Was hat es mit der Vogelgrippe auf sich?

Die Vogelgrippe (Avian-Influenza) ist eine Viruserkrankung die vor allem Zugvögel, Hühner und Puten, aber auch alle anderen Vögel befallen kann. Eine Ansteckung an erkrankten Tieren kann beim Menschen zu einer schweren Grippe, Fieber, Lungenentzündung bis hin zu tödlichen Krankheitsverläufen führen.

(Dienstag, 17.02.2004, Dr. med. Gabriele Moultrie)
Kategorie: Archiv bis Mai 2005

 

Seit über 100 Jahren ist die Vogelgrippe bekannt. Sie ist weltweit verbreitetet und befällt Vögel aller Art. Überwiegend sind Zugvögel betroffen, wobei diese meistens einen milden Krankheitsverlauf durchleben. Sind Hühner oder Puten betroffen, so verläuft die Vogelgrippe aggressiver.

Die Erkrankung wird durch das Influenza-Virus-A hervorgerufen, das in 15 verschiedenen Untergruppen auftritt, die als H-Subtypen bezeichnet werden und unterschiedlich schwere Erkrankungen verursachen. Die aggressivsten Subtypen sind die Typen H5 und H7. Sie rufen schwere - meist tödliche Krankheitsverläufe - hervor und haben so zu dem Namen `Geflügelpest´ geführt.

Es ist eine Besonderheit dieser Viren, dass sie in der Lage sind, sich selbst von einer harmlosen Variante in einen aggressiven Subtyp zu verwandeln. Man spricht von einer Mutation. Sowohl die Influenza-Viren des Menschen als auch die Vogel- Influenza Viren können sich hervorragend so verändern, dass sie gegen die Abwehrmechanismen ihrer `Opfer´ gefeit sind.

Außerdem sind die Viren in der Lage, ihr genetisches Material ändern, sodass neue Subtypen entstehen. Man spricht von einem Antigen-shift. Das führt dazu, dass eine Population noch über keine Immunabwehr gegen die neuen Subtypen verfügt.

Die Vogelgrippe-Viren kommen in Zugvögeln besonders häufig vor und verbreiten sich daher weltweit. Während die Zugvögel meist an einer milderen Verlaufsform erkranken, sind besonders Hühner und Puten anfällig für schwere Verlaufsformen.

Allerdings können sich auch Menschen und andere Tiere wie Pferde und Schweine an der Vogelgrippe anstecken. Beim Menschen findet man meistens die Subtypen H1-H3.

Der enge Kontakt zwischen Mensch und Geflügel kann zur Ansteckung führen. Das Virus findet sich in hohen Konzentrationen im Kot erkrankter Tiere. Wahrscheinlich geschieht die Ansteckung durch das Einatmen von Staubteilchen, die das Virus enthalten und durch mangelnde Händehygiene.

In Hongkong wurden 1997 erstmalig 18 Infektionen bei Tierhaltern nachgewiesen, von denen 6 verstarben. 2003 trat in Holland eine andere Form der Vogelgrippe auf mit 89 Erkrankungen und einem Todesfall.

Seit ca. 6 Monaten macht nun erneut eine Vogelgrippe-Epidemie Schlagzeilen. Es handelt sich um den Subtyp H5N1. Das Virus breitet sich in Asien aus und hat zu einen Massensterben auf Geflügelfarmen geführt. Erkrankungsfälle sind bisher auch aus China, Indonesien, Japan , Kambodscha, Laos, Südkorea, Thailand und Vietnam bekannt.

Bei den aus den USA, Pakistan und Taiwan gemeldeten Fällen handelt es sich um andere Virus-Subtypen.

Aus Vietnam und Thailand wurde erneut von Erkrankungen beim Menschen berichtet, bei denen der Virus-Subtyp H5N1 nachgewiesen werden konnte. Bei 18 Menschen (Stand 2.2004) verlief die Erkrankung tödlich. Kinder scheinen besonders gefährdet. Fast alle Erkrankten hatten Kontakt zu befallenen Tieren. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch kann allerdings nicht ausgeschlossen werden.

Man weiß, dass das H5N1-Virus beim Menschen schwere Krankheitsverläufe verursachen kann.

Wissenschaftler befürchten, dass eine gleichzeitige Infektion mit Vogel- und menschlichen Influenza A-Viren zu einer Mischung des viralen Erbmaterials führen könnte. Das könnte wiederum zur Folge haben, dass das Virus leichter von Mensch zu Mensch übertragen werden kann, weil es sich sozusagen den `Eintrittsschlüssel´ vom menschlichen Virusgenom zu Eigen machen könnte.

Krankheitssymptome beim Menschen:

Die Erkrankung äußert sich ähnlich wie eine schwere Grippe. Meist kommt es zu einen raschen Krankheitsausbruch mit Kopf- und Halsschmerzen, Gliederschmerzen, Fieber und eine Lungenentzündung.

Behandlung:

Eine sicher wirksame Therapie existiert derzeit nicht. Eine gewisse Wirksamkeit scheinen die sogenannten Neuraminidasehemmer auf zu weisen.

Vorbeugende Maßnahmen haben einen hohen Stellenwert. Geflügel- und Tiermärkte in betroffenen Ländern sollten gemieden werden. Da das Virus durch Erhitzen abgetötet wird, ist der Verzehr von gekochtem Geflügelfleisch und gekochten Eiern unbedenklich. Ob rohe Nahrungsmittel zu einer Übertagung führen können ist noch ungewiß.

Ebenso wichtig ist die Händehygiene mit Wasser und Seife und alkoholischem Desinfektionsmitteln.

Die Grippeimpfung richtet sich gegen das menschliche Influenza-Virus und ist nicht gegen die Vogelgrippe wirksam. Dennoch wird die Grippeschutzimpfung für Menschen, die mit Geflügel in Berührung kommen empfohlen, um einen gleichzeitigen Befall von menschlichen und tierischen Influenza-Viren zu vermeiden.

Derzeit besteht jedoch keine direkte Gefährdung von Reisenden in betroffene Länder.

 

Copyright © 1997-2024 rheuma-online
rheuma-online Österreich
 
Alle Texte und Beiträge in rheuma-online wurden nach bestem Wissen und Gewissen erstellt. Irrtümer sind jedoch vorbehalten. Alle Angaben sind ohne Gewähr. Jegliche Haftungsansprüche, insbesondere auch solche, die sich aus den Angaben zu Krankheitsbildern, Diagnosen und Therapien ergeben könnten, sind ausgeschlossen.