Sie sind hier: rheuma-online » Archiv » Fragen und Antworten

Fragen und Antworten

Eine Frage von Kerstin K.:

Ich leide seit 1989 an M. Crohn und habe seit ca. einem Jahr intermittierende Schmerzen an Hand-, Fuß- und Kniegelenken. Ich habe bis Ende Mai Cortison eingenommen. Seit ca. einer Woche habe ich sehr starke Gelenkschmerzen. Würden Sie mir das Medikament Enbrel empfehlen, oder welche Medikamente würden Sie mir raten?

Die Antwort gibt Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer, 4.08.2003:

Beim M. Crohn gibt es eine Beteiligung von Gelenken („enteropathische Arthritis“) und / oder der Wirbelsäule („enteropathische Spondarthritis“). Die symptomatische Behandlung dieser Arthritis bzw. Spondarthritis ist oft nicht ganz einfach, da die klassischen cortisonfreien Entzündungshemmer als (sehr seltene) mögliche Nebenwirkung zu einer Darmentzündung führen können und dabei Krankheitsbilder hervorrufen können, die einem M. Crohn sehr ähnlich sind (wobei es sich dabei in der Regel um eine sogenannte ulceröse Colitis handelt). Deshalb ist man bei Crohn-Patienten mit diesen nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) in der Regel sehr vorsichtig.

 

Cortison ist ebenfalls problematisch, da es zwar excellent auf Darm und Gelenke wirkt, auf Dauer aber als gefürchtete Nebenwirkung eine Osteoporose hervorrufen kann. Dies ist beim M. Crohn deshalb von besonderer Bedeutung, da der M. Crohn wegen der Darmentzündung und der verbundenen Störung bei der Calciumaufnahme ohnehin mit einem erhöhten Osteoporose-Risiko einhergeht, d.h. bereits schon ohne eine Cortison-Therapie.

 

Man behandelt die Entzündung im Regelfalle mit langwirksamen Substanzen, im Prinzip nach demselben Vorgehen wie bei der langwirksamen antirheumatischen Therapie einer rheumatoiden Arthritis. Vorzugsweise wird dazu Sulfasalazin eingesetzt, da diese Substanz ursprünglich bei entzündlichen Darmerkrankungen verwendet wurde und später seinen Einzug in die Therapie von entzündlich-rheumatischen Erkrankungen genommen hat.

 

Bei hoher Krankheitsaktivität des M. Crohn kommen die neuen „biologischen“ Medikamente zum Einsatz, speziell TNF-alpha-Blocker. Dabei wirken die unterschiedlichen Substanzen – im Unterschied zur rheumatoiden Arthritis – bei der Darmbeteiligung des M. Crohn unterschiedlich. So zeigt Infliximab (Remicade) bei der Therapie des schweren M. Crohn eine sehr gute Wirkung, Etanercept (Enbrel) hingegen hat auf die Darmentzündung nach den Ergebnissen einer kleinen klinischen Pilotstudie so gut wie keine Wirkung.

 

Zunehmend kommen bei der Therapie des M. Crohn neben dem genannten Sulfasalazin auch andere langwirksame entzündungshemmende Substanzen zum Einsatz, die in der Rheumatologie schon lange erprobt sind, z.B. Methotrexat, ggf. auch in Kombination mit Sulfasalazin.

 

In Abhängigkeit vom individuellen Befund stehen damit heute – auch je nach Krankheitsaktivität und Ausmaß von Darm- und Gelenk- sowie Wirbelsäulenbeteiligung, mehrere unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, mit denen in den meisten Fällen eine gute Krankheitskontrolle gelingt.

Copyright © 1997-2024 rheuma-online
rheuma-online Österreich
 
Alle Texte und Beiträge in rheuma-online wurden nach bestem Wissen und Gewissen erstellt. Irrtümer sind jedoch vorbehalten. Alle Angaben sind ohne Gewähr. Jegliche Haftungsansprüche, insbesondere auch solche, die sich aus den Angaben zu Krankheitsbildern, Diagnosen und Therapien ergeben könnten, sind ausgeschlossen.