CCP-Antikörper: Ein hochspezifischer neuer diagnostischer Marker für die Diagnostik und die Verlaufsbeurteilung von Patienten mit einer beginnenden rheumatoiden Arthritis

Durch die Bestimmung von neuen Antikörpern wie Cyclisches Citrulliniertes Protein (anti-CCP) und hnRNP-At/RA33 (anti-A2/RA33) läßt sich bei Patienten im frühen Stadium einer Gelenkentzündung die diagnostische Treffsicherheit erhöhen. Gleichzeitig ermöglichen die neuen diagnostischen Marker auch eine bessere Abschätzung zur Prognose, d.h. den zu erwartenden weiteren Krankheitsverlauf.

(Montag, 22.12.2003, Dr. med. Gabriele Moultrie / Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer)
Kategorie: Archiv bis Mai 2005

Durch die Bestimmung von neuen Antikörpern wie Cyclisches Citrulliniertes Protein (anti-CCP) und hnRNP-At/RA33 (anti-A2/RA33) läßt sich bei Patienten im frühen Stadium einer Gelenkentzündung die diagnostische Treffsicherheit erhöhen. Gleichzeitig ermöglichen die neuen diagnostischen Marker auch eine bessere Abschätzung zur Prognose, d.h. den zu erwartenden weiteren Krankheitsverlauf.

Beim diesjährigen ACR-Kongreß der US-amerikanischen Rheumatologen in Orlando stellte Frau Dr. Valerie Nell von der Universität Wien die Ergebnisse ihrer Untersuchung mit den Antikörpern Cyclisches Citrulliniertes Protein (anti-CCP) und hnRNP-At/RA33 (anti-A2/RA33) bei Patienten im frühen Stadium einer rheumatoiden Arthritis vor. Antikörper sind Eiweiße, die der Körper gegen Fremdstoffe oder auch gegen körpereigenen Strukturen (=Autoantikörper) bildet. Sie können mit Hilfe einer Blutuntersuchung bestimmt werden.

Laut Dr. Nell ist das gleichzeitige Auftreten eines Rheumafaktors in Kombination mit anti-CCP oder RA33 sehr spezifisch für das Vorliegen einer rheumatoiden Arthritis.

Ihre Arbeitsgruppe untersuchte im Blut von 180 Patienten mit einer neu aufgetretenen Gelenkentzündung den Rheumafaktor sowie die Anwesenheit von anti-CCP und anti-RA33. Patienten, bei denen eine rheumatoide Arthritis diagnostiziert wurde, wurden sofort mit einer Basistherapie behandelt. Es zeigte sich, dass Patienten mit einem Rheumafaktor > 50 U/ml oder mit anti-CCP trotz der frühzeitig begonnenen Basistherapie einen erosiven Krankheitsverlauf entwickelten. Diese Patienten hatten also eine schlechtere Prognose. Um dem entgegenzuwirken, sollte in diesen Fällen von Beginn an eine `aggressive´ Therapie durchgeführt werden.

Außerdem empfiehlt Frau Dr. Nell eine Bestimmung des anti-CCP bei allen Patienten, bei denen die Diagnose einer rheumatoide Arthritis unsicher ist, oder bei Patienten mit negativem Rheumafaktornachweis im Serum, d. h. einem fehlenden Rheumafaktor im Blut. Durch die frühzeitige Sicherung der Diagnose kann dann eine wirksame Therapie ohne Zeitverlust begonnen werden.

Die Ergebnisse einer weiteren Studie von Dr. Floris van Gaalen von der Universität Leiden unterstreicht diese Empfehlung. Auch hier zeigte sich bei 318 Patienten im frühen Stadium einer Gelenkentzündung, dass diejenigen Patienten, bei denen von Anfang an ein positives anti-CCP nachgewiesen werden konnte, in 92% im Verlauf der nächsten 3 Jahre eine rheumatoide Arthritis entwickelten. Patienten ohne Nachweis von anti-CCP erkrankten nur in 25% an einer rheumatoiden Arthritis.

Ein weiterer Antikörper, der sogenannte anti-Sa/citrullinated vimentin Antikörper (anti-Sa) wird als prognostischer Marker für den Verlauf einer rheumatoiden Arthritis von Dr. Gilles Boire von der Universität Sherbrooke bevorzugt. Die Anwesenheit dieses Antikörpers spricht für einen schweren Krankheitsverlauf, für ein schlechtes Ansprechen der Basismedikamente und einen größeren Gelenkschaden.

Insgesamt sind die vorgestellten Antikörper ein zusätzliches Werkzeug für den Arzt, wenn sich durch die eingehende körperliche Untersuchung und Befragungen des Patienten sowie andere Blutuntersuchungen und die Röngtendiagnostik keine eindeutige Diagnose stellen läßt.

Da man heute frühzeitig mit dem Einsatz von Basismedikamenten beginnt, um einem Gelenkschaden vorzubeugen, ist es notwendig, so früh wie möglich eine eindeutige Diagnose stellen zu können. Dabei leisten die oben genannten Antikörper wertvolle Dienste.

Literatur:

1) Nell VPD, Machold KP, Eberl G, et al.: The diagnostic significance of autoantibodies in patients with very early arthritis. Orlando, FL: American College of Rheumatology: 2003 meeting; October 23-28, 2003:Abstract 167.

2) van Gaalen FA, Linn-Rasker SP, van Venrooij WJ, et al.: In undifferentiated arthritis autoantibodies to cyclic citrullinated peptides (CCP) predict progression to rheumatoid arthritis; a prospective cohort study. Orlando, FL: American College of Rheumatology: 2003 meeting; October 23-28, 2003:Abstract 168.

3) Boire G, Cossett P, de Brum-Fernandes AJ, et al.: Anti-Sa/Citrullinated vimentin antibodies (Anti-Sa Abs), anti-cyclic citrullinated peptide (anti-CCP) and IgM rheumatoid factor (RF) as prognostic markers of disease severity in early polyarthritis. Orlando, FL: American College of Rheumatology: 2003 meeting; October 23-28, 2003:Abstract 1740.

 

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