Neue EULAR-Therapieleitlinien zur Behandlung der Kniegelenksarthrose

Im Rahmen des Rheumatologenkongresses (EULAR) 2003 in Lissabon wurden neue Therapieleitlinien der Gonarthrose (Kniegelenksarthrose) erstellt, die sich allerdings kaum von den vorhandenen Leitlinien aus dem Jahr 2000 unterscheiden.

(Sonntag, 07.09.2003, Dr. med. Gabriele Moultrie / Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer)
Kategorie: Archiv bis Mai 2005

Im Rahmen des Rheumatologenkongresses (EULAR) 2003 in Lissabon wurden neue Therapieleitlinien der Gonarthrose (Kniegelenksarthrose) erstellt, die sich allerdings kaum von den vorhandenen Leitlinien aus dem Jahr 2000 unterscheiden.

Es wurde der hohe Stellenwert von Patientenschulung, Krankengymnastik und von Anwendungen betont. Von medikamentöser Seite ist Paracetamol nach wie vor das Schmerzmittel der ersten Wahl, bei Therapieversagen werden cortisonfreie Entzündungshemmer eingesetzt (nicht-steroidale Antirheumatika, NSAR), bei erhöhtem gastrointestinalem Risiko, d.h. einem erhöhten Risiko für Unverträglichkeiten und Nebenwirkungen im Beeich des Magen-Darm-Traktes, wird eine Therapie mit den neuen NSAR aus der Gruppe der COX-2 Hemmer empfohlen (z.B. Rofecoxib = Vioxx, Celecoxib = Celebrex etc.).

An der Überarbeitung der Leitlinien zur Therapie Gonarthrose waren Rheumatologen und Orthopäden aus 13 Nationen tätig, die die gesamte Literatur zu diesem Thema zwischen 1999 und 2002 studiert haben.

Es folgen die 10 Therapieempfehlungen in verkürzter Form:

1. Die optimale Therapie der Kniegelenksarthrose besteht in einer Kombination aus nichtmedikamentösen und medikamentösen Maßnahmen.

2. Die Behandlung sollte an verschiedene Faktoren angepasst werden: Belastungsfaktoren des Kniegelenkes (Übergewicht, ungünstige mechanische Beanspruchungen, körperliche Aktivität), allgemeine Risikofaktoren (Alter, Begleiterkrankungen, Begleitmedikation), Schmerzintensität, Behinderung, Entzündungszeichen sowie Lokalisation und Ausmaß des Gelenkschadens.

3. Nichtmedikamentöse Maßnahmen sollten die Patientenschulung, Krankengymnastik, Hilfsmittelversorgung und Gewichtsreduktion beinhalten.

4. Acetaminophen (Paracetamol) ist das Schmerzmedikament der ersten Wahl auch in der Langzeittherapie.

5. Lokale Anwendungen von nichtsteroidalen Analgetika (NSAR) und Capsicain sind effektiv und sicher.

6. NSAR sollten bei fehlendem Ansprechen von Paracetamol verabreicht werden - bei erhöhtem gastrointestinalem Risiko in Verbindung mit einem Magenschutzpräparat oder als selektiver COX-2 Hemmer.

7. Opioidhaltige Schmerzmittel sind sinnvolle Alternativen, wenn Kontraindikationen oder Unverträglichkeiten gegen NSAR bestehen.

8. SYSADOA (Symptomatic Slow Acting Drugs in Osteoarthritis: z.B. Hyaluronsäure, Chondroitin, Glucosamin) wirken symptomatisch und möglicherweise auch strukturverändernd.

9. Langwirksame Kortisoninjektionen in das Kniegelenk helfen bei akutem Knieschmerz, insbesondere bei einem begleitenden Gelenkserguß.

10. Gelenkersatz muß bei den Patienten in Erwägung gezogen werden, die erhebliche radiologische Veränderungen aufweisen in Verbindung mit hartnäckigen Schmerzen und Behinderungen.

Literatur: New EULAR recommendations for treatment of knee OA

EULAR 2003, Lissabon, Portugal

 

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