Neues zum Genuss von Alkohol bei rheumatoider Arthritis

In einer aktuell publizierten Studie haben britische Forscher gezielt den Einfluss von Alkohol auf das Risiko für eine rheumatoide Arthritis (RA) und auf den Schweregrad des Verlaufs der Erkrankung untersucht.

(Freitag, 27.08.2010, Dr. Barbara Missler-Karger)

Genuß ohne Reue? Wahrscheinlich ist es bei Alkohol so, wenn Maß gehalten wird. r-o-Foto: Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer

An der Studie nahmen 873 RA-Patienten und 1004 Kontrollpersonen ohne rheumatische Erkrankungen teil. Die Teilnehmer füllten zu ihren Trinkgewohnheiten einen detaillierten Fragebogen aus. Zum Studienprotokoll gehörten außerdem Blutuntersuchungen, der Gelenkstatus und Röntgenaufnahmen.

Der Erstautor der Studie, Dr. James Maxwell Rheumatologe und Berater des Rotherham Foundation NHS Trust und Ehrenprofessor an der Academic Rheumatology Group der Universität Sheffield, UK, kommentierte die Ergebnisse:

„Es hat sich herausgestellt, dass die Patienten, die am häufigsten Alkohol getrunken haben, weniger schwere Symptome hatten als die Patienten, die keinen Alkohol oder nur unregelmäßig ein Glas tranken."

Die Röntgenbilder der Patienten mit regelmäßigem Alkoholkonsum wiesen weniger Gelenkschäden auf, die Blutuntersuchungen ergaben niedrigere Entzündungsparameter, und diese Patienten litten unter weniger Gelenkschwellungen, -schmerzen und Behinderungen.

"Es ist das erste Mal, dass bei Patienten eine inverse Beziehung zwischen der Menge des konsumierten Alkohols und dem Schweregrad der rheumatoiden Arthritis in einer Studie dokumentiert wurde.“ so Dr. Maxwell.

Maxwell und seine Kollegen fanden außerdem, dass die Personen, die generell keinen Alkohol tranken, ein um das vierfach höheres Risiko für eine RA hatten als ihre Mitbürger, die an zehn oder mehr Tagen im Monat „zum Glas griffen“.

“Diese Ergebnisse stimmen mit den Daten früherer Studien überein, in denen bei Alkoholkonsumenten bereits eine verminderte Empfindlichkeit gegenüber der Entwicklung einer RA festgestellt worden war. Auch wenn die Methodik dieser Studie einige Mängel aufweist, muss man doch davon ausgehen, dass das Trinken von Alkohol die rheumatoide Arthritis modifiziert und zwar sowohl das Risiko wie auch den Schweregrad.“ resümieren die Autoren.

Literatur und Links


Alcohol consumption is inversely associated with risk and severity of rheumatoid arthritis
James R. Maxwell1, Isobel R. Gowers1, David J. Moore2 and Anthony G. Wilson1
1Academic Rheumatology Group, Department of Infection and Immunity, University of Sheffield and 2Department of Radiology, Sheffield Teaching Hospitals NHS Foundation Trust, Sheffield, UK.
Rheumatology Advance Access published online on July 28, 2010
Rheumatology, doi:10.1093/rheumatology/keq202
Abstract

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Kommentar rheuma-online, Missler-Karger: Diese Ergebnisse, wie auch die der vorangegangenen Studien vermitteln den Eindruck, dass der Genuss von Alkohol im Hinblick auf die RA günstig sein könne. Es gibt jedoch auch Hinweise auf durch Alkohol ausgelöste Unverträglichkeiten oder Allergien.

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