Auftreten von Autoantikörpern unter Therapie mit Infliximab sind keine Seltenheit

Unter einer Therapie mit dem TNF-Blocker Infliximab (Remicade) kommt es nicht selten zum Auftreten neuer Autoantikörper. Ob diese Autoantikörper sich auf die Gesundheit des Patienten auswirken oder diesbezüglich unbedeutend sind, ist derzeit noch nicht abschließend geklärt.

(Mittwoch, 21.04.2004, Dr. med. Gabriele Moultrie / Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer)
Kategorie: Archiv bis Mai 2005

Autoantikörper sind verschiedene Antikörper im Blut, die sich gegen körpereigenes Gewebe richten. Sie kommen bei unterschiedlichen Erkrankungen vor. Die Autoantikörper selbst sind nicht die Auslöser für diese Erkrankungen. Ihr Auftreten kann jedoch wichtige Hinweise für die richtige Diagnose liefern und bei manchen Erkrankungen auch als Aktivitätsparameter dienen.

Es ist bekannt, dass es unter der Therapie mit Tumor-Nekrose-Faktor-Blockern (TNF-Blocker) zum Auftreten solcher Autoantikörper kommen kann. Eine kanadische Arbeitsgruppe beleuchtete dieses Phänomen und untersuchte, wie häufig es zur Entwicklung von bestimmten Autoantikörpern unter Therapie mit dem TNF-Blocker Infliximab (Remicade) kommt.

Die Wissenschaftler untersuchten das Blut von 42 Patienten, die mehr als fünf Infliximab-Infusionen erhalten hatten. Es wurden folgende Autoantikörper bestimmt: Antinukleäre Antikörper (ANA), anti-DNS, anti-Sm, anti-RNP, anti-SSA, anti-SSB. (Diese Autoantikörper sind normalerweise richtungsweisend für das Vorliegen einer Kollagenose).

Bei 76% der untersuchten Patienten kam es während der Behandlung zum Auftreten einer der oben genannten Autoantikörper. Am häufigsten ließen sich ANA´s nachweisen (45%), gefolgt von anti-DNA (33%), anti-Sm (31%) und anti-RNP (29%). Das Auftreten der Autoantikörper war abhängig von der Behandlungsdauer und der Infliximab-Dosis. Kein Zusammenhang bestand zwischen der Begleitmedikation, der Therapiewirksamkeit oder der Art der Grunderkrankung.

Das Beruhigende ist, dass keiner der Patienten, die unter der Infliximab-Therapie Autoantikörper entwickelten, an einer Kollagenose erkrankte.

Die Ergebnisse dieser kleinen Studie weisen darauf hin, dass das Auftreten von Autoantikörper unter einer Therapie mit Infliximab nichts Ungewöhnliches ist. Soweit derzeit beurteilbar, scheinen diese Autoantikörper aber nicht Ausdruck einer durch die Therapie hervorgerufenen Kollagenose zu sein.

Wichtig ist noch einmal zu betonen, dass der Nachweis einer oder mehrerer Autoantikörper alleine ohne weitere Symptome oder Befunde nicht zwingend bedeutet, dass eine damit verbundene Erkrankung vorliegen muß.

Literatur: Louis M, Rauch J, Armstrong M, Fitzcharles MA. Division of Rheumatology, McGill University Health Centre at Montreal General Hospital, 1650 Cedar Avenue, Montreal, Quebec, Canada H3G 1A4. Induction of autoantibodies during prolonged treatment with infliximab

J Rheumatol. 2003 Dec;30(12):2557-62.

 

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