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Fragen und Antworten

Eine Frage von Monika J.:

Ich leide seit 1993 an einer Borrelienarthritis. Ich bin 38 Jahre, habe 3 1/2jährige Zwillinge und einen 11 monatigen Sohn.

Während der Stillzeit haben sich u. a. meine Hände sehr verschlimmert, und so macht mir mein Alltag (z.B. Wickeln) große Probleme.

 

 

Remicade:

 

1999 musste ich wegen ungeklärter Finanzierung Remicade absetzen. Die damalige Wirkung war sehr gut.

2000 musste ich wegen Schwangerschaft Remicade absetzen. Die Wirkung war nicht mehr hundertprozentig.

2001:Nun bekam ich nach der Stillzeit, in der sich das Rheuma in Händen und Schultern verschlimmerte, wieder Remicade.

Diese erste Infusion wirkte fast überhaupt nicht.

Nun zu meinem Problem:

Zwei Wochen danach reagierte ich auf Remicade mit Hitze, Husten weil die Infusion zu schnell lief (Vertretungsarzt).

Als man nach 1/2 Stunde die Infusion sehr langsam laufen ließ, bekam ich Untertemperatur und Schüttelfrost.

Mein Rheumatologe drängt aber angesichts meiner Beschwerden auf Remicade (Medikamente: Ultralan oral, Gelenkspritzen).

Der nächste Infusionstermin ist für diesen Freitag anberaumt.

Aber mir ist es nicht wohl bei dem Gedanken, ich könnte wieder allergisch reagieren.

Können Sie mir Auskunft erteilen?

Vielen Dank für Ihre Antwort im voraus.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Die Antwort gibt Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer, 18.09.2002:

Ich kann aus der Ferne keine individuellen Beratungen geben und darf dies auch aus arztrechtlichen Gründen nicht.

 

Allgemein kann man sagen, dass die Behandlung einer Borrelienarthritis mit Remicade außerhalb der zugelassenen Anwendung (Indikation) erfolgt, was nicht heisst, dass die Therapie falsch war. Ihr Bericht spricht dafür, dass es gewirkt hat. Insofern können wir daraus auch für andere Patienten ausserhalb der zugelassenen Indikationen lernen.

 

Was mich interessieren würde, wäre, ob parallel zu Remicade auch Methotrexat (Mtx) gegeben wurde. Dies wäre zumindest für die chronische Polyarthritis / rheumatoide Arthritis das übliche Vorgehen. Man weiss zumindest von der cP, dass es zu einer Antikörperbildung gegen Remicade kommen kann, wenn man nicht gleichzeitig Mtx gibt. Dies gilt insbesondere für niedrige Dosierungen von Remicade (welche Dosierung wurde bei Ihnen gegeben, in mg/kg Körpergewicht?).

 

Die von Ihnen geschilderte Reaktion auf die Infusion könnte Ausdruck einer Antikörperbildung gegen Remicade sein; beweisen kann man dies allerdings nur extrem schwierig. So ist es während einer laufenden Remicade-Therapie aus methodischen Gründen unmöglich, Antikörper gegen Remicade (sogenannte HACA = Humane Antichimäre Antikörper; ich habe dazu irgendwo in rheuma-online schon was geschrieben, finde es in den über 16.000 Seiten nun aber trotz Suchmaschine selber nicht mehr) nachzuweisen.

 

Zum Vorgehen in einer solchen Situation gibt es grundsätzlich verschiedene Möglichkeiten:

 

1. Man könnte noch einmal eine Remicade-Infusion versuchen und vorher Cortison spritzen, um damit zu versuchen, eine Reaktion auf Remicade zu verhindern

 

2. Man könnte auf ein anderes Präparat zur TNF-alpha-Blockade wechseln (derzeit in Deutschland als zweiter TNF-alpha-Blocker zugelassen ist Etanercept = Enbrel). Kreuzreaktionen zwischen Remicade und Enbrel sind nicht bekannt; außerdem ist der Wirkmechanismus ein etwas anderer, so dass Patienten, bei denen Remicade nicht mehr wirkt, durchaus auf Enbrel ansprechen können.

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