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Fragen und Antworten

Eine Frage von Ulrich S.:

Ist es bei der Therapie einer rheumatoiden Arthritis möglich, die Behandlung mit Enbrel auf 1 x wöchentlich zu reduzieren und daneben homöopathische Mittel zum Ausgleich zu nehmen?

Die Antwort gibt Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer, 7.08.2003:

Bei der Therapie der rheumatoiden Arthritis ist eine krankheitsmodifizierende Wirkung, d.h. eine wirksame Beeinflussung des Krankheitsverlaufs und ein positiver Einfluß im Hinblick auf die möglichen Folgen der Erkrankung, nur für Medikamente aus der Gruppe der langwirksamen Antirheumatika belegt (engl. DMARD´s = disease modifying antirheumatic drugs, krankheitsmodifizierende Medikamente).

 

Ganz neu ist die Substanzklasse der krankheitskontrollierenden Medikamente (engl. DCARD´s = disease controlling antirheumatic drugs). Diese Medikamentenklasse wurde eingeführt, nachdem in klinischen Studien gezeigt werden konnte, daß es unter einer wirksamen Therapie mit den neuen biotechnologisch hergestellten Medikamenten (“biologicals”) gelingt, die Krankheitsaktivität bei der rheumatoiden Arthritis vollständig „einzufrieren“ und den weiteren Progress der Erkrankung, auch im Hinblick auf die röntgenologisch zu dokumentierende Zerstörung der Gelenke und des gelenknahen Knochens, vollständig zu hemmen. Die erste Substanz, die von der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA (Food and Drug Administration) als DCARD für die Therapie der rheumatoiden Arthritis zugelassen wurde, war der TNF-alpha-Blocker Etanercept (Enbrel).

 

Für homöopathische Therapieansätze ist bislang eine solche Wirkung nicht bewiesen worden. Im Gegenteil habe ich selber Mitte der 90er Jahre an einer klinischen Studie teilgenommen, die von der Universität Freiburg initiiert wurde und in der der Effekt einer zusätzlichen homöopathischen Therapie als „add-on“ zu einer laufenden langwirksamen antirheumatischen Therapie mit intramuskulär verabreichtem Gold untersucht wurde. Als Kontrollgruppe dienten Patienten, bei denen die Goldtherapie ohne zusätzliche homöopathische Therapie weitergeführt wurde.

 

Die Studie konnte nicht bis zum geplanten Abschluß durchgeführt werden, da im Verlauf zu viele Patienten aus dem Therapiearm mit der zusätzlichen homöopathischen Therapie ausstiegen, in erster Linie wegen der unzureichenden Wirksamkeit, z.T. sogar wegen einer Verschlechterung des Befundes.

 

Auf dieser Grundlage kann derzeit nicht dazu geraten werden, eine gut wirksame Therapie der rheumatoiden Arthritis zugunsten einer homöopathischen Begleittherapie zu reduzieren. Wen mich meine Patienten darauf ansprechen, ob sie eine homöopathische Therapie als ergänzende Maßnahme (bei unveränderter konventioneller Therapie) durchführen lassen können, habe ich in der Regel nichts dagegen einzuwenden, vereinbare aber mit Ihnen, dass wir diese Behandlung nach den normalen Standards genauso dokumentieren wie die klassische medikamentöse Therapie, damit Erfahrungen darüber gewonnen werden können, ob ein solcher therapeutischer Ansatz sinnvoll ist oder nicht.

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