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Enbrel oder Katzenkralle?

Frage aus der Kategorie: Fragen an die Experten
Eine Frage von D.S.:

Ich habe chronische Polyarthritis und werde mit Methotrexat behandelt (20 mg/Woche als Tablette), außerdem mit 5 mg Cortison pro Tag. Darunter habe ich weiter Beschwerden. Erscheint eine Therapie mit Etanercept empfehlenswert?

Oder eventuell eine Therapie mit Katzenkralle (uncaria tomentosa)?

Wie hoch ist bei den beiden Präparaten die Gefahr von Nebenwirkungen (insbesondere sogar Verschlechterung der Rheumasymptomatik)?

Die Antwort gibt Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer, 2.04.2005:

Die Katzenkralle (Uncaria tomentosa) ist ein Lianengewächs, das im südamerikanischen Urwald vorkommt. In Österreich gibt es ein Medikament, das die Wirkstoffe dieser Pflanze in einer standardisierten Zubereitung enthält und für die Therapie der rheumatoiden Arthritis  zugelassen ist. Die Substanz ist rezept- sowie chefarztpflichtig.
 
Zur Wirksamkeit liegt eine klinische Studie von Dr. Erich Mur von der Rheuma-Ambulanz der Univ.-Klinik Innsbruck vor. Dabei kam Katzenkrallenextrakt bei Patienten mit einer aktiven rheumatoiden Arthritis in Ergänzung zu einer laufenden langwirksamen antirheumatischen Therapie („Basistherapie“) zum Einsatz. Es zeigte sich im Vergleich zu Placebo eine signifikante Verringerung bei der Zahl schmerzhafter und geschwollener Gelenke. Die Verträglichkeit war ingesamt gut. Die Studie gibt somit erste Hinweise darauf, daß die in der Katzenkralle enthaltenen Wirkstoffe die Beschwerden bei einer rheumatoiden Arthritis lindern können. Weitergehende Aussagen lassen sich gegenwärtig nicht machen. Insbesondere gibt es absolut keine Daten dazu, ob Katzenkralle in der Lage ist, die entzündlich bedingte, fortschreitende Gelenkzerstörung bei einer rheumatoiden Arthritis positiv zu beeinflussen. Ein solches Präparat kann demnach, wenn überhaupt, nur als ein ergänzendes Medikament zu einer langwirksamen antirheumatischen Behandlung eingesetzt werden, eine solche aber nicht ersetzen.

Enbrel (Wirksubstanz: Etanercept) ist ein neu entwickeltes Arzneimittel zur Therapie der rheumatoiden Arthritis (chronischen Polyarthritis). Es gehört in die Medikamentenklasse der biologischen Medikamente („biologicals“).
Biologische Medikamente sind Arzneimittel aus einer ganz neuen Medikamentenklasse. Diese Medikamentenklasse der biologicals unterscheidet sich vollkommen von allen bislang in der Rheumatologie zum Einsatz kommenden Therapieformen.
Es handelt sich dabei um Substanzen, die mit modernster Biotechnologie unter sehr hohem technischen Aufwand und unter Einsatz aufwendigster Entwicklungs- und Fertigungsmethoden hergestellt werden.
Ihre Bezeichnung haben biologische Therapien daher, daß sie durch die medikamentöse Verabreichung von biotechnologisch hergestellten Substanzen gezielt in biologische Mechanismen der Krankheitsentstehung und des Krankheitsverlaufs im Körper eingreifen.
Die biologischen Medikamente haben die Rheumabehandlung geradezu revolutioniert. Erstmals deutet sich mit diesen innovativen Therapieformen die Möglichkeit an, bei einem Teil der rheumatischen Erkrankungen den Entzündungsprozeß völlig zu stoppen und zuvor schwerkranken und schwer behinderten Menschen zu einem wieder weitgehend normalen oder sogar wieder völlig normalem Leben zu verhelfen.

Mittlerweile ist durch zahlreiche klinische Studien bewiesen, daß Enbrel in der Lage ist, die Krankheitsaktivität einer rheumatoiden Arthritis vollständig zu kontrollieren und ein Fortschreiten der entzündlichen Gelenkzerstörung komplett zu verhindern. Die Substanz gehört damit zu den wirksamsten Medikamenten, die für die Therapie dieser Erkrankung zur Verfügung stehen.

Selbstverständlich kann es bei einer Therapie mit einem hochwirksamen Medikament auch zu Nebenwirkungen kommen (es ist eine alte Regel in der Medizin, daß Medikamente, die keine möglichen Nebenwirkungen haben, in der Regel auch nicht wirken). Insgesamt ist die Therapie einer rheumatoiden Arthritis mit Enbrel im Regelfall gut verträglich und auch sicher. Allerdings sollte die Therapie von einem internistischen Rheumatologen, der Erfahrung mit solchen Substanzen hat, verordnet und regelmäßig überwacht werden.

 

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