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Fragen und Antworten

Eine Frage von Christoph:

Ich leide seit 20 Jahren an Psoriasis vulgaris (Schuppenflechte der Haut), daneben einem M. Bechterew. Seit fast 2 Jahren ist nun auch noch eine Osteoporose dazugekommen. Nebenbei hatte ich auch Nierensteine.

 

Ich möchte gerne einen Versuch mit der TNF-Therapie starten. In erster Linie wegen der Haut, aber ich leide auch unter Rheumaschmerzen. Ist in meinem Fall Enbrel sinnvoll, oder was würden Sie empfehlen ?

 

(MTX hatte ich schon vor Jahren und habe es nicht vertragen).

 

Mein Rheumatologe ist etwas skeptisch aufgrund des Budgets. Er hat mir

nichts empfehlen wollen. Ich habe jetzt einen Termin in der Dermatologie der Uniklinik, um einen Test zu starten und meine Therapie zu besprechen.

 

Die Kostenfrage ist auch noch nicht geklärt ...

Die Antwort gibt Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer, 27.09.2003:

Sie wissen, dass wir keine individuelle online-Beratung durchführen dürfen, d.h. keine Empfehlungen für diagnostische oder therapeutische Maßnahmen in einem individuellen Einzelfall geben können und auch nicht wollen.

 

Allgemein kann man in der von Ihnen beschriebenen Situation allerdings sagen, dass bei einer Kombination von Schuppenflechte an der Haut (Psoriasis vulgaris) und einem gleichzeitig vorliegenden M. Bechterew (wenn man möchte, kann man auch überlegen, ob eine Psoriasis-Spondarthritis vorliegt) und Unwirksamkeit einer vorhergehenden Therapie mit Methotrexat die Therapie mit Etanercept (Enbrel) die Behandlungsmaßnahme der ersten Wahl ist.

 

Das Problem ist in der Tat die gegenwärtige Zulassungssituation und die damit verbundene Frage der Kostenübernahme.

 

Wenn Sie in einer privaten Krankenversicherung versichert wären, dürfte es keine Probleme geben, da Enbrel in den USA für die Therapie des M. Bechterew zugelassen ist und gleichzeitig die Zulassung für die Haut-Psoriasis beantragt worden ist. Für die Therapie der Psoriasisarthritis liegt die Zulassung ohnehin vor.

 

Unabhängig davon muß die Private Krankenversicherung die Kosten für diese Therapie übernehmen, wenn sie medizinisch notwendig ist oder es gerechtfertigt erscheint, sie als medizinisch notwendig zu bezeichnen (so ist die juristische Lage).

 

Im Fall der Gesetzlichen Krankenversicherung besteht zunächst nur ein Leistungsanspruch für die in Deutschland für die jeweilige Indikation zugelassenen Medikamente. Im Fall einer Psoriasisarthritis wäre die Zulassung für Enbrel gegeben; aus der Ferne kann ich nicht beurteilen, ob eine solche Erkrankung bei Ihnen vorliegt.

 

Für den M. Bechterew ist Etanercept im Augenblick in Deutschland noch nicht zugelassen.

 

Liegt ein M. Bechterew vor und daneben eine Psoriasis, käme eine Therapie mit Infliximab (Remicade) in Betracht. Remicade ist seit Mai 2003 in der Europäischen Union und damit auch in Deutschland für die Therapie des M. Bechterew zugelassen.

 

Aus klinischen Studien zur Psoriasisarthritis wissen wir, dass Infliximab auch bei diesem Krankheitsbild wirksam ist und eine Wirksamkeit sowohl im Hinblick auf die Gelenke und die Wirbelsäulenbeteiligung als auch auf die Haut gegeben ist.

 

Steht die Haut im Vordergrund, wäre im übrigen noch eine Therapie mit Ciclosporin (z.B. Sandimmun, Sandimmun optoral) zu überlegen. Sandimmun ist für die Therapie der Psoriasis in Deutschland offiziell zugelassen. Es wirkt auch bei der rheumatoiden Arthritis, so dass zumindest eine Wirkung auf die peripheren Gelenke auch bei der Psoriasisarthritis zu erhoffen ist. Allerdings ist von Sandimmun keine Wirksamkeit im Hinblick auf die Wirbelsäulenbeteiligung zu erwarten.

 

Ähnlich verhält es sich mit Leflunomid (Arava), für das eine gute Wirkung auf die Psoriasis-Arthritis belegt ist, eine akzeptable Wirkung auch auf die Hautmanifestationen, nicht jedoch auf die Wirbelsäulenbeteiligung.

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