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Fragen und Antworten

Eine Frage von Sigrid:

Ich bin weiblich, 48 Jahre alt und leide seit 18 Jahren an Morbus Bechterew. Im Dezember 2000 wurde bei mir mit einer MTX-Therapie begonnen (derzeit 20 mg.wöchentlich). Zusätzlich nehme ich noch Xefo 8 mg 2 x täglich. Trotzdem sind meine Entzündungswerte im Blut immer noch deutlich erhöht. BSG 53/75 mm n.W., CRP 5,2 mg/dl. Die Schmerzen sind massiv. Nun soll eine Therapie mit Enbrel begonnen werden. Wer hat Erfahrung damit?

Die Antwort gibt Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer, 18.09.2002:

Es gibt inzwischen erste gute Studienergebnisse zum Einsatz von Enbrel bei M. Bechterew. Enbrel ist danach bei M. Bechterew sehr gut wirksam. Ich selber habe ebenfalls sehr gute Erfahrungen mit dem Einsatz von Enbrel bei M. Bechterew. Alle Patienten, die ich damit behandelt habe, haben sehr gut darauf angesprochen. Vorher hatten alle anderen traditionellen Medikamente nicht ausreichend gewirkt. Das Problem ist, dass nicht alle Krankenkassen die Kosten für eine Enbrel-Therapie bei M. Bechterew übernehmen, da es für die Behandlung dieser Erkrankung bei uns in Deutschland noch nicht offiziell zugelassen ist.

 

Die vorliegenden klinischen Studien sind eine erste Pilotstudie an einer kleinen Zahl von Patienten und eine randomisierte, doppelblinde, placebo-kontrollierte Studie.

 

In der Pilotstudie wurde die Anwendung bei 10 Patienten mit M. Bechterew und undifferenzierten Spondylarthropathien untersucht, bei denen eine vorausgegangene Behandlung mit langwirksamen Antirheumatika unwirksam war (Marzo-Ortega et al., ACR Philadelphia 2000). Bei 3 dieser Patienten wurde die Therapie mit 2 x 25 mg Enbrel s.c. pro Woche mit Fortführung der laufenden Methotrexat-Therapie kombiniert.

 

Nach 6 Monaten wurden noch 6 dieser Patienten mit Enbrel behandelt. Alle 6 Patienten zeigten eine Verringerung der Schmerzen und eine Verbesserung ihrer funktionellen Kapazität. In kernspintomographischen Untersuchungen der Kreuz-Darmbein-Gelenke sah man bei 5 dieser 6 Patienten einen Rückgang der Entzündungsaktivität.

 

Die Studie deutet auf eine Wirksamkeit von Enbrel auch bei M. Bechterew und anderen seronegativen Spondarthritiden. Die Autoren teilten in ihrem Abstrakt allerdings nicht mit, warum 4 Patienten vorzeitig aus der Studie herausgenommen wurden. Unterstellt man eine unzureichende Wirksamkeit von Enbrel, scheint das Präparat - wie im übrigen auch bei der chronischen Polyarthritis - nicht bei allen Patienten zu wirken.

 

In der randomisierten, doppelblinden, placebo-kontrollierten Studie untersuchten Gorman und Mitarbeiter den Einsatz von Enbrel beim M. Bechterew (Gorman et al, ACR Philadelphia 2000).

 

16 Patienten, die unter einer Standardtherapie unverändert unter einem aktiven M. Bechterew litten, wurden für 4 Monate entweder mit 2 x 25 mg Enbrel pro Woche oder mit Placebo behandelt. Die bisherige Therapie (NSA, DMARD´s, Cortison bis 10 mg Prednison/d) wurde beibehalten.

 

Nach 4 Monaten waren noch 11 Patienten in der Studie verblieben. Bei ihnen wurde die Therapie in einem offenen Design noch für weitere 6 Monate fortgeführt. 7 Patienten beendeten diese Phase der Studie. Alle wiesen erhebliche Verbesserungen der gemessenen Parameter auf, insbesondere kam es zu einem Rückgang der Morgensteifigkeit um 92% und der Rückenschmerzen um 68%. In einem Index zur Messung der funktionellen Kapazität, dem sogenannten BASFI (Bath Spondylarthopathy Functional Index) kam es zu einer Verbesserung dieses Parameters um 56%.

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