Neuster Stand in der Diskussion um den Einsatz von Hormonpräparaten bei postmenopausalen Frauen.

Im Mai 2002 endete die groß angelegte `Women´s Health Initiative´-Studie, die Klarheit über den Einsatz von östrogenhaltigen Hormonpräparaten liefert. Insbesondere die Frage, inwieweit der Einsatz von Hormonen zur Vorbeugung und Behandlung der Osteoporose und bestimmter Gefäßerkrankungen sinnvoll ist, ist immer wieder Mittelpunkt heißer Diskussionen. Nach den Ergebnissen der `Women´s Health Initiative´-Studie ist der Einsatz außerhalb der Linderung von Wechseljahrbeschwerden kritisch zu überdenken. Unter der Hormoneinnahme steigt das Risiko für bestimmte Erkrankungen wie koronare Herzerkrankung, Schlaganfall, Lungenembolie und Brustkrebs.

(Montag, 10.11.2003, Dr. med. Gabriele Moultrie)
Kategorie: Archiv bis Mai 2005

Östrogene und Östrogen/Gestagen Präparate haben ihren klaren Einsatz in der Linderung von Wechseljahrbeschwerden, wie Hitzewallungen, Depressionen und ähnliches. Daneben werden Östrogene gerne zur Vorbeugung und auch zur Therapie der Osteoporose verschrieben. Außerdem wurden sie vor nicht allzu langer Zeit zur Vorbeugung von artheriosklerotisch bedingten Gefäßerkrankungen wie der koronaren Herzerkrankung empfohlen.

Im Rahmen der groß angelegten `Women´s Health Initiative´-Studie mit 16000 Teilnehmerinnen wurde der Nutzen und das Risiko der Hormonersatztherapie genau unter die Lupe genommen.

Im Folgenden werden verschiedene Standpunkte von unterschiedlichen Experten diesbezüglich berichtet und abschließend die derzeitige Empfehlung des FDA-Komitees (Food und Drug Administration) zum Umgang mit Hormonersatztherapien dargestellt:

Dr. E.Coleman (Food und Drug Administration) betont die Fähigkeit der östrogen-gestagenhaltigen Hormone, die Knochendichte zu erhöhen. Dies spiegelt sich in den Ergebnissen der `Women´s Health Initiative´-Studie wider, die eine deutliche Verminderung von Knochenbrüchen bei hormonbehandelten Frauen zeigt.

Frau Dr. M Stefanick vom Stanford Prevention Research Center presentiert die Gesamtergebnisse der Studie. Es steht fest, dass das Risiko für bestimmte Erkrankungen unter Hormoneinnahme steigt. Dazu zählen koronare Herzerkrankung, Schlaganfall, Lungenembolie und Brustkrebs. Ihrer Meinung nach wiegen diese Gefahren den Nutzen, den die Hormontherapie hinsichtlich der Knochenstabilisierung bringt auf, zumal andere sehr wirksame Medikamente (wie z.B. die Bisphosfonate) zur Behandlung der Osteoporose zur Verfügung stehen.

Auch andere Experten wiesen unter Berücksichtigung der Studienergebnisse darauf hin, die Hormonersatztherapie nach dem derzeitigen Kenntnisstand kritisch einzusetzen ist.

Die Pharmaindustrie hat bereits zum Teil reagiert, indem die Beipackzettel und das Medikamentenprofil bei bestimmten östrogen/gestagenhaltigen Präparaten geändert wurde. Das Einsatzgebiet wird auf Wechseljahrbeschwerden und zur Vorbeugung der Osteoporose bei sehr hohem Risikoprofil (unter Berücksichtigung anderer Behandlungsmöglichkeiten) beschränkt.

Auch das Gutachtergremium der FDA empfiehlt den kritischen Einsatz der östrogen/gestagenhaltigen Präparate zur Therapie der Wechseljahrbeschwerden und - unter Berücksichtigung der möglichen Risiken - auch zur Vorbeugung von Knochensubstanzverlust und Osteoporose.

Literatur: Cauley JA, Robbins J, Chen Z, et al. Effects of estrogen plus progestin on risk of fracture and bone mineral density: the Women`sHealth Initiative randomized trial. JAMA 2003 Oct 1; 290(13):1729-38

 

Copyright © 1997-2024 rheuma-online
rheuma-online Österreich
 
Alle Texte und Beiträge in rheuma-online wurden nach bestem Wissen und Gewissen erstellt. Irrtümer sind jedoch vorbehalten. Alle Angaben sind ohne Gewähr. Jegliche Haftungsansprüche, insbesondere auch solche, die sich aus den Angaben zu Krankheitsbildern, Diagnosen und Therapien ergeben könnten, sind ausgeschlossen.