Unerwünschte Wirkungen einer Langzeittherapie der Polymyalgia rheumatika mit "Low-Dose" Glukokortikoiden

Diese retrospektive Untersuchung hat ergeben, dass eine "Low Dose" Therapie mit Glukokortikoiden bei Patienten mit Polymyalgia rheumatica mit schweren unerwünschten Ereignissen, wie einer Osteoporose, Frakturen und einer arteriellen Hypertonie assoziiert war. Diese unerwünschten Ereignisse traten überwiegend nach zwei Jahren Behandlungszeit auf.

(Dienstag, 07.02.2012, Dr. Barbara Missler-Karger)

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Ziel dieser retrospektiven Untersuchung war das Erfassen unerwünschter Ereignisse in einer Kohorte von Patienten mit Polymyalgia rheumatica (PMR) unter einer Therapie mit niedrig dosierten Glukokortikoiden (GC).

Bei ihrem Aktenstudium identifizierten die Autoren 222 Patienten mit einer mittleren Beobachtungszeit von 60 ± 22 Monaten und einer mittleren Behandlungsdauer mit Glukokortikoiden von 46 ± 22 Monaten.

Es stellte sich heraus, dass bei 95 Patienten mindestens ein unerwünschtes Ereignis nach einer mittleren Behandlungsdauer von 31 ± 22 Monaten und nach einer kumulativen Dosis von 3.4 ± 2.4 Gramm aufgetreten war.

Von den 95 Patienten entwickelten 55 eine Osteoporose, 31 Patienten erlitten osteoporotische Frakturen, 27 entwickelten eine arterielle Hypertonie, 11 einen Diabetes mellitus, 9 Patienten erlitten einen akuten Herzinfarkt, 3 einen Schlaganfall und 2 Patienten entwickelten eine periphere arterielle Verschlusskrankheit.

Die univariate Analyse zeigte, dass die Dauer der Therapie mit Glukokortikoiden signifikant assoziiert war mit dem Auftreten: einer Osteoporose (p < 0,0001), osteoporotischen Frakturen (p < 0,0001), arterieller Hypertonie (p < 0,005) und akutem Herzinfarkt (p < 0,05).

Die kumulative GC-Dosis war signifikant assoziiert mit dem Auftreten: einer Osteoporose (p < 0,0001), osteoporotischen Frakturen (p < 0,0001) und einer arteriellen Hypertonie (p < 0,01).

Die unerwünschten Wirkungen traten am häufigsten nach einer Therapiedauer von zwei Jahren auf. Die multivariate Analyse ergab, dass die Behandlungsdauer mit Glukokortikoiden signifikant assoziiert war mit: der Osteoporose (adjustiertes Odds Ratio  (OR) 1,02, 95% CI 1,02–1,05) und der arteriellen Hypertonie (adjustiertes OR 1,03, 95 CI 1,01-1,06).
Die kumulative GC-Dosis war signifikant mit osteoporischen Frakturen assoziiert (adjustiertes OR 1,4, 95 CI 1,03-1,8).

Fazit:
Diese retrospektive Untersuchung hat ergeben, dass eine "Low Dose" Therapie mit Glukokortikoiden bei Patienten mit Polymyalgia rheumatica mit schweren unerwünschten Ereignissen, wie einer Osteoporose, Frakturen und einer arteriellen Hypertonie assoziiert war. Diese unerwünschten Ereignisse traten überwiegend nach zwei Jahren Behandlungszeit auf.

Literatur und Links

Adverse Events During Longterm Low-dose Glucocorticoid Treatment of Polymyalgia Rheumatica: A Retrospective Study
Maurizio Mazzantini, Claudia Torre, Mario Miccoli, Angelo Baggiani, Rosaria Talarico, Stefano Bombardieri and Ombretta Di Munno
Journal of Rheumatology, Published online before print January 15, 2012, doi: 10.3899/jrheum.110851
Abstract

siehe auch:
Sofortiger und verzögerter Einfluss oraler Glukokortoide auf das Risiko schwerer Infektionen bei älteren Patienten mit rheumatoider Arthritis

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