Etanercept (Enbrel) in den USA jetzt auch für die frühe rheumatoide Arthritis und die Psoriasis-Arthritis zugelassen

Die amerikanische Zulassungsbehörde FDA (Food and Drug Admininistration) hat den TNF-alpha-Blocker Etanercept (Enbrel) mit Wirkung vom 15. Januar 2002 jetzt auch für die Behandlung der fruhen chronischen Polyarthrtisi / rheumatoiden Arthritis und für die Therapie der Psoriasisarthritis zugelassen.

(Montag, 01.04.2002, Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer)
Kategorie: Etanercept

Bislang war Enbrel in den USA zur Behandlung der aktiven rheumatoiden Arthritis bei Erwachsenen zugelassen, wenn sie auf eine vorhergehende Behandlung mit langwirksamen Antirheumatika einschließlich Methotrexat nicht ausreichend angesprochen hatten. Außerdem war Enbrel zugelassen zur Behandlung der aktiven polyartikulären juvenilen chronischen Arthritis bei Kindern im Alter von 4 bis 17 Jahren, die unzureichend auf eine Methotrexat-Behandlung angesprochen hatten oder die eine Methotrexat-Behandlung nicht vertrugen.

Durch die Zulassungserweiterung ist nun bei Erwachsenen eine vorhergehende Behandlung mit Methotrexat keine zwingende Vorbedingung für den Beginn einer Enbrel-Therapie mehr. Enbrel kann nun auch zur Behandlung schwerer, aktiver und rasch fortschreitender Formen der rheumatoiden Arthritis bei Erwachsenen angewendet werden, die zuvor nicht mit Methotrexat behandelt worden sind. Grundlage der Zulassungserweiterung waren Studien, in denen durch Röntgenuntersuchungen bewiesen wurde, dass durch die Anwendung von Enbrel bei Patienten mit den beschriebenen, schweren Erkrankungsformen einer chronischen Polyarthritis das Fortschreiten der durch die Krankheit hervorgerufenen Gelenkschädigungen verlangsamt, im günstigsten Fall sogar vollkommen gestoppt wird.

Mit der Zulassung für die Behandlung der Arthritis bei Psoriasis (Psoriasisarthritis, Gelenkentzündung bei Schuppenflechte) ist Etanercept (Enbrel) nach unserem Kenntnisstand in den USA das erste und bislang einzige Medikament, das für diese Therapie offiziell zugelassen ist. Enbrel ist zur Therapie der Symptome und Befunde einer aktiven Psoriasisarthritis zugelassen. Enbrel kann als Monotherapie, d.h. als alleinige langwirksame antirheumatische und krankheitskontrollierende Therapie eingesetzt werden. Es ist aber auch der Einsatz im Rahmen einer Kombination mit Methotrexat möglich, wenn die Patienten auf eine vorherige Behandlung mit Methotrexat nicht ausreichend angesprochen haben.

(Eine Anmerkung am Rande: Die Zulassung ist etwas kurios, da Methotrexat in den USA (im Gegensatz zu Deutschland) gar nicht offiziell für die Behandlung der Psoriasisarthritis zugelassen ist, die Zulassung für Enbrel nun aber u.a. für solche Patienten erfolgt, die vorher auf Methotrexat nicht ausreichend angesprochen haben.)

Grundlage der Zulassung für die Psoriasisarthritis waren zwei randomisierte, doppel-blinde Multicenterstudien, über die rheuma-online in früheren Kongress-News schon berichtet hat.

In einer über 24 Wochen laufenden, placebo-kontrollierten Phase-3-Studie erhielten 205 Patienten mit Psoriasisarthritis entweder 25 mg Enbrel zweimal wöchentlich als Injektionen unter die Haut (subkutane Injektionen). Die Therapie wurde nach den Kriterien des American College of Rheumatology (ACR) bewertet, außerdem wurde ein Index für die Schwere der Hautbeteiligung bestimmt (PASI = psoriasis area and severity index).

Bei 59% der mit Enbrel behandelten Patienten kam es zu einer Verbesserung auf dem Niveau der sogenannten ACR-20-Response, d.h. einer Verbesserung von mindestens 20% von mehreren Kriterien wie Gelenkschwellungen, Gelenkschmerzen oder Blutwerten. Demgegenüber erreichten nur 15% der 104 mit Placebo behandelten Patienten eine ACR-20-Response (Placebo bedeutet, dass die Patienten mit Injektionen behandelt wurden, die äußerlich den Enbrel-Injektionen entsprachen, in denen aber kein wirksames Medikament enthalten war).

Noch deutlicher war der Unterschied gegenüber Placebo auf dem ACR-50-Niveau: 38% der Enbrel-Patienten gegenüber 4% der Placebo-Patienten Immerhin 11% der Enbrel-Patienten erreichten nach 12 Wochen Behandlung sogar das ACR-70-Niveau, was im Ergebnis einer weitgehenden Beschwerdefreiheit entspricht. Dieses Resultat wurde bei keinem der mit Placebo behandelten Patienten erzielt.

Im Hinblick auf die psoriatischen Hautveränderungen kam es bei einer Untergruppe von Patienten mit vorher definiertem Ausmaß der Hautbeteilung zu einer mindestens 50%igen Verbesserung im PASI-Score bei 47% der Patienten gegenüber 18% in der Placebogruppe; für eine 75%igen Verbesserung im PASI-Score betrugen die Zahlen 23% in der Enbrelgruppe gegenüber 3% in der Placebogruppe.

Ähnliche Ergebnisse wurden in einer vorausgegangenen, kleineren Studie an 60 Patienten mit Psoriasis-Arthritis gesehen. Die Nebenwirkungen bei den mit Enbrel behandelten Psoriasis-Arthritis-Patienten waren ähnlich wie bei der Enbel-Behandlung der chronischen Polyarthritis / rheumatoiden Arthritis. Schwerwiegende Ereignisse einschließlich schwerer Infektionen traten bei den mit Enbrel behandelten Patienten nicht öfters auf als in der Placebo-Gruppe. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Reaktionen am Ort der Einstichstelle (36% gegenüber 9% in der Placebogruppe). Außerdem war die Infektionsrate in der Enbrel-Gruppe etwas erhöht. Am häufigsten waren dabei in der Regel banale Infektionen der oberen Luftwege. Die Zulassung für die Therapie der Psoriasisarthritis mit Enbrel wird in Europa für Ende diesen / Anfang nächsten Jahres erwartet.

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