MTX und Kinderwunsch - Was sind die Facts? 5. und letzter Teil.

MTX – Schlussfolgerungen im Klartext

(Sonntag, 06.11.2005, Dipl. oec. troph. Elke Gurschke, Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer)

Methotrexat (MTX) ist weltweit der Goldstandard bei der Behandlung der rheumatoiden Arthritis und verwandter rheumatischer und immunologischer Systemerkrankungen. Viele junge Patientinnen und Patienten werden mit MTX behandelt. Dieses rheuma-online-Special befaßt sich mit den wichtigsten Fragen im Zusammenhang mit MTX und Kinderwunsch, Zeugung, Schwangerschaft und Empfängnis. r-o-Foto: Elke Gurschke

MTX – Schlussfolgerungen im Klartext

MTX zeigt eine deutliche keimschädigende Wirkung, ist also teratogen. Missbildungen im Bereich von Schädel und Gliedmaßen sind besonders häufig zu beobachten.

Daß die Auswirkungen im Einzelfall nicht vorhersehbar sind, macht die Beratung einer betroffenen Patientin sehr schwierig.

Für eine Schwangere kann das Risiko von möglichen Missbildungen bis hin zu einer Fehlgeburt je nach ihrer Krankheitsgeschichte, den sonstigen Lebensumständen sowie ihrem Alter entweder als unzumutbar oder auch als akzeptabel erscheinen.

Frauen, die während des 1. Drittels ihrer Schwangerschaft mit MTX behandelt wurden, müssen sich darüber im Klaren sein, dass es bei  etwa 24 von 100 Schwangerschaften zu Problemen kommen kann.

Dieser Wert entspricht etwa dem doppelten Risiko, welches durch eine Therapie gegen Schwangerschaftserbrechen hervorgerufen wird.

Wenn der betreuende Arzt eine Schwangerschaft bestätigt, sollte die MTX-Therapie sofort gestoppt und die schwangere Frau zunächst gründlich beraten werden.

Frauen, die sich dann für eine Fortsetzung ihrer Schwangerschaft entscheiden, sollten für mindestens 5 Monate, besser während der gesamten Schwangerschaft, mit Folsäure oder Folinsäure versorgt werden. Die Schwangerschaft sollte außerdem sorgfältig gynäkologisch überwacht werden.

Nach Möglichkeit sollte jedoch eine Schwangerschaft durch ausreichende Verhütungsmethoden bis mindestens 6 Monate nach Beendigung einer MTX-Therapie vermieden werden.

Ein kurz- oder langfristiger negativer Effekt auf die Fruchtbarkeit ist nach den Studienergebnissen eher unwahrscheinlich. Um das geringe Risiko einer Schädigung der Erbsubstanz ganz auszuschließen, sollte im optimalen Fall eine Auswaschphase von mindestens 6 Monaten eingehalten werden, bis alle Reste des Medikamentes aus dem Körper verschwunden sind.

Stillen würde das Baby durch Zufuhr über die Muttermilch mit MTX belasten und sollte daher vermieden werden. Alternativ sollte eine Mutter mit Stillwunsch kein MTX zuführen.

Da MTX eine zunehmende Bedeutung bei der Behandlung von rheumatischen und anderen entzündlichen Erkrankungen gewinnt, sollten alle Schwangerschaften unter MTX-Therapie an eine zentrale Stelle gemeldet werden. Nur so ist es möglich, ein weitgehend komplettes Bild über die fruchtschädigenden (teratogenen) Eigenschaften von MTX zu erhalten.

In England ist dies der „Nationale Teratologie-Informations-Dienst“ (UK National Teratology Information Service, NTIS).

Betroffene Kinder und auch deren Nachkommen sollten über einen möglichst langen Zeitraum auf eventuelle Spätschäden untersucht werden, damit auch in höherem Alter Krebserkrankungen als Folge der Belastung mit MTX sowie Erkrankungen späterer Generationen erkannt werden.

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