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Fragen und Antworten

Mit Enbrel ins Ausland

Frage aus der Kategorie: Fragen an die Experten
Eine Frage von Annemarie aus Graz:

Ich fliege jetzt für eine Woche in die Türkei und habe meine Enbrel-Kühltasche mit. Was gibt es bei Flugreisen mit Enbrel zu beachten?

Die Antwort gibt Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer, 1.08.2004:

Kühlkette aufrecht erhalten

Am wichtigsten ist in der Tat, daß die Kühlkette nicht unterbrochen wird. Da der Flug in die Türkei nicht sehr lange ist, sollte es mit Verwendung der Kühltasche klappen, auch wenn man die Transfers zum Flughafen und am Ankunftsort zum Hotel mit berücksichtigt.


Warum ist es so wichtig, daß die Kühlkette nicht unterbrochen wird?

Die in Enbrel enthaltene Wirksubstanz Etanercept kann „verderben“, wenn die vorgeschriebene Kühlkette unterbrochen wird. Dies kann dann dazu führen, daß das Präparat nicht mehr oder nicht mehr ausreichend wirkt.

Außerdem kann es in einem solchen Fall auch dazu kommen, daß sich die Struktur des Wirkstoffes verändert und dadurch Nebenwirkungen auftreten.

Generell gilt, daß eine einzige Spritze unter normalen Bedingungen, d.h. nicht gerade bei ständiger Lagerung in der prallen Sonne, auch dann noch für einen Zeitraum von 3-4 Tagen, d.h. die nächste anstehende Injektion, verwendet werden kann, wenn die Kühlkette unterbrochen wurde.

Welche Erfahrungen gibt es zum Transport von Enbrel auf längeren Flugreisen?

Bei längeren Reisen, d.h. wenn man einen Enbrel-Vorrat von mehreren Spritzen und für mehrere Injektionen mitnehmen muß, ist es natürlich noch viel wichtiger, daß die Kühlkette nicht unterbrochen wird.

Dies ist insbesondere bei längeren Flugreisen manchmal ein Problem, da für den Transport sichergestellt werden muß, daß das Medikament immer ausreichend gekühlt wird.

Glücklicherweise gibt es für solche Fälle aber schon sehr umfangreiche Erfahrungen. Eine rheuma-online-Userin ist mit Enbrel sogar im Rucksack für 3 Monate durch Asien gereist, auch dies hat hervorragend funktioniert.


Was sollte man dazu im Vorfeld organisieren:

  1. Man braucht eine kleine Kühltasche, die nicht so groß ist, daß sie im Handgepäck im Flugzeug stört, die aber andererseits so ausreichend dimensioniert ist, daß der gesamte Enbrel-Vorrat einschließlich Kühlakkus hineinpasst.

Neben den Kühlakkus, die man für die Kühlung von Enbrel in der Kühltasche braucht, sollte man genauso viel Ersatzakkus haben, damit man diese während der Reise überall da, wo es möglich ist (z.B. Flugzeug, Hotel etc.) aufladen kann und sie dann für den weiteren Transport / die nächste Etappe frisch gekühlt zur Verfügung hat. Vorher bei der Airline / den Airlines, mit denen man fliegen wird, klären, in welcher Form die Enbrel-Spritzen im Flugzeug gekühlt werden können. In den meisten Maschinen, die für Langstreckenflüge eingesetzt werden, gibt es Kühlschränke, so daß man die Enbrelspritzen bei Flugbeginn beim Flugpersonal abgeben kann. Man sollte in diesem Fall auch den Kühlakku und die Reserve-Kühlakkus dort abgeben, damit man sie beim Verlassen der Maschine für die weitere Reise frisch aufgeladen zur Verfügung hat und das Enbrel auf diese Weise heil im Hotel oder am sonstigen Zielort ankommt (wo es dann die nächste Kühlmöglichkeit geben sollte). Ansonsten gibt es im jedem Flieger Eis, allein schon für die Getränke. Damit hat man auf jeden Fall Eis, um das Enbrel in der eigenen Kühltasche zu kühlen. Bevor man die Maschine verlässt, sollte man auch in diesem Fall die Kühltasche mit frischen Eis für die Weiterreise auffüllen. Wenn man im Zielland selber über Land / durch das Land reisen will, ist es wichtig, daß es bei den einzelnen Stationen die Möglichkeit zum Aufladen der Kühlakkus gibt. Dies sollte man bei der Reiseplanung, d.h. der Auswahl der Hotels oder Pensionen etc. berücksichtigen. Die Enbrel-Spritzen in den Koffer oder ins Handgepäck?

Die gesamte Menge Enbrel gehört ins Handgepäck, da nur so sichergestellt werden kann, daß die Kühlkette nicht unterbrochen wird, wenn ungeplante Dinge passieren (z.B. sich Anschlussflüge verschieben oder auch der Koffer nicht am Zielort ankommt).

Wir alle kennen das Problem, daß man fröhlich am Transportband des Ankunftsflughafens steht und alle Reisenden mit ihren Koffern davonziehen, nur man selber wartet auf sein Gepäck. Und muß dann im weiteren feststellen, daß es nicht wie geplant in Malaga, auf Malta oder auf den Maleviden angekommen ist, sondern sich im Augenblick im Anflug auf die Molukken befindet.

Man sollte es mit Enbrel deshalb wie mit allen Dingen halten, die bei der Ankunft am Zielort unverzichtbar sind (dazu gehört im übrigen bei vielen Rheumapatienten auch ihr Cortison): Diese Gegenstände gehören unbedingt ins Handgepäck.

Ein zweiter Gesichtspunkt ist die Frage der richtigen Temperierung. In der Regel sind zwar die Laderäume der Passierflugzeuge temperiert, so daß man davon ausgehen kann, daß dort nichts einfriert (was mit Enbrel nicht passieren sollte). Bei längeren Flugreisen ist es aber möglich, daß die Kühlakkus in der Kühlbox nicht ausreichend lange wirken und es notwendig wird, sie durch frische auszutauschen. Dies ist im Laderaum natürlich nicht möglich.

Wie ist es mit der Sicherheitskontrolle am Flughafen und am Zoll?

In den Ländern der Europäischen Union (Mitgliedsstaaten des Schengener Abkommens) gibt es selbstverständlich überhaupt keine Probleme mit der Einfuhr von Enbrel. Voraussetzung ist natürlich, daß es sich um Mengen handelt, die für den persönlichen Verbrauch bestimmt sind.

Die folgenden Staaten haben das Schengener Abkommens unterzeichnet bzw. sind zugehörige Staaten, in denen dieses Verfahren praktiziert wird:

Belgien Dänemark Deutschland Finnland Frankreich Griechenland Island Italien Luxemburg Niederlande Norwegen Österreich Portugal Schweden Spanien


In den übrigen Ländern kommt es auf die jeweiligen Einfuhrbestimmungen und Zollvorschriften an. In der Regel kann man dabei allerdings auch davon ausgehen, daß Medikamente, die für einen selber bestimmt sind, persönlich mitgeführt werden und für einen kürzeren Zeitraum vorgesehen sind, problemlos eingeführt werden können.

Schwieriger ist die Situation bei längeren Auslandsreisen, z.B. über 2 oder 3 Monate oder gar noch länger. In diesen Fällen empfiehlt es sich, im Vorfeld mit dem Konsulat des entsprechenden Landes / der entsprechenden Länder Kontakt aufzunehmen und die Einzelheiten zu klären.

Unabhängig davon empfiehlt sich bei Reisen in Länder außerhalb des Schengener Abkommens bei der Mitnahme von Medikamenten eine entsprechende Bescheinigung des behandelnden Arztes, am besten auch in Englisch (bei Reisen nach Südamerika am besten auch noch zusätzlich in Spanisch).

Damit es bei der Sicherheitskontrolle auf dem Flughafen keine Probleme gibt, sollte man sich von seinem behandelnden Arzt eine Bescheinigung ausstellen lassen, daß es sich bei den Spritzen um ein Medikament handelt, daß Sie ständig bei sich führen müssen.

Bei Diabetikern, die Insulin spritzen müssen, gibt es auch solche Bescheinigungen. Dort hat sich die Formulierung bewährt, daß es sich um eine lebensnotwendige Medikation handelt. Auch wenn dies bei Enbrel nicht unmittelbar der Fall ist, sollte man überlegen, ob man zur Vermeidung von Schwierigkeiten auch bei diesem Medikament auf eine solche bewährte und bekannte Formulierung zurückgreift.

Alternativ könnte man die Formulierung wählen, daß es sich bei diesen Spritzen um eine kontinuierliche Behandlung handelt, die regelmäßig durchgeführt werden muß und daß sie die Spritzen deshalb auf der Reise ständig bei sich tragen müssen.

Die Bescheinigung sollte auch in englischer Sprache sein, optimalerweise außerdem auch in der Sprache des Landes / der Länder, in die man reist (sofern es sich um gängige Sprachen wie Spanisch oder Französisch handelt).

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