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Fragen und Antworten

Eine Frage von Marco W.:

Ich bekomme seit ca. 2 Monaten Remicade, und ich habe gestern mitbekommen, daß mein Sohn, der bei mir zu Besuch war, die Windpocken hat. Er ist 8 Jahre alt. Hat das irgendwelche negative Auswirkung auf meine Behandlung mit Remicade? Muß ich meinen Rheumatologen davon in Kenntnis setzen?

Die Antwort gibt Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer, 24.02.2005:

Windpocken gehören zu den am stärksten ansteckenden Erkrankungen. Deshalb hat fast jeder von uns die Windpocken durchgemacht und dagegen Antikörper gebildet, so daß grundsätzlich dagegen ein gewisser Schutz besteht. Allerdings ist dieser Schutz geringer, wenn eine Therapie mit einem immunsuppressiven Medikament erfolgt, d.h. einem Medikament, das die Immunabwehr schwächt oder beeinträchtigt. Remicade gehört wie die anderen Substanzen aus der Gruppe der TNF-alpha-Blocker zu den Medikamenten, die die Immunabwehr in ihrer Funktion beeinträchtigen können. Deshalb ist bei allen TNF-alpha-Blockern das Infektionsrisiko und die Ansteckungsgefahr bei einem Kontakt mit Personen mit einer ansteckenden Erkrankung erhöht.

Wenn Sie früher keine Windpocken durchgemacht haben, ist damit zu rechnen, daß Sie die Erkrankung nun bekommen oder zumindest mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit bekommen werden. Da Remicade nach der Infusion sehr lange im Körper verbleibt, kann man an der Beeinträchtigung des Immunssystems durch die laufende Therapie akuell nichts ändern. Wenn man allerdings kurz vor der nächsten geplanten Infusion steht, sollte man diese in einer solchen Situation sicherheitshalber hinausschieben.

Kommt es zu einer Windpocken-Infektion, muß diese wie üblich behandelt werden. Da die Windpocken bei Erwachsenen schon ohne eine Remicade-Therapie oft schwerer verlaufen als bei Kindern, sollte man mit der entsprechenden Behandlung nicht zuwarten und tendenziell auch „aggressiver“ therapieren als bei Windpocken-Erkrankungen ohne eine Remicade-Therapie.

Im Fall der Windpocken-Erkrankung liegt nun aber insofern eine Sondersituation vor, als bei Personen mit einer Windpocken-Erkrankung in der Vergangenheit eine Neuansteckung nicht erneut zu Windpocken führt, sondern eine Gürtelrose (Herpes zoster) hervorruft. Dies hängt mit speziellen Eigenschaften des Windpockenvirus zusammen, auf die hier nicht näher eingegangen werden soll und muß.

Gürtelrosen (Herpes-Zoster-Infekte) können bei immunsupprimierten Patienten schwerer verlaufen als bei Patienten ohne eine immunsuppressive Therapie. Wenn sich also erste Zeichen einer Gürtelrose zeigen (kleine, juckende Bläschen), muß sofort mit einer antiviralen Behandlung (Medikament gegen das Varizella-Zoster-Virus) begonnen werden, da die Erfolgsaussichten dieser Therapie umso größer sind, je eher sie begonnen wird. Neben einer sofortigen Vorstellung beim Hausarzt sollte parallel auch unmittelbar Kontakt mit dem behandelnden Rheumatologen aufgenommen werden, damit alle notwendigen Maßnahmen unverzüglich eingeleitet werden.

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