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Fragen und Antworten

Auslösung von Rheuma durch die Geburt eines Kindes?

Frage aus der Kategorie: Fragen an die Experten
Eine Frage von K. G.:

Meine Schwester hat im Mai letzten Jahres eine Tochter geboren. Danach hat klagte sie plötzlich über starke Gelenkschmerzen. Der Arzt bemerkte, das der Rheuma-Wert stark erhöht war. Leider konnten sie meiner Schwester nicht helfen. Sie hat starke Schmerzen in den Füßen, die Zehgelenke sind stark angeschwollen. Die Ärzte können ihr nicht helfen, da der Rheuma-Wert wieder bei normal liegt. Sie geht jetzt regelmäßig zur Physiotherapie und zum Besprechen, aber helfen tut das alles nichts. Kann Rheuma durch die Schwangerschaft, bzw. durch die Geburt ausgelöst werden?

Die Antwort gibt Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer, 26.04.2004:

Das Auftreten einer entzündlich-rheumatischen oder immunologischen Systemerkrankung im Anschluß an die Entbindung eines Kindes ist eine bekannte Beobachtung. Es werden verschiedene Ursachen diskutiert. Darunter zählen die hormonelle Umstellung nach der Entbindung und die Umstellung der sogenannten Immuntoleranz, ganz aktuell wird auch eine Bedeutung von Prolactin für möglich gehalten, d.h. einem Hormon, dass für die Milchbildung verantwortlich ist.

Schmerzen und Schwellungen in den Gelenken müssen grundsätzlich immer an die Möglichkeit einer rheumatischen Erkrankung denken lassen, dies umso mehr, wenn der Rheumafaktor im Blut nachweisbar ist. Allerdings ist der Nachweis des Rheumafaktors im Blut für die Diagnose einer rheumatischen Erkrankung nicht zwingend notwendig, da bei einer großen Zahl von rheumatischen Erkrankungen der Rheumafaktor überhaupt nicht nachweisbar ist.

Ebenso kann es – gerade in der Anfangsphase einer rheumatischen Erkrankung – dazu kommen, dass die Laborbefunde wechseln. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass bei etwa einem Drittel der Patientinnen und Patienten mit einer beginnenden rheumatoiden Arthritis in den ersten Monaten bzw. innerhalb des ersten Jahres auch keine Entzündungswerte im Blut nachgewiesen werden, obwohl es sich bei diesem Krankheitsbild um eine entzündliche Erkrankung handelt.

Wichtig ist eine schnelle Diagnosestellung und der möglichst frühzeitige Beginn einer wirksamen Therapie. Physiotherapie (Krankengymnastik) allein ist nicht in der Lage, die Erkrankung effektiv zu kontrollieren. Besprechen mag ein interessantes Therapiekonzept sein; für eine entzündlich-rheumatische Erkrankung ist aber, wie auch offensichtlich bei Ihrer Schwester, eine entscheidende Wirkung nicht zu erwarten. Ihre Schwester sollte schnellstmöglich einem qualifizierten internistischen Rheumatologen vorgestellt werden, damit keine therapeutischen Möglichkeiten versäumt werden.

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