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Fragen und Antworten

Eine Frage von Rita H.:

Ich leide seit ca. 2 Jahren an einer chronischen Polyarthritis. Zuerst wurde ich über einen längeren Zeitpunkt mit Cortison 10 mg täglich behandelt. Am Anfang der Therapie fiel mir das Aufstehen morgens leichter. Die ständige Müdigkeit und Morgensteifigkeit war

geringer. Die akuten Schmerzphasen pausierten länger.

 

Anfang Januar dieses Jahres litt ich unter furchtbarer Müdigkeit, ich konnte weder meinen Berufsalltag sowie meinen Haushalt nicht mehr bewältigen. Es wurde festgestellt, daß der CRP-Wert nach der letzten Untersuchung erhöht, sowie das Hämoglobin, der Hämatokrit und die Leukos auf 22.600 erhöht waren. Der RF war bei 86. Ich hatte immer wieder akute Schmerzschübe, die kaum mit Schmerzmitteln kontrolliert werden konnten.

 

Ab Mai dieses Jahres hatte ich über Wochen rheumatische Entzündungen in den großen und kleinen Gelenken (2x wöchentlich Schmerzschübe, ich konnte mich nicht mehr bewegen. Mußte einige Mal notfallmäßig in die Klinik, um punktiert und lokal infiltriert zu werden.

 

Das Cortison wurde ausgeschlichen und mit einer MTX-Therapie 1x wöchentlich 10 mg i.v. begonnen. Die Schmerzen ließen nach und die Blutwerte befanden sich nach ca. 8 Wochen MTX-Therapie im Normbereich.

 

Nach weiteren ca. 3 Wochen erhöhte sich der CRP-Wert auf 14. Zu Beginn der MTX-Therapie hatte ich mit Müdigkeit und Übelkeit schwer zu kämpfen, seit einigen Wochen bin ich nicht mehr arbeitsfähig. Die Morgensteifigkeit nimmt zu und ich habe am ganzen Körper ca. 4 Tage Schmerzen, d. h. mir tun die Muskulatur und die Sehnen weh, obwohl ich täglich mit 25-50 mg Vioxx und zusätzlich zur Schmerztherapie mit Tramadolor behandelt werde.

 

Vielleicht können Sie mir eine Alternativtherapie oder sonstige Verhaltensregeln mitteilen.

 

Zwischenzeitlich ist mein Leben durch die Krankheit stark eingeschränkt und ich würde alles tun, um wieder fit und arbeitsfähig zu sein.

Die Antwort gibt Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer, 1.11.2003:

Wenn sich eine rheumatoide Arthritis durch eine langwirksame antirheumatische Therapie mit Methotrexat nicht ausreichend kontrollieren läßt, hängt es vom individuellen Einzelfall ab, wie man therapeutisch weiter vorgeht.

 

Als ersten Schritt kann man zur sofortigen Symptomlinderung und zur Überbrückung der Wirkung weiterer geplanter Maßnahmen wieder Cortison geben. Zusätzlich wird auf eine mittel- und langfristige Sicht eine Umstellung der langwirksamen antirheumatischen Therapie („Basistherapie“) notwendig.

 

Wenn es unter Methotrexat zu einem teilweisen Ansprechen gekommen ist, ist es eine sinnvolle Strategie, diesem Präparat einen Kombinationspartner zur Seite zu stellen.

 

Bewährte Kombinationen dabei sind:

 

- die Dreifach-Kombination aus Methotrexat, Sulfasalazin und Chloroquin bzw. Hydroxychloroquin (sogenanntes O´Dell-Schema nach dem US-amerikanischen Rheumatologen O´Dell, der diese Kombinationstherapie durch eine entsprechende klinische Studie in die Rheumatologie eingeführt hat)

 

- die Zweifach-Kombination aus Methotrexat und Leflunomid (Arava) entsprechend der sogenannten Kremer-Studie

 

- die Zweifach-Kombination aus Methotrexat und Ciclosporin (Sandimmun, Sandimmun optoral), die ebenfalls in entsprechenden Studien in ihrer Wirksamkeit bei Patienten belegt ist, die zuvor auf eine Therapie mit Methotrexat alleine nicht ausreichend angesprochen hatten.

 

Wenn unter diesen Maßnahmen die Krankheitsaktivität weiterhin hoch bleibt und insbesondere auch eine Röntgenprogression vorliegt, d.h. ein Fortschreiten der im Röntgenbild sichtbaren Veränderungen, ist der Wechsel auf einen TNF-alpha-Hemmer die Methode der ersten Wahl. Alternativ kommt eine Therapie mit dem Interleukin-1-Blocker Anakinra (Kineret) in Betracht.

 

Bei fehlender Röntgenprogression, aber unzureichend kontrollierter Krankheitsaktivität ist nach einer unzureichenden Wirksamkeit von Methotrexat und einer der oben genannten Kombinationen als mögliche Alternative auch eine Goldtherapie mit Goldspritzen zu diskutieren. Die Wirksamkeit eines solchen Vorgehens ist bei Patienten, die zuvor auf Methotrexat und eine Kombinationstherapie nicht oder nur unzureichend angesprochen haben, allerdings in kontrollierten klinischen Studien nicht belegt.

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