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Fragen und Antworten

Eine Frage von Siegfried W.:

Meine Frau (47 J.) und ich (56 J.) sind vor 2 Jahren von Bielefeld nach Bad Zwischenahn (Raum Oldenburg) gezogen. Seit wir hier wohnen, haben wir beide rheumatische Beschwerden (Schmerzen vor allem im Bereich der Gelenke - auffallend ist z.B. eine Schwellung und eine eingeschränkte Beweglichkeit der Fingergelenke am frühen Morgen). Früher haben wir Probleme dieser Art nicht gehabt. Die Beschwerden treten übrigens vor allem in den Sommermonaten auf.

Ist es möglich, daß die unmittelbare Nähe des Zwischenahner Meeres bzw. die ca. 50 km entfernte Nordsee und das damit verbundene Klima für die rheumatischen Beschwerden verantwortlich sind? Die Luftfeuchtigkeit liegt in unserer Wohnung im Sommer zwischen 50 und 70 %, was nach meinen Informationen durchaus normal ist. Gibt es so etwas wie eine geografische Rheumakarte, aus der zu ersehen ist, ob in bestimmten Gebieten Deutschlands Rheumaerkrankungen besonders oft auftreten? Ist Ihnen bekannt, unsere Region ein "bevorzugtes Rheumagebiet" ist?

 

Die Antwort gibt Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer, 1.01.1970:

Rheuma ist ein Oberbegriff von etwa 400 verschiedenen Krankheitsbildern. Bei den meisten dieser Erkrankungen ist ein ursächlicher Zusammenhang zwischen dem Auftreten der Erkrankung und geographischen Einflüssen, insbesondere auch nicht von klimatischen Einflüssen, nicht bekannt.

Andererseits haben klimatische Bedingungen bei vielen rheumatischen Erkrankungen einen Einfluß auf die Modulation der Symptomatologie, d.h. es gibt Zusammenhänge zwischen Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Tiefdruck und Hochdruck etc. und der Schmerzwahrnehmung, dem Allgemeinbefinden, der Stimmung, der Leistungsfähigkeit und anderen Faktoren, die bei den Symptomen und Auswirkungen von vielen rheumatischen Erkrankungen eine Rolle spielen.

In der Forschung hat es immer wieder Versuche gegeben, für einzelne rheumatische Erkrankungen wie z.B. die rheumatoide Arthritis klimatische Einflussfaktoren auf die Entzündungsaktivität oder andere Befunde herauszuarbeiten. Bislang ist dies aber noch nicht überzeugend gelungen.

Für einen sehr begrenzten Teil von rheumatischen Erkrankungen gibt es dagegen nachweisliche Einflüsse von klimatischen Faktoren. Dies betrifft in erster Linie die Gruppe der Kollagenosen und verwandter Autoimmunerkrankungen, insbesondere darunter den systemischen Lupus erythematodes (SLE).

Bei diesen Erkrankungen kann eine starke UV-Exposition, d.h. beispielsweise ein Aufenthalt im Hochgebirge oder an der See oder auch in südlichen Ländern zu einer Zunahme der Krankheitsaktivität und im ungünstigsten Fall sogar zur Auslösung eines Krankheitsschubes führen. Deshalb werden Patienten mit diesen Erkrankungen von den behandelnden Rheumatologen auch gezielt darauf hingewiesen, dass sei solche intensiven UV-Expositionen vermeiden sollten.

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