Die Diskussion um die Risiken von östrogen-gestagenhaltigen Hormonpräparaten geht weiter

Neue Auswertungen der Women´s Health Initiative (WHI) - Studie decken ein leicht erhöhtes Risiko auf, unter der Einnahme von östrogen-gestagenhaltigen Hormonpräparaten einen Eierstocktumor (Ovarialtumor) zu entwickeln.

(Dienstag, 02.12.2003, Dr. med. Gabriele Moultrie)
Kategorie: Archiv bis Mai 2005

 

Die Abwägung des Nutzen und Risikoprofils bei Einnahme von östrogen-gestagenhaltigen Hormonpräparaten löst immer wieder neue Diskussionen aus.

Der Trend der letzten Jahre, Frauen in der Menopause leichtfertig östrogen-gestagenhaltige Hormonpräparate zu empfehlen um neben der Wechseljahrbeschwerden auch eine Vorbeugung oder gar Therapie der Osteoporose zu erzielen, ist angesichts der erheblichen Risiken überholt.

Im Rahmen einer groß angelegten Studie (Women´s Health Initiative trial) an der 16608 Frauen in den Wechseljahren teilnahmen wurde festgestellt, dass die Einnahme der östrogen-gestagenhaltigen Hormonpräparate ein erhöhtes Risiko birgt, unter anderem an Brustkrebs, Herzerkrankungen und Thrombosen zu erkranken.

Neue Auswertungen der WHI-Studie durch Dr. G.L. Anderson vom Krebsforschungsinstitut in Seattle zeigen, dass Frauen unter Hormoneinnahme etwas häufiger (statistisch nicht signifikant) an einem Eierstockkrebs erkranken, als unbehandelte Frauen. Obwohl das Risiko eines Eierstockkrebses nur geringfügig erhöht ist, muß es angesichts der Bösartigkeit solcher Tumoren sehr ernst genommen werden.

Einen geringen Schutz scheinen die Hormonpräparate hinsichtlich der Entwicklung einer Krebserkrankung im Bereich der Gebärmutterschleimhaut zu bieten. Die behandelten Frauen erkrankten etwas seltener. Dennoch gilt die strikte Empfehlung, jede Zwischenblutung die nach den Wechseljahren auftritt durch den Frauenarzt abklären zu lassen.

Zusammenfassend läßt sich sagen, dass das Risiko beim Einsatz von östrogen-gestagenhaltigen Hormonpräparaten gut bedacht werden muß. Derartige Hormone sind in der Lage die Knochendichte zu verbessern und damit die Häufigkeit von osteoporosebedingten Knochenbrüchen zu senken. Angesichts des erheblichen Risikoprofils der östrogen-gestagenhaltigen Hormonpräparate sollten jedoch andere Therapiemaßnahmen in der Vorbeugung und Therapie der Osteoporose zuerst eingesetzt werden.

Anmerkung: Wichtig ist, dass es nach Absetzten der Hormonpräparate zunächst zu einem schnelleren Verlust der Knochendichte kommen kann. Daher sollten Frauen, bei denen bereits eine verminderte Knochendichte bekannt ist mit ihrem betreuenden Arzt überlegen, nach Absetzten der Hormone eine Bestimmung der Knochendichte durchführen zu lassen, um den Zeitpunkt einer Therapiebedürftigkeit nicht zu verpassen.

Literatur: Cauley JA, Robbins J, Chen Z et al. Effects of estrogen plus progestin on risk of fracture and bone mineral density: The Women´s Health Initiative randomized trial. JAMA 2003; 290:1729-38.

Anderson GL, Judd HL, Kaunitz AM et al. Effects of estrogen plus progestin on gynecologic cancers and associated diagnostic procedures: The Women´s Health Initiative randomized trial. JAMA 2003; 290:1739-48

 

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