Eine aktuelle Studie hat untersucht, ob es Unterschiede beim Body Mass Index und der Körperfettmasse zwischen Patienten mit rheumatoider Arthritis und Patienten mit nicht-entzündlichen rheumatischen Erkrankungen bzw. Gesunden gibt. Das Ergebnis: Ihrer Meinung nach müßte bei RA-Patienten der Grenzwert für Übergewicht schon ab einem BMI von > 23 beginnen, für Fettsucht bei einem BMI > 28. Diese Forderung wird nicht unumstritten sein.
Bei insgesamt 641 Personen wurde der BMI bestimmt (BMI = Body Mass Index, berechnet aus Gewicht in kg geteilt durch die Körperoberfläche in m2, abgeschätzt aus dem Quadrat der Körpergröße) sowie die bioelektrische Impedanz gemessen (Bioimpedanz-Analyse, BIA).
In einer Gruppe von 299 Patienten (174 Patienten mit rheumatoider Arthritis, RA, 43 Patienten mit Osteoarthrose, OA und 82 Gesunde) wurde untersucht, ob sich Unterschiede zwischen den RA-Patienten und Patienten mit Arthrose sowie Gesunden finden ließen; diese Ergebnisse wurden anschließend bei 342 RA-Patienten validiert.
Bei der statistischen Auswertung (ANOVA) fanden sich signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen für den BMI (p<0.05) und die Bioimpedanz-Analyse (p<0.001). Bei der weiteren statistischen Analyse ergab sich das unterschiedliche Alter als Grund für den unterschiedlichen BMI (ANCOVA, F1,294 = 5.10, p<0.05).
Alter (F1,293 = 22.43, p<0.001), Geschlecht (F1,293 = 380.90, p<0.001) und Erkrankung (F2, 293 = 18.7, p<0.001) waren dagegen für die Unterschiede bei der Bioimpedanz-Analyse verantwortlich.
Stellte man Patienten mit RA Arthrosepatienten und Gesunden mit einer vergleichbaren bioelektrischen Impedanz (als Maß für den Körperfettgehalt) gegenüber, zeigte sich bei den RA-Patienten ein um 1.83 Punkte verminderter BMI.
Die Autoren schlagen deshalb vor, bei RA-Patienten die Grenzwerte für einen normalen BMI bei RA-Patienten um 2 Punke zu reduzieren, d.h. einen normalen BMI bei ihnen auf 23 zu begrenzen und bei Übergewicht bei RA-Patienten entsprechend ab einem BMI von 23 sowie Fettleibigkeit / Fettsucht bei Werten ab 28 kg/m2 zu definieren. Sie diskutieren dies insbesondere auch vor dem Hintergrund des kardiovaskulären Risikos als bedeutsame Ko-Morbidität einer rheumatoiden Arthritis.
Quelle:
Redefining overweight and obesity in rheumatoid arthritis patients
Antonios Stavropoulos-Kalinoglou 1, Giorgos S Metsios 1, Yiannis Koutedakis 2, Alan M Nevill 1, Karen M J Douglas 3, Athanasios Jamurtas 2, Jet JCS Veldhuijzen van Zanten 4, Mourad Labib 3 and George Demetrios Kitas 3*
1 University of Wolverhampton, United Kingdom
2 University of Thessaly, Greece
3 Dudley Group of Hospitals, United Kingdom
4 University of Birmingham, United Kingdom
Ann Rheum Dis. Published Online First: 8 February 2007
Kommentar von Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer:
Die Ergebnisse der kooperativen britsch-griechischen Arbeitsgruppe sind interessant, da sie meines Erachtens erstmals einen Unterschied hinsichtlich der bioelektrischen Impedanz in Bezug auf den BMI bei RA-Patienten und Patienten mit Arthrose als einer nicht-entzündlichen rheumatischen Erkrankung sowie Gesunden zeigen.
Welche klinische Bedeutung diese Beobachtung hat, ist allerdings derzeit noch unklar.
Insbesondere muß die Frage, ob bei RA-Patienten die Normalwerte für den BMI gegenüber Gesunden verändert werden müssen, durch andere Studien abgesichert werden.