Humira für die Therapie der rheumatoiden Arthritis zugelassen

Am 10. September 2003 wurde von der europäischen Zulassungsbehörde EMEA der TNF-alpha-Antikörper Adalimumab (Handelsname Humira) für die Therapie der rheumatoiden Arthritis zugelassen.

(Mittwoch, 17.09.2003, Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer)

In einer Pressemitteilung vom 10. September 2003 teilt Abbott Immunology, der pharmazeutische Hersteller von Adalimumab (Handelsname Humira) mit, daß die europäische Zulassungsbehörde EMEA Adalimumab zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis bei Erwachsenen zugelassen hat.


Der Zulassung liegen umfangreiche klinische Untersuchungen zugrunde, in denen eine Wirksamkeit von Adalimumab auch bei Patienten nachgewiesen werden konnte, bei denen eine vorhergehende Behandlung mit traditionellen langwirksamen Antirheumatika nicht ausreichend oder überhaupt nicht wirksam war.


Humira kann nach dieser Zulassung in der Monotherapie, d.h. als alleiniges langwirksames Antirheumatikum, oder in der Kombination mit Methotrexat eingesetzt werden. Die Zulassung bezieht sich auf die Therapie von Erwachsenen mit mäßiger bis schwerer aktiver rheumatoider Arthritis, die auf krankheitsmodifizierende Antirheumatika (DMARD´s) einschließlich Methotrexat (Mtx) nicht ausreichend angesprochen haben.


Um eine maximale Wirkung zu gewährleisten, wird Humira vorzugsweise in der Kombination mit Methotrexat angewendet.


Vom Wirkmechanismus her ist Adalimumab ein monoklonaler Antikörper gegen TNF-alpha und ist damit mit dem schon lange in Deutschland zugelassenen anderen monoklonalen TNF-alpha-Antikörper Infliximab (Remicade) vergleichbar. Im Gegensatz zu Remicade wird Humira aber nicht als Infusion verabreicht, sondern als subkutane Injektion (s.c., Spritze unter die Haut), im Regelfall in Abständen von jeweils 14 Tagen. Die Dosierungsempfehlung für Adalimumab beträgt 40 mg alle 14 Tage. Die Injektion erfolgt in der Regel als Selbstinjektion durch die Patienten.



Bei einem Teil der Patienten ist ein 14-tägiges Behandlungsintervall nicht ausreichend wirksam. In diesen Fällen muß die Injektion von Humira wöchentlich erfolgen.


Die Therapie mit monoklonalen Antikörpern gegen TNF-alpha geht mit einem erhöhten Tuberkulose-Risiko einher. Auch in den ersten Studien zu Adalimumab waren Tuberkulose-Fälle aufgetreten. Nach Einführung eines sorgfältigen Tuberkulose-Screenigs konnte dieses Risiko in der Folge kontrolliert werden. Vor der Therapie mit Humira ist aber genau wie vor Beginn einer Remicade-Therapie ein sorgfältiges Tuberkulose-Screening empfehlenswert.


Als Hauptnebenwirkungen von Adalimumab nennt die EMEA Hautreaktionen im Bereich der Injektionsstelle, Infektionen der oberen Luftwege, Kopfschmerzen und Hautausschläge. Als weitere häufige Nebenwirkungen werden andere Infektionen angegeben, z.B. Harnwegsinfektionen, außerdem Schwindel, Übelkeit, Durchfall, Halsschmerzen, Juckreiz, grippale Symptome und Bauchschmerzen. Unter Humira kam es zu schweren Infektionen, Sepsis und opportunistischen Infektionen, z.T. mit tödlichem Ausgang. Ebenso wurde, wie bereits oben genannt, unter der Therapie mit Humira das Auftreten von Tuberkulosen beobachtet.


Mit der Zulassung von Humira für die Therapie der rheumatoiden Arthritis wird die medikamentöse Palette bei der Therapie dieser schweren Erkrankung um ein weiteres biotechnologisch hergestelltes Medikament erweitert. Bislang stand den Rheumatologen bei hochaktiven Verläufen und schweren Erkrankungsformen, die auf die traditionelle Therapie mit konventionellen langwirksamen Antirheumatika wie Methotrexat oder Leflunomid nicht ausreichend angesprochen hatten, neben dem TNF-alpha-Antikörper Infliximab (Remicade) und dem löslichen TNF-alpha-Rezeptor Etanercept (Enbrel) der Interleukin-1-Blocker Anakinra (Kineret) zur Verfügung.


Infliximab (Remicade) ist zur Therapie der rheumatoiden Arthritis bei Erwachsenen zugelassen, seit Mai 2003 auch zur Therapie des M. Bechterew. Außerhalb der Rheumatologie bezieht sich die Zulassung von Infliximab auch auf den M. Crohn, einer entzündlichen Darmerkrankung, die auch mit einer Gelenkbeteiligung und Bechterew-artigen Symptomen und Befunden an der Wirbelsäule und anderen Strukturen des Bewegungssystems einhergehen kann. Bei der Therapie der rheumatoiden Arthritis ist Remicade nur in Kombination mit Methotrexat zugelassen, bei den anderen Indikationen kann die Behandlung als Monotherapie erfolgen.


Anakinra (Kineret) ist zugelassen zur Therapie der rheumatoiden Arthritis bei Erwachsenen. In Europa bezieht sich die Zulassung auf die Kombinationstherapie mit Methotrexat; in den USA ist Kineret auch in der Monotherapie der rheumatoiden Arthritis zugelassen.


Etanercept (Enbrel) ist in Europa zugelassen zur Therapie der rheumatoiden Arthritis bei Erwachsenen und bei Kindern (juvenile chronische Arthritis, juvenile idiopathische Arthritis), außerdem zur Therapie der Psoriasisarthritis (Arthritis bei Schuppenflechte). In den USA liegt seit kurzem für Enbrel auch die Zulassung zur Therapie des M. Bechterew vor.


Enbrel ist bei allen Erkrankungen als Monotherapie zugelassen, außerdem ist die Kombination mit Methotrexat möglich. Die Zulassung von Enbrel bezieht sich bei der rheumatoiden Arthritis auch auf Frühformen, d.h. bei schweren, prognostisch ungünstigen Formen auch als erste krankheitskontrollierende Therapie ohne vorhergehenden Einsatz von traditionellen langwirksamen Antirheumatika.


Keywords: Adalimumab, Humira, rheumatoide Arthritis, RA, chronische Polyarthritis, cP, Zulassung

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