Alle Impfungen auf einen Klick - mit dem elektronischen Impfpass

Die Mehrheit der ÖsterreicherInnen begrüßen automatische Verknüpfung des Impfpasses mit der e-card. Erster Pilotbetrieb startet im Jahr 2009

(Donnerstag, 24.07.2008, Theodoros Ioannidis)
Kategorie: Gesundheitssystem

Für die Versicherten ergibt sich mit Einführung des elektronischen
Impfpasses folgender Nutzen:

  • Er schafft eine strukturierte, österreichweit einheitliche
    Impfdokumentation
  • Die Selbstkontrolle der Impfungen durch Patienten wird einfacher
  • Durch ein Recall-System (auf freiwilliger Basis) können Impfungen
    nicht vergessen werden

Die Sozialversicherung verspricht sich einen effizienteren Einkauf
von Impfstoffen für Kinderimpfungen. Durch eine einheitliche Impfdokumentation ist eine bessere Kontrolle von Interaktionen zwischen Impfungen und Medikamenten bzw. von Nebenwirkungen durch Impfungen möglich.

Die für einen elektronischen Impfpass relevanten Schutzimpfungen können
folgenden 3 Impfkreisen zugeordnet werden:

  • Kinder bis zum 15. Lebensjahr: hier gibt es seit 1997 ein  Impfkonzept,
    in dessen Rahmen die meisten Impfungen kostenlos zur Verfügung gestellt werden.
  • Erwachsene: hier werden Auffrischungsimpfungen und Neuimpfungen
    üblicherweise im Rahmen von allgemeinärztlichen Routineuntersuchungen
    oder Impfaktionen durchgeführt.
  • Reiseimpfungen: die meisten erfolgen auf freiwilliger Basis.

Ohne Zustimmung des Impfpass-Inhabers bzw. ohne direkten Patientenkontakt darf kein Einblick in die persönlichen Impfdaten möglich sein.
Aus Gründen der Akzeptanz der Versicherten, des Datenschutzes und der
Praktikabilität soll sich der elektronische Impfpass an den derzeit gängigen
papiergebundenen Impfpässen orientieren:

  • Die Eintragungen müssen internationalen Richtlinien entsprechen und
    nachvollziehbar sein.
  • Alle gespeicherten Daten müssen für den Inhaber des elektronischen
    Impfpasses einsehbar sein.
  • Ohne Zustimmung des Impfpass-Inhabers kein Einblick in die Daten
    möglich.

Grundsätzlich sollte der elektronische Impfpass die Impfdaten der Gesamtbevölkerung quantitativ erfassen. Bei Personen, die nach dem Start des Systems geboren werden, ist dies von Beginn an möglich. Die Datensätze älterer Personen bleiben zwangsläufig unvollständig oder müssen anhand von bestehenden Impfpässen ergänzt werden. Der hohe Aufwand dafür spricht eher für die Datenerfassung ab einem bestimmten Stichtag - allerdings wird der elektronische Impfpass in diesem Fall den Impfstatus der Bevölkerung erst nach etlichen Jahren adäquat abbilden können.

Die Dokumentation von Impfungen erfolgt in Österreich nicht einheitlich
und in manchen Bereichen sogar lückenhaft.

Es gibt, von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich, eine Vielzahl von
Impfstellen, die Schutzimpfungen im Rahmen von regional gewachsenen, mehr
oder weniger strukturierten Impfsystemen verabreichen. Durch die Einführung
eines an die e-card gekoppelten elektronischen Impfpasses soll diese Dokumentation  verbessert und eine Optimierung der Durchimpfungsraten erreicht werden.

Dr. Erich Laminger, Vorsitzender des Verbandsvorstandes im Hauptverband der
österreichischen Sozialversicherungsträger: "Es ist das Ziel der Sozialversicherung, mit dem elektronischen Impfpass einen echten Mehrwert für die persönliche Gesundheit und Sicherheit unserer Versicherten zu bieten. Mit dem e-card-System haben wir jetzt auch die technologische Grundlage, um auf einen Blick sichtbar zu machen, welche Impfungen bereits durchgeführt wurden, aber auch um Versicherte daran zu erinnern, welche Impfungen demnächst wieder fällig werden, um einen optimalen persönlichen Impfschutz zu erreichen".

Impfpass ist wichtigstes Dokument in Zusammenhang mit Gesundheitsvorsorge

Trotz der Tatsache, dass der Impfpass ein sehr wichtiges Dokument ist, geben
46 Prozent der Österreicher an, dass es bereits vorgekommen ist, dass sie den
Impfpass im Zuge eines Arztbesuchs nicht mitgehabt haben. Weiters waren bei
26 Prozent der Österreicher schon einmal Impfungen nicht in den Impfpass
eingetragen worden und 14 Prozent geben an, ihren Impfpass schon einmal
verloren zu haben. 83 Prozent aller Österreicher halten es für sehr bis eher wichtig über anstehende Impfungen informiert zu werden. Lediglich 4 Prozent meinen, dass eine solche Information völlig unwichtig ist.

Ein Bundesländervergleich und eine geschlechtsspezifische Analyse  zeigen, dass die österreichische Bevölkerung im Durchschnitt zum Thema Impfinformation eine sehr homogene positive Meinung vertritt. E-Mails und schriftliche postalische Erinnerungen würden dem SMS und Anruf
klar bevorzugt werden (38/35% vs. 19 bzw. 16%).

Österreicher begrüßen eine zentrale Impfdatenbank und die automatische
Verbindung des Impfpasses mit der e-card.

Einer Aufnahme persönlicher Impfdaten in eine zentrale Datenbank würden 79
Prozent der Österreicher zustimmen, lediglich 9 Prozent lehnen dies ab. Auch
hier zeigt ein regionaler und geschlechtsspezifischer Vergleich ein sehr ähnliches Bild, wobei eine leicht geringere Akzeptanz in der Altersgruppe der 30-39-jährigen vorliegt. Rund 86 Prozent würden eine automatische Verknüpfung des Impfpasses mit der e-card begrüßen. Davon würden 64 Prozent eine Verknüpfung sogar sehr begrüßen.

Hier zeigt sich im Bundesländervergleich, dass im Durchschnitt Burgenland und
Kärnten die höchste Akzeptanz aufweisen, gefolgt von Niederösterreich,
Oberösterreich, Salzburg und Vorarlberg. Ingesamt betrachtet ist die Akzeptanz in Gesamtösterreich sehr hoch. Abschließend ergibt eine geschlechtsspezifische Analyse, dass Männer im Durchschnitt eine Verknüpfung des Impfpasses mit der e-card tendenziell stärker begrüßen. Demnach begrüßen 69 Prozent der Männer diese Verknüpfung sehr, während es bei den Frauen nur 60 Prozent sind.

Die Umsetzung - erster Pilotbetrieb startet im Jahr 2009

Aufbauend auf der Machbarkeitsanalyse erarbeitet der Hauptverband derzeit
ein Detailkonzept für den elektronischen Impfpass auf Basis der e-card
Infrastruktur. DI Volker Schörghofer, stv. Generaldirektor im Hauptverband:
"Auch bei dieser Anwendung werden keinerlei medizinische Daten oder Impfdaten auf der e-card gespeichert. Die e-card ist und bleibt wie bisher der sichere Schlüssel, durch den der Zugang zu diesen Daten für berechtigte Personen ermöglicht wird". Die e-card Infrastruktur dient dabei also der sicheren Identifikation von Patient und Arzt und der sicheren Übermittlung der Impfdaten.
Wie schon bei anderen e-card Anwendungen gilt auch hier das 2-Schlüssel
Prinzip:

  • nur in Kombination von e-card des Patienten und Ordinationskarte des
    Arztes erfolgt der Zugriff auf die Impfdaten.
  • Die Datenübertragung erfolgt, wie bei allen sensiblen Anwendungen über das hochsichere Gesundheitsinformationsnetz, in dem nur berechtigte
    Teilnehmer (wie z.B. Ärzte, Krankenhäuser, Apotheken) zugelassen sind.

Mögliche Funktionalitäten des elektronischen Impfpasses:

Der elektronische Impfpass wird sich hinsichtlich der Funktionalität und des
Umfanges der gespeicherten Daten an den derzeit gängigen papiergebundenen Impfpässen orientieren. Darüber hinaus sollen Informationen wie Teilimpfungsvermerk oder Impfart mit aufgenommen werden.

Das elektronische Impfdokument soll beim Arzt bzw. bei Impfterminals
ausdruckbar sein (z.B. als Nachweis für Reiseimpfungen).

Ein Recall-System auf freiwilliger Basis (per E-Mail, SMS oder Brief) ist
vorgesehen.

Gesundheitsportal / Impfportal für Patienten:  mit der e-card als Bürgerkarte
soll der Patient Einsicht in seine Impfdaten und auch Informationen über fällige
Impfungen oder Reiseimpfungen bekommen. In diesem Portal sollen weiters
auch allgemeine Informationen zum Thema Impfungen (Impfempfehlungen, News) zur Verfügung gestellt werden.

Das Call Center der Sozialversicherung wird allgemeine Fragen zum e-Impfpass
beantworten können.

Quelle: Hauptverband der österr. Sozialversicherungsträger / 10.04.2008 / 12:36 / OTS0214 5 CI 1247 NHS0001

 

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