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Fragen und Antworten

Eine Frage von Sandra:

Ich habe einen Labortest vorliegen, bei dem der HLA B27-Wert positiv getestet wurde. Was heisst das für mich? Kann es sein, dass dieser Wert mit meinen Muskelschmerzen zusammenhängt? Da ich seit 5 Jahren (solange ist auch der Test her) im Gesicht und Nacken-Schulterbereich Schmerzen habe. Diese sind immer da, und verstärken sich auch, wobei ich dann kleine Knötchen ertasten kann. Ich habe schon vieles unternommen, doch keiner weiß, was diese Schmerzen verursacht. Ist es ratsam, nochmal einen Test in Bezug auf Rheuma zu machen? Manchmal schmerzen die Knie und Schultergelenke sehr. Sind aber nicht geschwollen.

Die Antwort gibt Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer, 1.01.1970:

HLA ist eine Abkürzung für Humanes Leukozyten Antigen. Das HLA-System ist eine Art weißes Blutgruppen-System (die ---> Leukozyten sind die weißen Blutkörperchen) und spielt z.B. in der Transplantationsmedizin für die Abstoßung oder die Annahme eines Spenderorgans eine Rolle. Anders als bei der "roten" Blutgruppe (z.B. Blutgruppe A, B, AB, O; Rhesusfaktor positiv oder negativ) ist das HLA-System aber sehr viel umfangreicher. Neben einer ersten Grobeinteilung in die HLA-Regionen A bis C (HLA A, HLA B, HLA C) gibt es die DR-Regionen (DR 1, DR 2, DR 3, DR 4). Diese sind jeweils weiter unterteilt (z.B. HLA B3, HLA B15, HLA B27 etc.). Jeder Mensch besitzt dabei ein bestimmtes HLA-Muster. Vielleicht kann man sich das am besten wie einen Barcode oder Strichcode vorstellen, mit denen z.B. im Lebensmitteleinzelhandel jede einzelne Warengruppe eindeutig nach Art und Preis und vielen weiteren Gesichtspunkten codiert ist (das ist der Code, mit dem die Kassierin über den Strichcodeleser fährt und über den dann die Kasse den Preis der Ware kennt und die Lagerhaltung erfährt, daß der Bestand um ein Stück kleiner geworden ist und ggf. nachbestellt werden muß). Nach dem heutigen Wissensstand spielt das HLA-System eine wichtige Rolle im komplizierten System der Immunabwehr und der immunologischen Steuerung des Organismus.

Ende der 60er Jahre entdeckte man, daß bestimmte HLA-Eigenschaften bei bestimmten Erkrankungen gehäuft vorkamen. Als eine der ersten Assoziationen wurde eine hohe Häufung von HLA B27 bei ---> M. Bechterew entdeckt.

So ist HLA B27 bei 95% aller Bechterew-Patienten nachweisbar. Allerdings besitzen 5% der Patienten mit Bechterew die HLA B27-Eigenschaft nicht, so daß der Nachweis von HLA B27 nicht identisch mit der Diagnose eines M. Bechterew sein kann. Außerdem bedeutet der Nachweis von HLA B27 auch deswegen nicht die Diagnose eines Morbus Bechterew, da es auch völlig kerngesunde Menschen mit positivem HLA B27 gibt.

Der humangenetische Marker HLA B27 spielt aber eine große Rolle bei der Einteilung der verschiedenen entzündlich-rheumatischen Erkrankungen. So weiß man heute, daß sich Erkrankungen, bei denen HLA B27 vorkommt, auch in anderer Hinsicht ähneln und sich umgekehrt in vielen Dingen von solchen Erkrankungen deutlich unterscheiden, die nicht mit HLA B27 assoziiert sind. Dies hat unter anderem zur genaueren Charakterisierung der ---> seronegativen Spondarthritiden geführt und ihre Abgrenzung beispielsweise gegenüber der ---> chronischen Polyarthritis ermöglicht.

Ein positiver Test für HLA B27 bedeutet für sich genommen gar nichts. Wenn allerdings in Verbindung mit einem positiven HLA B27-Test auch Symptome im Bereich des Bewegungssystems vorliegen, kann die Möglichkeit einer Erkrankung aus der Gruppe der -à seronegativen Spondarthritiden (M. Bechterew und verwandte Erkrankungen, heute auch Spondylarthropathien genannt) vorliegen. Ggf. empfiehlt sich bei einem entsprechenden Verdacht die Vorstellung bei einem internistischen Rheumatologen.

In rheuma-online gibt es den Test: „Habe ich entzündliches Wirbelsäulenrheuma“, der speziell für die Frage einer möglichen Erkrankung aus der Gruppe der seronegativen Spondarthritiden entwickelt wurde. Sie könnten ja vielleicht auch einmal diesen Test machen: www.rheuma-online.de/testwirbel.php3

 

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