Nur jedes zweite neu zugelassene Medikament hat einen Zusatznutzen für den Patienten

Viele neu auf dem Markt eingeführte Arzneimittel besitzen keinen Zusatznutzen im Vergleich zu bereits vorhandenen Präparaten. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse zur Reform des Arzneimittelmarkts, die die DAK-Gesundheit in Zusammenarbeit mit Professor Wolfgang Greiner, Gesundheitsökonom an der Universität Bielefeld, durchgeführt hat.

(Donnerstag, 18.02.2016, Julia Nix)
Kategorie: Medikamente

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Laut Analyse hat sogar jedes zweite Arzneimittel, das auf den Markt kommt, keinen zusätzlichen Nutzen für die Patienten. Der DAK Gesundheit zufolge sind diese Schwachstellen bei der Bewertung neuer Arzneimittel dafür verantwortlich, dass die Kosten im Gesundheitswesen weiter in die Höhe getrieben werden. So gaben die Krankenkassen im Jahr 2015 30 Milliarden Euro für Medikamente aus. Der Kasse zufolge stiegen die Ausgaben für die Medikamente ohne Zusatznutzen aber genau so stark an wie die der Präparate mit Zusatznutzen für die Patienten.

Einen Grund hierfür sieht die Kasse darin, dass Ärzte über die neuen Präparate nicht ausreichend informiert werden. Eine Befragung von rund 200 niedergelassenen Ärzten ergab demnach, dass sich nur rund die Hälfte regelmäßig über den Zusatznutzen der neuen Medikamente informiere.

Dennoch sei es manchmal schwierig, darüber zu entscheiden, ob das Arzneimittel ohne zunächst offensichtlichen Zusatznutzen nicht eventuell eine therapeutisch sinnvolle Option für den Patienten sein könne. "Ein Zusatznutzen im Sinne des Verfahrens entspricht nicht zwangsläufig einem Zusatznutzen im Sinne der Versorgung", resümiert Professor Wolfgang Greiner. "Denn bei der Prüfung werden derzeit für die Versorgung relevante Faktoren wie zum Beispiel die Darreichungsform nicht gewertet. Diese sind aber für die verordnenden Ärzte und ihre Patienten mitunter entscheidend, beispielsweise ob Injektionen notwendig sind oder ob ein Wirkstoff per Tablette eingenommen wird." Deshalb können auch Wirkstoffe ohne Zusatznutzen mitunter eine therapeutisch sinnvolle Option sein.

Mit Pressematerial der DAK Gesundheit

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