Hohe Wirksamkeit bei der Therapie von Psoriasis und Psoriasis-Arthritis

Ergebnisse der ADEPT-Studie zeigen ein ACR-50-Ansprechen von fast 40 Prozent unter einer Monotherapie mit Adalimumab. Immerhin 23 Prozent erreichen ACR-70. Deutliche Reduktion auch bei der Röntgenprogression. Gleichzeitig sehr gute Wirksamkeit bei den Hautmanifestationen.

(Freitag, 28.10.2005, Gaby Langer, Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer)

Der 33. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie tagte dieses Jahr in Dresden. r-o-Foto: H.E. Langer

Ausgedehnte Schuppenflechte auf dem Rücken. Bildnachweis: Fachpressemappe

Mit hochwirksamen Therapien läßt sich die Psoriasis heute gut behandeln. Die Abbildung zeigt denselben Patienten 24 Wochen später. Bildnachweis: Fachpresse-Mappe

Der vollständig humanisierte monoklonale TNF-alpha-Antikörper Adalimumab (Handelsname HUMIRA).

Dr. med. Frank Behrens ist Koordinator Rheumatologie innerhalb des Zentrums für Arzneimittelforschung, -Entwicklung und -Sicherheit (ZAFES) am Klinikum der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main. In seiner Einführung berichtete er über das Krankheitsbild und die Folgen der Psoriasis-Arthritis. Danach wird die Erkrankung häufig noch ganz erheblich in ihrer Bedeutung unterschätzt. Bildnachweis: Fachpressemappe

Prof. Dr. Bernhard Manger, Leitender Oberarzt der Medizinischen Klinik III für den Bereich Rheumatologie an der Friedirch-Alexander-Universität Erlangen, trug die Ergebnisse der ADEPT-Studie aus rheumatologischer Sicht vor. Bildnachweis: Fachpressemappe

Ergebnisse der ADEPT-Studie: Hemmung der Röntgenprogression unter Adalimumab im Vergleich zu Placebo über den Studienzeitraum von 24 Wochen und die anschließende Extensions-Phase von weiteren 24 Wochen. Untere Kurve: Röntgenprogression unter Adalimumab. Obere Kurve: Röntgenprogression unter Placebo über einen Zeitraum von 24 Wochen. Der Unterschied zwischen Adalimumab und Placebo ist hochsignifikant (p<0.01). Nach Wechsel auf Adalimumab kann die Röntgenprogression in den nächsten 24 Wochen deutlich verringert werden und nimmt einen ähnlichen Verlauf wie bei den Patienten, die bereits von Anfang an mit Humira behandelt wurden. Die bereits eingetretenen Schäden können jedoch nicht mehr beeinflußt werden. Bildnachweis: Fachpressemappe

ADEPT-Studie: Ansprechen der Hautmanifestationen unter der Humira-Therapie im Vergleich zu Placebo, gemessen im PASI-Score. Ergebnisse nach 12 und 24 Wochen für PASI 50 (gelb), PASI 75 (orange) und PASI 90 (grün). Linke Säulen: Placebo. Rechte Säulen: Adalimumab. Die Unterschiede für Adalimumab sind hochsignifikant (p<0001). Bildnachweis: Fachpressemappe

Dr. Diamant Thaci ist Dermatologe im Zentrum für Dermatologie und Venerologie der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Sein Part umfaßte die Darstellung der Studienergebnisse aus hautärztlicher Sicht. Zusammen mit Dr. Frank Behrens verwies er auf die Bedeutung einer interdisziplinären, rheumatologischen und dermatologischen Behandlung von Patienten mit Psoriasis und Psoriasis-Arthritis. Bildnachweis: Fachpressemappe

ADEPT-Studie: Therapie der Psoriasis-Arthritis mit Adalimumab

Auf einer Fachpressekonferenz anläßlich der diesjährigen Tagung der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie in Dresden wurden die Ergebnisse der kürzlich veröffentlichten ADEPT-Studie vorgestellt (Adalimumab Effectiveness in Psoriatic Arthritis Trial). In dieser Studie konnte die Wirksamkeit von Adalimumab (Handelsname Humira®) im Hinblick auf die Hautmanifestationen und die Gelenkbeteiligung bei der Schuppenflechte (Psoriasis) belegt werden.

Psoriasis-Arthritis und Adalimumab: Klinische Wirksamkeit

Unter einer Humira®-Monotherapie erreichten bereits in der 24. Woche fast 40 Prozent der Patienten ein ACR50-Ansprechen der Arthritis, immerhin 23 Prozent erzielten sogar ein  ACR70-Ansprechen, das klinisch bereits einer weitgehenden Remission entspricht, d.h. einem weitgehenden Fehlen von Symptomen und Befunden.

Röntgenprogression

Weitere Studienergebnisse betreffen die Frage nach dem Fortschreiten der entzündlichen Veränderungen im Röntgenbild, d.h. die sogenannte Röntgenprogression. Dazu wurden die entsprechenden Veränderungen nach dem Sharp-Score ermittelt, der zum einen das Ausmaß der Gelenkspaltveränderung erfaßt, zum anderen die entzündliche Zerstörung des Knochens in Form von Erosionen. Der Total-Sharp-Score (TSS) faßt beide Einzel-Scores in einem Summen-Score zusammen.
Unter der Behandlung mit einem unwirksamen Scheinmedikament (Placebo) kam es im Verlauf der 24 Wochen bei bei 28,9 Prozent der Patienten im TSS zu einer Verschlechterung von mehr als 0,5 Punkten. In der Humira®-Gruppe waren dies mit lediglich 9 Prozent signifikant weniger.
Die Daten aus einer offenen Fortsetzungs-Studie zeigen, dass die Hemmung der radiologischen Progression unter Humira® bis zur 48. Woche anhielt.

Hautbeteiligung

Hinsichtlich der Hautbeteiligung der Psoriasis kam es unter der Therapie mit Adalimumab ebenfalls zu signifikanten Verbesserungen.

Bei 69 Studienteilnehmern waren mehr als 3 Prozent der Körperoberfläche von Psoriasis betroffen. Unter der Therapie mit Humira® erreichten 42 Prozent nach 24 Wochen ein PASI90-Ansprechen, was einer mindestens 90-prozentigen Verbesserung der Psoriasis-Symptome entspricht (PASI = Psoriasis Area and Severity Index).

EMEA-Zulassung von Adalimumab für die Therapie der Psoriasis-Arthritis seit August 2005

Die European Medicines Agency (EMEA) hat Humira® (Adalimumab) auf der Grundlage dieser Studiendaten bereits Mitte August 2005 zur Behandlung der aktiven und progressiven Psoriasis-Arthritis (PsA) bei Erwachsenen zugelassen. Diese Zulassung erfolgte in einem äußerst schnellen Verfahren und nur fünf-einhalb Wochen nach der positive opinion des CPMP (Committee for Proprietary Medicinal Products).

ADEPT-Studie (Adalimumab Effectiveness in Psoriatic Arthritis Trial): Die ausführlichen Daten

     

  • ADEPT war eine placebokontrollierte, doppelblinde Studie, in der die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Adalimumab bei 313 Erwachsenen mit aktiver Psoriasis-Arthritis (drei oder mehr geschwollene und druckschmerzempfindliche Gelenke) untersucht wurde. In den ersten 24 Wochen der Studie erhielten die Patienten entweder 40 mg Adalimumab alle 14 Tage (n=151) oder Placebo (n=162). Alle Patienten, die diesen Teil der Studie beendeten, konnten anschließend im Rahmen einer offenen Erweiterungsstudie mit 40 mg Adalimumab alle 14 Tage behandelt werden. Teilnehmer, bei denen mehr als 3% der Körperoberfläche von Psoriasis betroffen waren, wurden zusätzlich hinsichtlich des Effektes der Behandlung auf die Hautläsionen untersucht.
  • Nach 24 Wochen zeigten dreimal so viele Patienten in der Placebogruppe ein Fortschreiten der Gelenkschädigungen im modifizierten Total Sharp Score (mTSS >0,5 Punkte) wie unter Adalimumab (28,9% vs. 9%). Zudem waren unter Adalimumab die mittleren Veränderungen des mTSS insgesamt signifikant geringer. Die Hemmung der Krankheitsprogression wurde unter Adalimumab auch über die folgenden 24 Wochen während der offenen Studienphase aufrechterhalten. (Der modifizierte TSS erfasst im Vergleich zum TSS zusätzliche Gelenke, z.B. die Endgelenke der Hand, um den Gelenkstatus bei der PsA zu erfassen).
  • Im Hinblick auf die Hautläsionen erreichten 42% der mit Adalimumab behandelten Patienten nach 24 Wochen ein PASI 90-Ansprechen, was bei keinem einzigen Patienten der Placebo-Gruppe der Fall war. Ein PASI 90-Ansprechen spiegelt eine mindestens 90-prozentige Verbesserung der Psoriasis-Symptome nach dem Psoriasis Area and Severity Index wider.
  • Die Lebensqualität wurde mit Hilfe des Short Form-36 Health Status Survey (SF-36) ermittelt. In sechs von acht Kategorien war die Adalimumab-Gruppe dabei der Placebo-Gruppe signifikant überlegen. Die Lebensqualität der Patienten unter Adalimumab verbesserte sich in den ersten 24 Wochen klinisch relevant.
  • Mit Hilfe des DLQI-Fragebogens (Dermatology Life Quality Index) wurde der Einfluss der Hautläsionen auf verschiedene Aspekte des täglichen Lebens (Schmerz, Juckreiz, emotionale und soziale Belastung) bestimmt. Die möglichen erreichbaren Werte rangieren dabei zwischen 0 und 30 Punkten, wobei kleinere Werte eine geringere Belastung widerspiegeln. Bei den 66 untersuchten Patienten der Adalimumab-Gruppe zeigte sich eine klinisch relevante Verbesserung um 6,1 Punkte, verglichen mit einer Verschlechterung um -0,7 Punkten bei den 66 mit Placebo behandelten Patienten.
  • Messungen der Fatigue-Symptomatik mit dem Functional Assessment of Chronic Illness Therapy Fatigue Score (FACIT-F) nach 24 Wochen zeigten bei Patienten unter Adalimumab eine Verbesserung um 7,1 Punkte, während unter Placebo lediglich 0,1 Punkte erzielt wurden (Skala von 0-52 Punkten). Höhere Werte spiegeln hierbei eine günstigere Symptomatik wider.

Quellen:

Fachpressekonferenz anläßlich der 33. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie am 15. September 2005 in Dresden mit folgenden Vorträgen:

F. Behrens: Psoriasis-Arthritis: Eine Erkrankung mit zwei Gesichtern

B. Manger: Die ADEPT-Studie: Humira® zur Behandlung der Psoriasis-Arthritis

D. Thaci, F. Behrens: Management der Psoriasis-Arthritis aus dermatologischer und rheumatologischer Sicht

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