Schmerzschwelle bei Familienangehörigen von Fibromyalgiepatienten häufig erniedrigt

Familienangehörige von Fibromyalgiepatienten haben häufig eine erniedrigte Schmerzschwelle und tragen ein erhöhtes Risiko, ebenfalls an einer Fibromyalgie zu erkranken. Darüber hinaus kommt es in solchen Familien häufiger als in der Normalbevölkerung zum Auftreten von krankhaften Depressionen oder bipolaren Störungen.

(Sonntag, 25.04.2004, Dr. med. Gabriele Moultrie)
Kategorie: Archiv bis Mai 2005

 

Immernoch bestehen Unklarheiten darüber, welche Ursachen zum Auftreten einer Fibromyalgie führen. Dass auch genetische Voraussetzungen das Auftreten einer Fibromyalgie begünstigen, läßt sich aus den Ergebnissen einer amerikanischen Studie schließen:

Es wurden insgesamt 78 Fibromyalgiepatienten mit 146 Angehörigen untersucht. Als Kontrolle diente eine Gruppe aus 40 Patienten mit einer rheumatoiden Arthritis mit 72 Familienangehörigen.

In beiden Gruppen untersuchten die Wissenschaftler verschiedene Kriterien: Zum einen wurde das subjektive Schmerzempfinden und der Schmerz auf Fingerdruck des Untersuchers festgehalten, zum anderen wurde der Schmerzpegel mit einem Dolometer gemessen. Außerdem wurde in beiden Gruppen nach dem Auftreten psychischer Erkrankungen wie Depression oder bipolaren Störungen geforscht.

Folgende interessante Ergebnisse kamen ans Tageslicht: Angehörige von Fibromyalgiepatienten tragen ein 8.5mal höheres Risiko, ebenfalls eine Fibromyalgie zu entwickeln als Angehörige von Patienten mit einer rheumatoiden Arthritis. Dazu paßt, dass auch das Schmerzempfinden in Fibromyalgiefamilien deutlich erhöht war oder anders herum gesagt, die Schmerzschwelle erniedrigt war.

Unabhängig von einer familär erniedrigten Schmerzschwelle traten in Fibromyalgiefamilien häufiger als in der anderen Gruppe psychische Erkrankungen der Stimmung wie Depression oder bipolare Störungen ( das heißt der krankhafte Wechsel zwischen Depression und Euphorie ) auf. Während Familienangehörige von Fibromyalgie Patienten mit einer Häufigkeit von 1,3% an einer psychischen Erkrankung litten, waren es in der `Arthritisgruppe´ 0,4%.

Aus diesen Studienergebnissen ziehen die Autoren zwei Schlußfolgerungen:

1) Die herabgesetzte Schmerzschwelle in Fibromyalgiefamilien spricht für eine genetische Komponente der Fibromyalgie.

2) Das gehäufte Auftreten von psychischen Störungen bei Fibromyalgiepatienten und deren Angehörigen muß von Ärzten und Wissenschaftlern bei Untersuchungen, Therapie und Forschung berücksichtigt und mit ein bezogen werden.

Literatur: 1. Arnold LM, Hudson JI, Hess EV, et al. Family study of fibromyalgia. Arthritis Rheum 2004 Mar; 50(3):944-52.

 

Copyright © 1997-2024 rheuma-online
rheuma-online Österreich
 
Alle Texte und Beiträge in rheuma-online wurden nach bestem Wissen und Gewissen erstellt. Irrtümer sind jedoch vorbehalten. Alle Angaben sind ohne Gewähr. Jegliche Haftungsansprüche, insbesondere auch solche, die sich aus den Angaben zu Krankheitsbildern, Diagnosen und Therapien ergeben könnten, sind ausgeschlossen.