Beinenvenenthrombose auf Langstreckenflügen - wer ist betroffen, wie kann man vorbeugen?

Personen mit einem erhöhten Thromboserisiko sollten Langstreckenflüge umgehen. Läßt sich ein Langstreckenflug nicht vermeiden wird neben Allgemeinmaßnahmen wie das Tragen von Kompressionsstrümpfen, Beinübungen und einer reichlichen Flüssigkeitszufuhr eine vorbeugende Spritze mit niedermolekularem Heparin empfohlen.

(Donnerstag, 01.04.2004, Dr. med. Gabriele Moultrie)
Kategorie: Archiv bis Mai 2005

 

Dr. Giovanni Belcaro von der Chieti Universität in Pescaro, Italien zählt zu den führenden Experten auf dem Gebiet der tiefen Beinvenenthrombosen, die auf Langstreckenflügen entstehen. Letzte Woche berichtet Belcaro von seinen aktuellen Studienergebnissen aus der sogenannten LONGFLIT-Studie (Long Flights Thrombosis): Er untersuchte das Auftreten einer Thrombose bei 5000 Passagieren auf Langstreckenflügen. Dabei stellte er fest, dass circa 1% der Passagiere ohne erhöhtes Thromboserisiko auf Flügen über 8-10 Stunden Flugzeit ein Blutgerinsel in den Beinvenen entwickelt. Liegt ein erhöhtes Thromboserisiko vor, so erleiden bis zu 6% dieser Fluggäste eine tiefe Beinvenenthrombose.

Wer zählt zu dieser Hochrisikogruppe ? Vor allem Personen, die in der Vorgeschichte bereits eine Thrombose erlitten hatten gehören zu den gefährdeten Personen. Aber auch Menschen die an einem Tumor erkrankt sind, eine Erkrankung des Blutgerinnungssystems oder starke Krampfadern aufweisen zählen unter anderem zur Risikogruppe. Schwangere mit einem Thromboseleiden sind besonders gefährdet. Das Alter des Flugreisenden an und für sich spielt für das Auftreten einer tiefen Beinvenenthrombose keine Rolle.

Eine deutsche Studie von der Arbeitsgruppe um Dr. T Schwarz von der Universität Dresden veröffentlichte zum gleichen Thema im letzten Dezember ihre Untersuchungsergebnisse. Diese Studienergebnisse zeigten weniger dramatische Zahlen. Von den Hochrisikopassagieren entwickelten 2,8% eine tiefe Beinvenenthrombose - in der nicht mit einem Risiko behafteten Kontrollgruppe waren es 1%.

Tritt eine Person während einer Thrombose einen Langstreckenflug an, so ist das Risiko einer Lungenembolie deutlich erhöht. Belcaro empfiehlt in dieser Situation unbedingt die Einmalgabe einer niedermolekularen Heparin Spritze zur Blutverdünnung vor Flugbeginn.

Unter Studienbedingungen zeigte sich, dass auch Personen, die der Hochrisikogruppe (siehe oben) angehören von der Einmalgabe eines niedermolekularen Heparins profitieren. Verabreichte man diesen Menschen 2-3 Stunden vor Flugbeginn eine Einmaldosis mit 400IU Enoxaparin trat bei 141 Passgieren keine einzige Thrombose auf. Eine andere Hochrisikogruppe mit 139 Personen erhielt hingegen drei Tage vor dem Flug 400mg Aspirin. In dieser Gruppe entwickelten 4 Fluggäste eine tiefe Beinvenenthrombose.

Die Einnahme von Aspirin scheint das Auftreten einer Thrombose also nicht zu verhindern.

Für Personen mit gering erhöhtem Thromboserisiko - zum Beispiel bei leichten Krampfadern - empfiehlt Belcaro das Tragen knielanger Kompressionstrümpfe. Die Wirksamkeit von Kompressionsstrümpfen ist ebenfalls durch Studien belegt.

Als Allgemeinmaßnahmen ist auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr während des Fluges zu achten. Ein Gangplatz ist günstig, da man die Beine ausstrecken kann und durch Beinbewegungen den Blutfluß in Gang hält.

Literatur: 1) Schwarz T, Siegert G, Oettler W, et al. Venous thrombosis after long-haul flights. Arch Intern Med 2003 Dec 8-22; 163(22):2759-64.

2) Giovanni B, Cesarone MR Nicolaides A, et al. Presentation: Prevention of flight-related thrombosis with low-molecular weight heparin. New Orleans, LA: American College of Cardiology 2004 Scientific Sessions: 2004 meeting; March 7-10, 2004:Abstract no 1001-12.

 

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