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Fragen und Antworten

Was ist zur Therapie der chronischen Polyarthritis mit Immunglobulinen bekannt?

 

Die Antwort gibt Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer, 1.06.2001:

Die Therapie mit Immunglobulinen ist eine experimentelle Therapie bei einigen immunologischen und entzündlich-rheumatischen Erkrankungen. Umfangreichere Erfahrungen liegen vor für die idiopathische Thrombozytopenie (M. Werlhof), Einzelberichte und auch eigene Erfahrungen gibt es für schwere Verläufe einer Wegener'schen Granulomatose (M. Wegener), Einzelmitteilungen außerdem für die juvenile chronische Arthritis, die chronische Polyarthritis und den systemischen Lupups erythematodes.

Zusammenfassend kann für die in der Praxis bedeutsamen rheumatischen Erkrankungen (chronische Polyarthritis, M. Bechterew, Kollagenosen, systemischer Lupus erythematodes) ein Vorteil von Immunglobulinen gegenüber den bewährten Behandlungsverfahren nicht gesehen werden. Im Gegenteil ist mir der Krankheitsverlauf einer Patientin mit einer schweren chronischen Polyarthritis bekannt, die über mehrere Jahre statt mit einer traditionellen langwirksamen antirheumatischen Therapie mit Immunglobulinen behandelt wurde. Da die gesetzlichen Krankenkassen diese Therapie nicht erstatten, hat sie in diesen Jahren aus der eigenen Tasche eine Summe von über 100.000 DM für die reinen Medikamentenkosten (Immunglobulinpräparate) bezahlen müssen. Unter der Behandlung wurde die chronische Polyarthritis jedoch nicht wie gewünscht gestoppt, sondern führte zu einem Ausmaß an im Röntgenbild zu sehenden Gelenkzerstörungen, wie wir es in einem solchen Zeitraum bei anderen Patienten selten sehen. Aus dieser Erfahrung bewerte ich die Therapie einer chronischen Polyarthritis mit Immunglobulinen als ein teures und nicht sehr wirksames therapeutisches Experiment.

 

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