hilfe der elektronischen Datenverarbeitung.
**Der Gensini Score ist ein Verfahren zur Einschätzung der kollateralen Durchblutung der Herzkranzgefäße.

Literatur und Links


Hand and heart, hand in hand: is radiological hand osteoarthritis associated with atherosclerosis?
Ozlem Cemeroglu1,*, Halil I. Aydın2, Zeynep S. Yasar1, Fadime Bozduman2, Mustafa Saglam1, Yusuf Selcoki2, Beyhan Eryonucu2 and Hasim Cakirbay1
1.    Physical Medicine and Rehabilitation, Turgut Ozal University School of Medicine, Ankara, Turkey
2.    Department of Cardiology, Turgut Ozal University School of Medicine, Ankara, Turkey
International Journal of Rheumatic Diseases, Volume 17, Issue 3, pages 299–303, March 2014
Abstract
DOI: 10.1111/1756-185X.12251

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