Neue Aspekte zur MTX-Therapie bei rheumatoider Arthritis Teil 2: Ist Albumin-MTX das MTX der Zukunft?

Eine deutsche Forschergruppe vermutet, das MTX noch wirksamer ist, wenn es an menschliches Eiweiß (Albumin) gebunden ist, sogenanntes Albumin-MTX. Gleichzeitig war Albumin-MTX viel besser verträglich.

(Samstag, 11.10.2003, Dr. med. Gabriele Moultrie / Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer)
Kategorie: Archiv bis Mai 2005

Eine deutsche Forschergruppe um Dr. A. Wunder vom Tumorforschungszentrum in Heidelberg untersuchte die Wirksamkeit von MTX, das an Albumin gebunden ist (Albumin-MTX), an Mäusen mit Arthritis.

Es zeigte sich, dass das gebundene MTX erheblich besser die Krankheitsaktivität senken konnte als herkömmliches MTX. Das liegt wahrscheinlich daran, dass die entzündeten Gelenke eine erhöhte Durchlässigkeit für Albumin aufweisen, so daß das Albumin-MTX sehr viel besser an seinen Wirkort gelangt.

Um dieselben therapeutischen Effekte durch ungebundenes, herkömmliches MTX zu erreichen, waren circa 5-fache Dosen (5 mg/kg versus 7.5 mg/kg) notwendig.

Die Toxizität (Nebenwirkungsrate) war beim Albumin-MTX viel geringer. Da die Halbwertszeit des Albumins-MTX viermal länger als die des herkömmlichen MTX ist, verlängert sich die Dauer von wirksamen Blutspiegeln und damit die MTX-Konzentration in entzündeten Gelenken.

Literatur:

- Wunder A, Müller-Ladner U, Stelzer EH, et al. Albumin-based drug delivery as novel therapeutic approach for rheumatoid arthritis. J Immunol 2003 May 1; 170(9):4793-801.

Kommentar von rheuma-online:

Die tierexperimentellen Untersuchungen der Heidelberger Forschergruppe, die in Kooperation mit klinischen Rheumatologen von der Universität Regensburg durchgeführt wurden, sind ein hochinteressanter Ansatz, der uns in mögliche zukünftige Entwicklungen der MTX schauen läßt.

Allerdings handelt es sich bei diesen Untersuchungen um allererste Pilotexperimente an Mäusen; außerdem erfolgte die Therapie bei einer experimtentellen Arthritisform, die nur sehr bedingt mit einer rheumatoiden Arthritis beim Menschen übertragbar ist. Damit ist schon bereits grundsätzlich noch nicht sicher, ob sich durch den Einsatz von Albumin-MTX bei der menschlichen rheumatoiden Arthritis dieselben positiven Ergebnisse erzielen lassen.

Wer genau hingesehen und schnell gerechnet hat, hat auch die vergleichsweise hohen MTX-Dosierungen bemerkt. 5 mg MTX pro kg Körpergewicht würde bei einem 70 kg schweren Menschen eine MTX-Dosis von 350 mg bedeuten. Man kann die Dosierungen bei der Maus und beim Menschen nicht 1:1 miteinander vergleichen, aber allein diese Dosisfrage veranschaulicht die Problematik von Daten aus Tierexperimenten und die Frage ihrer Übertragbarkeit auf die Situation beim Menschen und bei der Therapie von Erkrankungen, die es nur beim Menschen und in einer vergleichbaren Form nicht bei Tieren gibt.

Dazu gehört u.a. auch die Frage nach der Verträglichkeit von Methotrexat, wenn es länger im Körper verweilt. Zumindest eine längere Verweildauer von MTX im Blut (Serum) ist nicht ganz ungefährlich.

Grundsätzlich könnte man ja bereits heute länger anhaltende Serumspiegel von MTX und eine längere Wirkdauer von MTX dadurch erzielen, daß man die Substanz statt einmal pro Woche jeden Tag geben würde.

Wie wir alle wissen, führt eine solche tägliche Gabe selbst von kleinen MTX-Dosen zu schwersten, z.T. lebensbedrohlichen Nebenwirkungen.

Ein Fortschritt von Albumin-MTX könnte insofern darin liegen, isoliert höhere Spiegel in entzündeten Gelenken zu erreichen, ohne daß dazu gleichzeitig die MTX-Verweildauer im Serum verlängert werden muß. Ob sich dies durch Albumin-MTX bei der Therapie einer menschlichen rheumatoiden Arthritis erzielen läßt, muß zunächst noch in einer ganzen Reihe von Vorversuchen geklärt werden, bis diese neue Behandlungsmöglichkeit letztendlich Eingang in die tägliche Praxis finden kann.

 

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