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Fragen und Antworten

Eine Frage von Anja S.:

ich bin 25 Jahre und habe seit 1 1/2 Jahren die Diagnose Mischkollagenose. Ich habe dieses Jahr erst einen heftigen Schub überstanden, der seit Ende August am Abklingen ist.

Mittlerweile geht es mir schon wesentlich besser. Meine letzte große Blutuntersuchung hatte ich September. Dort sind keine Entzündungsfaktoren mehr gefunden worden, die auf eine Aktivität der Krankheit schließen lassen.

Jetzt war ich gestern bei meinem Hausarzt, weil ich befürchtete, mir eine Blasenentzündung eingefangen zu haben.

Doch zu meiner großen Überraschung ist es eine Nierenentzündung. Mein linke Niere ist verdickt. Jetzt werde ich mit Antibiotikum behandelt.

Meine Frage ist folgende:

Könnte es sein, daß das Rheuma auf die Niere übergangen ist? Ich weiß zwar, daß es bei einer Mischkollagenose eher unwahrscheinlich ist, daß die Nieren mitbeteiligt werden, anders als bei SLE. Aber ich habe doch Angst davor, daß bei mir eventuell ein Ausnahmefall passieren könnte. Sollte ich das von meinem Rheumatologen abklären lassen? (Ich hab nämlich einen weiteren Anfahrtsweg zu ihm.)

Die Antwort gibt Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer, 1.01.1970:

Eine Nierenbeteiligung ist bei einer Mischkollagenose in der Tat nicht so häufig wie beim systemischen Lupus erythematodes („Lupus“, SLE), kann aber dennoch vorkommen. Andererseits kann es natürlich bei einer Mischkollagenose auch zu einer „normalen“ Nierenentzündung kommen, d.h. einer Infektion, die dann überhaupt nichts mit einer Nierenbeteiligung bei der Mischkollagenose zu tun hat. Eine solche Nierenentzündung ist dann in der Regel eine Nierenbeckenentzündung, d.h. die Entzündung findet im Bereich der Harnwege statt (in den Hohlräumen, in denen der Urin gesammelt und ausgeschieden wird) und nicht im eigentlichen Nierengewebe selbst (dem Nierenparenchym, d.h. in der eigentlichen „Fabrik“ oder im eigentlichen „Fabrikgebäude“).

Wenn im Urin Bakterien nachgewiesen wurden und die übrigen Untersuchungen darauf hinweisen, dass eine Nierenbeckenentzündung vorliegt, außerdem die Erkrankung rasch auf die antibiotische Therapie anspricht, sollte man sich nicht allzu sehr sorgen.

Wenn aber nicht die typischen Befunde wie bei einer Nierenbeckenentzündung vorliegen, sondern die Urinuntersuchungen auf eine Nephritis hinweisen, d.h. eine Beteiligung des eigentlichen Nierengewebes, muß unverzüglich eine Diagnostik dahingehend eingeleitet werden, ob eine Organmanifestation bei der Mischkollagenose vorliegt. Denn in diesem Fall ist eine unverzügliche Therapie einzuleiten, damit es nicht zu einer dauerhaften Schädigung der Niere oder zu noch ernsteren Verläufen bis hin zum Nierenversagen kommt.

Wenn im Blut allerdings keine Aktivitätszeichen der Mischkollagenose vorliegen, spricht sehr viel dafür, dass es sich bei der Nierenentzündung nicht um eine Organmanifestation der Kollagenose handelt.

06-12-2002

Keywords: Mischkollagenose * Nierenentzündung * Nephritis * Nierenbeckenentzündung * Nierenbeteiligung * Organmanifestationen

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