Relevanz der Darm-Gelenk-Achse für das Management der Spondyloarthritis in der täglichen Praxis

Bei fast 50 Prozent aller Patienten mit Spondyloarthritiden liegt eine mikroskopisch darstellbare Darmentzündung vor, die für die Prognose und die Therapieentscheidung relevant zu sein scheint. SpA-Patienten mit chronisch verlaufenden Darmentzündungen haben möglicherweise einen ungünstigeren Krankheitsverlauf. Das haben Wissenschaftler der Universität Gent in der aktuellen Ausgabe von «Current Opinion in Rheumatology» publiziert.

(Donnerstag, 05.06.2014, Dr. Barbara Missler-Karger)

Schleimbeutelentzündung an der Achillissehne bei Spondylitis ankylosans, Foto Priv. Doz. Dr. med H. E. Langer

Bereits vor 30 Jahren wurde das Konzept der mikroskopisch sichtbaren Darmentzündung bei Spondyloarthritiden (SpA) erstellt. Während der vergangenen 10 Jahre sind bei der Diagnose früher Fälle enorme Fortschritte erzielt worden.

Außerdem wird angenommen, dass sich aufgrund verbesserter hygienischer Maßnahmen die Belastung durch Mikroorganismen verändert hat. Dies wiederum hat zu einer Verschiebung des Krankheitsspektrums geführt.

Eine Gruppe von Wissenschaftler der Universität Gent in Belgien hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, die Bedeutung der Darmentzündung bei SpA neu zu ermitteln.

Forschungsergebnisse jüngeren Datums

Das Vorliegen einer mit dem Mikroskop erkennbaren Darmentzündung konnte bei ca. 50 Prozent der Patienten mit einer frühen axialen und/oder peripheren SpA bestätigt werden.
Wichtiger war jedoch, dass ein Vorhersagemodell entwickelt werden konnte, bei dem die Darmentzündung mit klinischen Faktoren zusammengeführt wird - sprich höhere Krankheitsaktivität, ausgeprägte Knochenmarködeme der Iliosakralgelenke und eine progressive Erkrankung.

Zusätzlich wird die Beweislage zunehmend besser, die nahelegt, dass das Vorliegen oder das Fehlen einer Darmentzündung bei SpA die Therapieentscheidung beeinflusst. Dies wird an der unterschiedlichen Wirksamkeit einer Interleukin-17 Blockade bei Morbus Crohn im Vergleich zur SpA eindeutig demonstriert.

Fazit:
Bei fast 50 Prozent aller Patienten mit Spondyloarthritiden liegt eine mikroskopisch darstellbare Darmentzündung vor, die für die Prognose und die Therapieentscheidung relevant zu sein scheint. SpA-Patienten mit chronisch verlaufenden Darmentzündungen haben möglicherweise einen ungünstigeren Krankheitsverlauf. Es ist daher denkbar, dass die Abklärung einer Darmentzündung bei zukünftigen Modellen der Risikostratefizierung der SpA einbezogen wird.

Literatur und Links


Relevance of the gut/joint axis for the management of spondyloarthritis in daily clinical practice
Cypers, Heleen; Van Praet,  Liesbet; Varkas, Gaëlle; Elewaut, Dirk
Current Opinion in Rheumatology:
July 2014 - Volume 26 - Issue 4 - p 371-376
doi: 10.1097/BOR.0000000000000070
SPONDYLOARTHROPATHIES: Edited by Joachim Sieper
Abstract

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