Gefährliches Duett: Helicobacter Pylori-Infektion bei gleichzeitiger Einnahme kortisonfreier Rheumamittel

Das Risiko, aus einen Geschwür des oberen Magen-Darmtraktes zu bluten, verdoppelt sich bei Patienten, die kortisonfreie Rheumamittel einnehmen und gleichzeitig mit dem Bakterium Helicobacter Pylori besiedelt sind.

(Dienstag, 04.05.2004, Dr. med. Gabriele Moultrie)
Kategorie: Archiv bis Mai 2005

 

Helicobacter Pylori hat in den letzten Jahren in der Fach- und Laienpresse viel von sich Reden gemacht. Das Bakterium, das weitverbreitet als Mitbewohner in unserem Magen und Dünndarm vorkommen kann, ist in der Lage, bei bestimmten Risikopersonen unter anderem das Auftreten von Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren und Blutungen zu fördern.

Eine griechische Arbeitsgruppe konnte unlängst feststellen, dass Patienten, die unter einer Therapie mit kortisonfreien Rheumamitteln (NSAR) stehen und gleichzeitig mit einem Helicobacter Pylori besiedelt sind ein nahezu doppelt so hohes Risiko tragen, ein blutendes Magengeschwür zu entwickeln, als ohne Helicobacter Pylori-Infektion.

Die Wissenschaftler untersuchten 80 Patienten mit einer Blutnug aus dem oberen Magen-Darmtrakt und 80 Kontrollpatienten. Die beiden Gruppen unterschieden sich nicht hinsichtlich der NSAR-Dosis, der Begleitmedikamente, Alter, Geschlecht, Rauch- und Trinkgewohnheiten.

Ein Unterschied bestand lediglich darin, dass die `Blutungsgruppe´ in der Vorgeschichte etwas häufiger ein Magengeschwür aufwies. Darüber hinaus wurden mehr Patienten dieser Gruppe länger als 3 Monate mit NSAR behandelt.

Betrachtet man nun die Häufigkeit der Helicobacter Pylori Besiedlung in den beiden Gruppen, so lies sich feststellen, dass das Bakterium in der Blutungsgruppe mit 79% deutlich häufiger vertreten war als in der Kontrollgruppe (56%).

Statistische Analysen bestätigten, dass die Anwesenheit von Helicobacter Pylori bei Patienten unter NSAR-Therapie ein unabhängiger Risikofaktor für das Auftreten einer Blutung aus dem oberen Magen-Darmtrakt darstellt.

Darüber hinaus gingen die Wissenschaftler der Frage nach, ob bestimmte genetische Merkmale der verschiedenen Helicobacter Pylori-Stämme das Blutungsrisko beeinflussen. Ergebnissen einer früheren Studie zur Folge war das Vorhandensein des sogenannten `cyctotoxic-associated-antigen (CagA)´ mit einem erhöhten Blutungsrisiko verbunden. Diese Beobachtung konnte die griechische Arbeitsgruppe nicht bestätigen. In der oben vorgestellten Studie lies sich kein Einfluß von CagA auf das Blutungsrisiko nachweisen.

Da die Studie angesichts der Häufigkeit von NSAR-Therapie und dem Vorhandensein von Helicobacter Pylori in der westlichen Bevölkerung nur eine sehr geringe Fallzahl aufweist, lassen sich aus den Ergebnissen keine allgemeinen Empfehlungen ableiten. Dr. Papatheodoridis, der Leiter der Studie zieht allerdings persönliche Konsequenzen aus den Studienergebnissen. So testet er den Helicobacter Pylori-Status zu Beginn einer NSAR-Therapie und bei Langzeiteinnehmer, die weitere Risikofaktoren aufweisen. Liegt eine Helicobacter Pylori-Infektion vor, so führt er eine antibiotische Behandlung durch.

Literatur: 1. Papatheodoridis GV, Papadelli D, Cholongitas E, et al. Effect of helicobacter pylori infection on the risk of upper gastrointestinal bleeding in users of nonsteroidal anti-inflammatory drugs. Am J Med 2004 May 1; 116(9):601-5.

2. Huang JQ, Sridhar S, Hunt RH. Role of Helicobacter pylori infection and nonsteroidal anti-inflammatory drugs in peptic ulcer disease: a meta-analysis. Lancet 2002 Jan 5; 359:14-22.

 

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