Flavonoide und kardiovaskuläre Gesundheit

In den Dreißigerjahren des letzten Jahrhunderts identifizierten ungarische Wissenschaftler eine Substanz aus Zitronenschale, die die Durchlässigkeit der Kapillaren reduzierte. Patienten mit Purpura (punktförmige Hautblutungen), die auf eine Therapie mit Vitamin C nicht angesprochen hatten, konnte mit dieser Substanz, die Vitamin P genannt wurde, geholfen werden.

(Freitag, 08.08.2008, Dr. Barbara Missler-Karger)
Kategorie: Ernährung

r-o Foto: "Ein Gläschen in Ehren..." Rotwein ist bei weitem nicht die einzige Quelle für Flavonoide.

Später stellte sich heraus, dass Vitamin P keine Einzelsubstanz, sondern ein Flavonoidgemisch war. Flavonoide sind wasserlösliche Pflanzenfarbstoffe, die zu der großen Gruppe der (Poly)phenole gehören.

Polyphenole kommen in der pflanzlichen Ernährung vor und können positive Effekte auf unsere Gesundheit bewirken. Es sind mehr als 6000 unterschiedliche Flavonoide beschrieben. Ihr Beitrag zur antioxidativen Kapazität unserer Ernährung ist viel umfangreicher als der der Vitamine.

Wir sollten pro Tag mindestens ein Gramm an Flavonoiden zu uns nehmen. Die Aufnahme von Betacarotin, Vitamin C und Vitamin E aus der Nahrung beträgt jedoch häufig weniger als 100 mg pro Tag. Flavonoidquellen für unsere Ernährung sind u. a. Zwiebeln, Kakao, Tee, Äpfel, Rotwein, Zitrusfrüchte, Beeren, Kirschen und Sojaisoflavone.

Erst 1990 berichtete eine niederländische Forschergruppe über den ausgeprägt kardioprotektiven Effekt verschiedener Flavonoide auf die Sterblichkeit bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

In der „Zutphen Elderly Study” war das Risiko, an einer kardiovaskulären Erkrankung zu versterben, bei Männern, die mehr als 30 mg Flavonoide täglich verzehrten, um 70 Prozent reduziert.

In der jetzt von renomierten internationalen Instituten durchgeführten Metanalyse wurde der Effekt von verschiedenen Flavonoiduntergruppen und einer flavonoidreichen Ernährung auf kardiovaskuläre Erkrankungen (CVD) und Risikofaktoren, wie Lipoproteine, Blutdruck und Endothelfunktion (flow-mediated dilatation, FMD) analysiert.

Fazit:

Zurzeit liegt der wissenschaftliche Focus auf der Erforschung von Flavonoiden aus Soja und Kakao. Zukünftige Studien sollten auch andere häufig konsumierte Untergruppen der Flavovonoide, wie Anthocyane (z. B. in Kirschen und Beeren) und Flavonole (z. B. in Zwiebeln, Endivien) berücksichtigen. Diese Studien sollten Dosis-Wirkungsbeziehungen untersuchen und lang genug sein, um klinisch relevante Endpunkte bestimmen zu können.

Literatur und Link


Flavonoids, flavonoid-rich foods, and cardiovascular risk: a meta-analysis of randomized controlled trials
Lee Hooper, Paul A Kroon, Eric B Rimm, Jeffrey S Cohn, Ian Harvey, Kathryn A Le Cornu, Jonathan J Ryder, Wendy L Hall, and Aedín Cassidy
AJCN 2008 88: 38-50.
Abstract

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