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Eingeschickt von (Name zum Schutz des Posters zensiert) December 03, 1998 um 13:19:20:

Als Anwort zu: Re: Re: Polyarthritis eingeschickt von (Name zum Schutz des Posters zensiert) November 24, 1998 um 17:49:21:

: : Hallo Susi,

: : Ich habe seit meiner Geburt PCP, also ich kann Dich gut verstehen. erzaehle mir mehr wo du in behandlung bist und was alles schiefgelaufen ist.

: Hallo Antje

: Danke für Deine Antwort. Also ich habe seit ca. 5 Jahren CP. Damals bekam ich von einem Tag auf den anderen einen geschwollenen Finger. Na ja, dachte ich, vielleicht eine Verstauchung oder Zerrung. Ich habe mir dann eine Heilsalbe aufgetragen und ca. 1 Woche gewartet, bis ich dann über meine Mutter zu einem Arzt ging da mein rechter Ringfinger nicht besser wurde.
: So dieser Arzt erzählte mir damals, dass ich jetzt eine Cortison Spritze bekäme und der Finger in 1 Woche wieder in Ordnung sei; und wahrscheinlich sei ich ein verwöhntes Kind, (desshalb der dicke Finger!!) Warum er mir Cortison spritzte hat er mir nicht gesagt, auch konnte er mir nicht erklären (ausser das mit dem verwöhnten Kind) warum dieser Finger so dick war! Nach 1 Woche ging ich dann wieder zum Arzt und der Finger war noch nicht besser! Also gab er mir eine 2 Spritze Cortison und
: versicherte mir, dass der Finger nun ganz bestimmt wieder normal werden würde. Ja damit hatte er diesmal recht, der Finger war nach ca. 1 Woche wirklich wieder im normalen Zustand! Also war ich zufrieden und dachte nicht mehr über diesen komischen Arzt nach! Nun gut, nach genau 1 Jahr musste ich wieder darüber nachdenken,
: denn der Finger wurde wieder dick und geschwollen, genau das selbe Spiel. Diesmal schwor ich aber, nicht wieder zum selben Arzt zu gehen! Ich ging dann zu einem Rheuma-Spezialisten (war der erste auch). Auch dieser konnte anhand der Röntgenbilder nichts erkennen und schickte mich in ein Kantonsspital in die Abteilung Reumathologie. Also da machten sie Röntgenbilder, Skelettaufnahmen, Blutbilder etc. Danach sagte man mir dass ich an Polyarthritis leide obwohl sie mir nicht erklären konnten wieso, da ich niemand in der Familie habe der diese Krankheit hatte
: und sie auch keine anderen typischen Merkmale ausfindig machen konnten. Also ich wusste nun so ungefähr dass ich eine Art Rheuma hatte, aber erklärt hat es mir niemand wirklich. So, und nun war ich wieder alleine. Das Spital hatte mir zwar irgendwelche Fachausdrücke vorgelesen aber was ich nun damit anfangen sollte, hat mir niemand gesagt.
: So vergingen ca. 2 Jahre zwischen Ärzten und Spitäler ohne genaue Behandlung oder Therapie. Ja und da mir mein Finger nicht sehr weh tat sondern einfach dick war, sagten die Ärzte ich sollte mich nun halt damit abfinden, es sei ja nicht so schlimm! Nun das tat ich dann auch. Ich lebte mit meinem dicken Finger weiter und dachte nicht mehr darüber nach, dass ich auch an anderen Körperstellen Rheuma haben könnte. Hatte mir ja damals auch niemand gesagt.
: Nun nach nochmals ca. 1 Jahr, kriegte ich einen geschwollenen rechten Fuss! Also unterhalb des grossen Zehen war alle angeschwollen. Ich trage normalerweise Schuhgrösse 37/38. Damals hatte ich Schuhgrösse 41! Ich konnte in keinen anderen Schuh mehr rein.
: So nun ging ich wieder zu Ärzten, wieder Cortison, wieder ging der Fuss ein bisschen zurück, wurde aber doch immer wieder geschwollen. Ich versuchte dann andere Methoden ausser Cortison, ich ging zur Energetik, zu einer Naturheilärztin (die sagte mir dass ich als Kind ein Schockerlebnis hatte, desshalb mein dicker Finger) aber auch sie haben nichts genützt.
: Dann natürlich habe ich mich selbst schlau studiert in diversen Büchern. Habe dann mit der Trennkost angefangen, die aber irgendwie auch nicht so richtig nützen will.
: So und im moment habe ich seit ca. 1/2 Jahr noch Schmerzen im Nackenbereich. Nachdem ich die Physiotherapie abbrechen musste, bin ich jetzt bei einem Rheumatologen (der erste Arzt der mich ernst nimmt und mir alles erklärt) in Schinznach-Bad (Zentrum für Rheumatologie) und am nächsten Donnerstag muss ich nochmals ins Kantonsspital um Aufnahmen der Gelenke zu machen.
: Danach sehen wir weiter, welche Behandlung er mir nun vorschlägt. Ich bin im moment sehr motiviert, weil mir endlich einmal ein Arzt zuhört.
: Also schreib mir doch mal von Deiner Erkrankung und was Du schon alles probiert hast.
: Du hast ja ein noch längerer Leidensweg hinter Dir, vielleicht hast Du auch schon positive Erfahrungen mit Essensgewohnheiten, Therapien etc.
: Würde mich freuen wieder mal was von Dir zu hören.
: Susi

: P.s. Wenn Du mir persönlich schreiben möchtest,
: hier meine E-Mail-Adresse: s.ryser@kies-merz.ch

Liebe Susi, liebe Antje,

Ich habe seit fast zehn Jahren festegestellte Polyarthritis, aber bis es soweit war, gingen Jahre der Qual, der Unsicherheit und des Schmerzes ins Land. Da ich sehr sportlich war, wurde mir ständig unterstellt, einen Tennisarm zu haben, die Bänder im Knie überdehnt zu haben oder einfach nur zu simulieren. Und dann kams...Über nacht wurde ich zum völlig bewegungsunfähigen Krüppel, konnte mir noch nicht einmal die Zähne selbst putzen oder den Po... Dubisose Spritzen, dubiose Ärzte, dubiose Behandlungen... alles das, was Ihr schon kennt. Wahrscheinlich bis zum Erbrechen! Und eines Tages geriet ich an einen Internisten, der mich das erste mal seit Krankheitsausbruch "richtig" untersuchte: nämlich mein Blut. Und er wurde fündig: ich hatte neben einer Chlamydien-Infektion noch eine aktive, nicht behandelte Borreliose (Zeckenbiss)Da saß ich schon im Rolli, mein Mann hatte mich verlassen und meinen Job war ich auch beinahe los wegen ständiger Arbeitsunfähigkeit. Die Behandlung ging dann flott voran und über die Monate und Jahre hat sich mein Zustand so sehr gebessert, daß ich heute wieder fast normal leben kann. Von den zerstörten Gelenken mal abgesehen. Leider kam das alles viel zu spät, ich hätte längst nicht so leiden müssen und wäre nicht dermaßen invalide geworden, wenn die Ärzte sich vorher mal richtig um mich gesorgt hätten. Die besten Erfahrungen habe ich mit Azulfidine RA gemacht als Basistherapeutikum: kaum Nebenwirkungen und recht gute Dauerverträglichkeit. Die schlimmste Zeit war während einer zwei Jahre dauernden Behandlung mit MTX. Es war die Hölle. Zwar ging das Rheuma zurück, aber ich hatte tausend andere, schlimme Erkrankungen, die mich völlig ins Unglück stürzten. Da war z.B. der Haarausfall, das schlimme Augenflimmern, schwarze Flecken wie Schmutz vor den Augen, Inkontinenz (Einnässen tagsüber!!!)Depressionen etc. etc. ! Jeden Sonntag saß ich vor den Tabletten wie vor meinem Todesurteil. Was mir aber richtig gut geholfen hat, war eine psychische Behandlung. Die führte zwar zunächst mal dazu, dass ich mich scheiden liess, aber auch dazu, sehr viel besser mit meinen Schmerzen umgehen zu lernen. Und das war richtig klasse. Kann ich nur empfehlen.
Auf jeden Fall sollte man doch schon mal den Arzt wechseln, denn es gibt so viele neue Erkenntnisse in der letzten Zeit. Ich wünsche Euch beiden wenig Schmerz und viel Bewegungsfreude. Liebe Grüße Erika


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