Anakinra (Kineret) hemmt die Röntgenprogression bei rheumatoider Arthritis

In dieser randomisierten, doppel-blinden, placebo-kontrollierten klinischen Studie über 52 Wochen an 906 Patienten mit rheumatoider Arthritis wurde die Wirksamkeit von Anakinra 100 mg/d s.c. in Kombination mit Methotrexat im Vergleich zu Placebo im Hinblick auf die radiologische Progression untersucht. Die Therapie mit Kineret führte dabei zu einer signifikanten Hemmung der im Röntgenbild sichtbaren Progression.

(Donnerstag, 16.01.2003, Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer)

In dieser randomisierten, doppel-blinden, placebo-kontrollierten klinischen Studie über 52 Wochen wurden insgesamt 906 Patienten mit rheumatoider Arthritis im Verhältnis 1:1 entweder mit Anakinra 100 mg/d s.c. in Kombination mit Methotrexat oder Placebo (in Kombination mit Mtx) behandelt, entsprechend 453 Patienten in jeder Gruppe.


Die mittlere Krankheitsdauer betrug in beiden Gruppen 10 Jahre. Alle Patienten litten trotz einer Methotrexat-Therapie mit Dosierungen zwischen 10 und 25 mg (im Durchschnitt 15,7 mg/Woche oral) an einer aktiven rheumatoiden Arthritis gemäß den ACR-Kriterien.


Der primäre Endpunkt der Studie war die Veränderung gegenüber der Ausgangsmessung im modifizierten Röntgenscore von Sharp nach 52 Wochen Therapie.


Alle Patienten hatten zu Beginn der Studie mindestens 6 geschwollene und mindestens 9 schmerzhafte Gelenken und wiesen eine systemische entzündliche Aktivität von mindestens einem C-reaktiven Protein (CRP) > 1.5 mg/l oder eine BSG von > 28 mm/h auf. Alle Patienten waren erosiv mit mindestens einer Erosion im Röntgenbild von Händen oder Füßen.



Die Ausgangswerte für die Patienten in der Kineret-Gruppe und in der Placebo-Gruppe:


Anakinra (n=450) vs. Placebo (n=449)


Krankheitsdauer 10,7 gegenüber 9,9


Sharp-Gesamt-Score 49,5 gegenüber 52,2


Erosions-Score 24,9 gegenüber 28,0


Gelenkspaltverschmälerung 24,6 gegenüber 24,2


Zahl schmerzhafter Gelenke 27,0 gegenüber 25,6


Zahl geschwollener Gelenke 20,8 gegenüber 20,1


Krankheitsaktivität (Arzturteil) 58,9 gegenüber 57,9


Krankheitsaktivitiät (Patient) 55,1 gegenüber 52,7


Schmerzskala 59,6 gegenüber 56,6


HAQ 1,43 gegenüber 1,38


CRP 2,75 gegenüber 2,54


BSG 42,8 gegenüber 43,2


Morgensteifigkeit 100 gegenüber 110


Rheumafaktor positiv 77,3 gegenüber 78,7


SF-36 PCS 28,8 gegenüber 29,9


SF-36 MCS 48,1 gegenüber 48,3


(Durchschnittswerte)


Die Studie wurde nach 52 Wochen von 69,3% der Patienten in der Kineret-Gruppe und von 66.2% der Patienten in der Placebo-Gruppe beendet. Abbruchgründe waren Nebenwirkungen (16.1% in der Kineret-Gruppe, 14.3% in der Placebo-Gruppe), Ausscheiden auf eigenen Wunsch der Studienteilnehmer (8.6% in der Kineret-Gruppe, 14.6% in der Placebo-Gruppe) und andere Gründe (z.B. Verletzung des Studienprotolls etc.) mit 5.1% in der Kineret-Gruppe und 4.2% in der Placebo-Gruppe. (Kommentar von TIZ: Man kann dabei unterstellen, dass die Angabe „Ausscheiden auf Wunsch der Studienteilnehmer“ in einem wesentlichen Umfang mit einer unzureichenden Effektivität der jeweiligen Therapie gleichzusetzen ist).


Röntgenbilder konnten von 387 Kineret-Patienten (85.5%) und von 380 Placebo-therapierten Patienten (83.8%) ausgewertet werden.


Ergebnisse


Nach Ablauf von 52 Wochen war bei den Kineret-Patienten der modifizierte Sharp-Gesamtscore um eine Einheit niedriger als in der Placebo-Gruppe (Zunahme des Scores in der Kineret-Gruppe um ca. 1,6 Einheiten pro Jahr gegenüber ca. 2.6 Einheiten pro Jahr in der Placebogruppe, eintsprechend 36% Verzögerung der Röntgenprogression durch Kineret gegenüber Placebo). Der Unterschied im Sharp-Erosionsscore betrug ca. 0,5 Einheiten pro Jahr.


Eine signifikante Verzögerung der Röntgenprogression in der Kineret-Gruppe wurde auch bei solchen Patienten beobachtet, die nach 24 Wochen klinisch nicht auf die Therapie angesprochen hatten, d.h. keine ACR-20-Response erreicht hatten. Dies spricht dafür, dass bei der rheumatoiden Arthritis die klinische Krankheitsaktivität und die Röntgenprogression nicht vollkommen parallel verlaufen und damit die therapeutischen Interventionen nicht unbedingt beide Parameter im gleichen Umfang beeinflussen.



Shergy W, Cohen S, Greenwald M, Codding C. Nash P, Hauraoui B, Sharp J, Palmer W, Kattapuram S, Patel A, Sun G, Bekker P:


Anakinra (Kineret) inhibits the progression of radiologically measured joint destruction in rheumatoid arthritis


American College of Rheumatology, 2002 Annual Scientific Meeting, October 24-29, New Orleans, Louisiana, Abstr. LB10


TNF-Ticker vom 16. Januar 2003 – www.tiz-info.de


Keywords: Anakinra * Kineret * rheumatoide Arthritis * RA * chronische Polyarthritis * cP * Röntgenprogression * radiologische Progression * Sharp-Score * klinische Studie

 

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