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Fragen und Antworten

Eine Frage von Stephan G.:

Sehr geehrte Damen und Herren, bitte informieren Sie mich, wie ich weiterhin mein für mich sehr wichtiges Medikament "ENBREL 25mg" beziehen kann. Die derzeitigen Lieferengpässe kennen Sie sicherlich! Herzlichen Dank für Ihre Hilfe! Mit freundlichen Gruessen

Die Antwort gibt Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer, 18.09.2002:

Es gibt im Augenblick weltweit Lieferschwierigkeiten mit Enbrel, da zum einen in den USA eine Indikationsausweitung erfolgt ist (Zulassung jetzt auch für die Psoriasis-Arthritis und die frühe rheumatoide Arthritis), zum anderen auch ein zunehmender "Off-Label-Use", d.h. Einsatz außerhalb der zugelassenen Indikation, zum Beispiel beim M. Bechterew, und gleichzeitig bei der letzten "Ernte" des Wirkstoffs aus der Zellkultur nur etwa 80% der üblichen und erwarteten Ausbeute erzielt wurden. Aktuell ist weltweit der Markt leergefegt, ist gibt nirgends mehr Enbrel. Dummerweise ist die Produktion des Präparates sehr aufwendig. Gegenwärtig gibt es weltweit nur eine Produktionsstätte für Enbrel, interessanterweise in Deutschland, da es sehr schwierig ist, großtechnisch die gentechnologischen Verfahren in der notwendigen Qualität zu entwickeln und industriell umzusetzen.

 

Nach unserem Kenntnisstand wird es Enbrel frühestens erst Mitte Juli 2002 wieder geben, möglicherweise aber sogar in Deutschland sogar noch später, da erst USA beliefert werden wird (Immunex als Entwickler von Enbrel ist ein amerikanisches Unternehmen) und noch nicht klar ist, wann (aus deutscher Sicht) die Importmärkte wieder offen sind und die entsprechenden Bezugsmöglichkeiten zur Verfügung stehen.

 

Die Situation ist schwierig; alle leiden, die Patienten am meisten, mit ihnen die behandelnden Ärzte, der Hersteller selber vermutlich aber auch ganz erheblich. Ich denke, dass wir die Situation aber meistern werden.

 

Wichtig ist die Teilnahme am Patientenregistrierungsprogramm; die Meldung erfolgt in der Regel durch Ihren behandelnden Rheumatologen in anonymisierter Form an den deutschen Hersteller Wyeth in Münster. Von dort bekommt der Rheumatologe dann ein Kärtchen im Scheckkartenformat, mit dem Enbrel in der Folge über die Apotheke bezogen werden kann. Allerdings ist damit nicht 100%ig garantiert, dass es zu jedem Zeitpunkt für jeden Patienten die ausreichende Menge Enbrel geben wird. Dazu ist weltweit die Diskrepanz zwischen der unglaublichen Nachfrage und den vorhandenen Produktionskapazitäten zu groß. Da die Produktion von Enbrel sehr schwierig ist, kann der Ausstoss auch nicht einfach gesteigert werden. Ebenso ist es nicht von jetzt auf gleich möglich, eine neue Fabrik in Betrieb zu nehmen. Es gibt in den USA in Rhode Island schon ein neues Werk, dass derzeit ein sehr aufwendiges und zeitintensives Genehmigungsverfahren durch die amerikanischen Aufsichtsbehörden durchläuft. Wenn alles gut geht, kann dort gegen Ende des Jahres mit der Produktion begonnen werden. Das wird die Lage dann etwas entschärfen.

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