Autologe Stammzelltransplantation bei schwerer rheumatoider Arthritis

Die autologe Stammzelltransplantation scheint für Patienten mit einer sehr schweren Verlaufsform einer rheumatoiden Arthritis, die nicht auf Medikamente anspricht, eine relativ sichere und wirksame Alternative zu sein.

(Sonntag, 14.03.2004, Dr. med. Gabriele Moultrie)
Kategorie: Archiv bis Mai 2005

 

Bei der autologen Stammzelltransplantation handelt es sich um ein modernes Verfahren, das eigentlich aus der Therapie bestimmter Krebserkrankungen bekannt ist. Dabei wird durch eine starke Chemotherapie das Knochenmark des Patienten dazu angeregt, Vorläuferzellen ins Blut zu schwemmen, die dann entnommen und eingefroren werden. Danach erhält der Patient weitere Chemotherapien, die die blutbildenden Zellen im Knochenmark vernichten. Im Anschluß werden dem Patienten die zuvor gewonnen Vorläuferzellen zurückgegeben. Diese Zellen wandern ins Knochenmark ein und reifen dort im optimalen Fall zu gesunden Blutzellen heran.

Seit 1996 wird die autologe Stammzelltransplantation auch zur Behandlung von schweren Verlaufsformen der rheumatoiden Arthritis angewendet, bei der die Patienten nicht auf Medikamente - auch nicht auf die Behandlung mit TNF-Blockern - ansprechen.

Eine Arbeitsgruppe aus der Schweiz stellte sich die Aufgabe, sämtliche Daten, die weltweit bis heute zu dem Thema der autologen Stammzelltransplantation bei rheumatoider Arthritis existieren, zusammen zu tragen.

Die notwendigen Informationen stammen aus speziellen Registern, in denen alle Patienten verzeichnet sind, die bisher eine autologe Stammzelltransplantation erhielten (EBMT und ABMTR).

Insgesamt wurde die autologe Stammzelltransplantation bei 76 Patienten aus 15 Behandlungszentren durchgeführt. Alle Patienten waren zuvor mit mindestens 5 Basistherapien erfolglos behandelt worden. Alle litten krankheitsbedingt unter erheblichen körperlichen Funktionseinschränkungen.

Die Mehrzahl der Patienten erhielt als Chemotherapie Cyclophosphamid (Endoxan) entweder alleine oder in Kombination mit Anti-Thymocyten-Globulin, Busulfan oder einer Ganzkörperbestrahlung. Die mittlere Nachbeobachtungszeit betrug 16 Monate.

Folgende Ergebnisse ließen sich festhalten: 67% der Patienten erzielten nach der Transplantation eine Besserung ihrer Beschwerden um mindestens 50% (ACR 50). Zusätzlich kam es zu einer signifikanten Verbesserung der Funktionskapazität. Dennoch mußten die meisten Patienten innerhalb von 6 Monaten auf Grund der noch vorhandenen oder der wieder aufflackernden Krankheitsaktivität erneut eine Basistherapie beginnen. Die Basistherapie sprach nach der Transplantation bei der Hälfte dieser Patienten an.

Patienten ohne Rheumafaktor - sogenannte seronegative Patienten - profitierten besser von der autologen Stammzelltransplantation als seropositive Patienten. Die Dauer der Erkrankung hatte ebenso wie die Anzahl der zuvor eingenommen Basismedikamente und die Anwesenheit von HLA-DR4 keinen Einfluß auf den Erfolg der Transplantation.

Während der Tarnsplantationsphase verstarb keiner der Patienten. Ein Patient verstarb allerdings nach 5 Monaten auf Grund eines Lungentumors.

Zusammenfassend läßt sich sagen, dass die autologe Stammzelltransplantation bei Patienten mit einer verzweifelten rheumatoiden Arthritis relativ gute Erfolge erzielt. Insgesamt handelt es sich jedoch um eine sehr belastende, risikoreiche und eingreifende Therapie. Die Erfahrungen zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis sind bisher weltweit sehr gering.

Literatur:

Snowden JA, Passweg J, Moore JJ, Milliken S, Cannell P, Van Laar J, Verburg R, Szer J, Taylor K, Joske D, Rule S, Bingham SJ, Emery P, Burt RK, Lowenthal RM, Durez P, McKendry RJ, Pavletic SZ, Espigado I, Jantunen E, Kashyap A, Rabusin M, Brooks P, Bredeson C, Tyndall A. Department of Rheumatology, Felix-Platter-Spital, University of Basel, Basel, Switzerland. : Autologous Hemopoietic Stem Cell Transplantation in Severe Rheumatoid Arthritis: A Report from the EBMT and ABMTR.

 

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