Die Bedeutung von Anticardiolipin-Antikörpern unter Behandlung mit TNF-Blockern

Bei Patienten mit rheumatoider Arthritis kann es unter Therapie mit TNF-Blockern zum Auftreten von Anticardiolipin-Antikörpern kommen. Treten die Anticardiolipin-Antikörper während einer Infliximab-Behandlung auf, so ist mit vermehrten Nebenwirkungen und einem geringeren Therapieerfolg zu rechnen.

(Donnerstag, 29.04.2004, Dr. med. Gabriele Moultrie)
Kategorie: Archiv bis Mai 2005

Dass es unter Therapie mit TNF-Blockern (Tumor Nekrose-Faktor-Blockern) zum Auftreten von verschiedenen Autoantikörpern kommen kann, ist nichts Neues. Wir berichteten über dieses Thema erst kürzlich in rheuma-online in unserem Beitrag vom 21.04.2004. Eine schwedische Arbeitsgruppe widmete ihr Interesse dem Auftreten eines speziellen Autoantikörpers - dem Anticardiolipin-Antikörper.

Normalerweise tritt der Anticardiolipin-Antikörper im Rahmen verschiedener Autoimmunerkrankungen (besonders beim systemischen Lupus erythematodes), bei AIDS, Lymphomen oder auch eigenständig auf. Patienten mit einem Anticardiolipin-Antikörper entwickeln vermehrt Blutgerinnsel, Embolien oder Fehlgeburten.

Die Arbeitsgruppe der rheumatologischen Abteilung vom Karolinska Hospital in Stockholm untersuchte 121 Patienten, die auf Grund ihrer rheumatoiden Arthritis mit einem der beiden TNF-Blocker Infliximab (Remicade) oder Etanercept (Enbrel) behandelt wurden. Vor Therapiebeginn liesen sich bereits bei 13.5% der Infliximab-Gruppe und 17% der Etanercept-Gruppe Anticardiolipin-Antikörper nachweisen. Nach 3 Behandlungsmonaten stieg die Häufigkeit der Anticardiolipin-Antikörper auf 29% bzw. auf 27% an. Risikofaktoren für die Entwicklung der Anticardiolipin-Antikörper waren hohes Alter, mehrere Basismedikamente in der Vorgeschichte und eine höhere Krankheitsaktivität.

Das Auftreten der Anticardiolipin-Antikörper stand in der Infliximab-Gruppe mit zwei Phänomenen in Verbindung. Zum einen traten bei diesen Patienten gehäuft Nebenwirkungen unter der Infliximab Behandlung auf. Zum anderen war das Therapieansprechen geringer. Erstaunlicherweise traten diese Erscheinungen bei Patienten in der Etanercept-Gruppe mit Anticardiolipin-Antikörpern nicht auf.

Die Häufigkeit von Thrombosen oder Embolien war bei Patienten mit Anticardiolipin-Antikörpern nicht erhöht.

Die Konsequenz aus dieser (kleinen) Studie wäre, beim Auftreten von Anticardiolipin-Antikörpern vor oder während einer Therapie mit Infliximab einen Wechsel auf Etanercept durchzuführen. Außerdem wäre es sinnvoll, bei Nebenwirkungen oder mangelndem Therapieerfolg unter Infliximab eine Bestimmung der Anticardiolipin-Antikörper vorzunehmen.

Literatur: Jonsdottir T, Forslid J, Van Vollenhoven AM, Harju A, Brannemark SA, Klareskog L, Van Vollenhoven RF. Dept of Rheumatology, Karolinska Hospital, Stockholm, Sweden. Treatment with TNF-{alpha} antagonists in patients with rheumatoid arthritis induces anticardiolipin antibodies (ACLA): ACLA predict worse clinical outcome with infliximab and more frequent treatment limiting infusion reactions. Ann Rheum Dis. 2004 Apr 5

 

Copyright © 1997-2024 rheuma-online
rheuma-online Österreich
 
Alle Texte und Beiträge in rheuma-online wurden nach bestem Wissen und Gewissen erstellt. Irrtümer sind jedoch vorbehalten. Alle Angaben sind ohne Gewähr. Jegliche Haftungsansprüche, insbesondere auch solche, die sich aus den Angaben zu Krankheitsbildern, Diagnosen und Therapien ergeben könnten, sind ausgeschlossen.