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Fragen und Antworten

Eine Frage von Waltraud:

Ich werde seit 2 Monaten mit Remicade-Infusionen (300 mg) behandelt. Kann es bei diesem Antikörper zu einer BSG von 109 und einem CRP von 32,9 mg/l und Rheumawerten von 549 IU/ml kommen?

Die Antwort gibt Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer, 18.09.2002:

Eine Behandlung mit Infliximab (Remicade) selber führt nicht zu dem Anstieg einer BSG und oder des CRP, ebenso auch nicht zu einem Anstieg der Rheumafaktoren. Diese Werte müssen eine andere Ursache haben. Wenn die Behandlung noch nicht lange durchgeführt wurde und die Werte vorher auch schon stark erhöht waren, sprechen diese Befunde in erster Linie dafür, dass die Krankheitsaktivität durch die Remicade-Behandlung noch nicht ausreichend kontrolliert ist.

 

Ganz anders ist die Situation, wenn die Werte unter einer gut wirksamen Therapie mit Remicade ansteigen.

 

Dabei sollten zwei unterschiedliche „Szenarien“ unterschieden werden:

 

1. Die Werte für BSG und CRP steigen an; gleichzeitig bleibt der Rheumafaktorwert unverändert und die rheumatoide Arthritis ist von den Symptomen her gut kontrolliert, d.h. die Remicade-Therapie wirkt gut und man fühlt sich von der Arthritis her gut. In so einem Fall könnte der Anstieg von BSG und CRP ein Hinweis auf eine Erkrankung oder eine Problematik sein, die nichts mit der chronischen Polyarthritis / der rheumatoiden Arthritis selber und der zugehörigen Krankheitsaktivität zu tun hat. In erster Linie und unbedingt ausgeschlossen werden sollte in einem solchen Fall eine sich anbahnende Infektionskomplikation (u.a. auch die Möglichkeit einer Tuberkulose, die allerdings trotz der aktuellen Diskussion um diese Komplikation selten ist).

 

2. Die Werte für BSG und CRP steigen an, möglicherweise auch noch der Rheumafaktor, und zugleich entwickeln sich wieder Symptome von Seiten der chronischen Polyarthritis, die vorher nicht da waren, oder die Beschwerden von Seiten der cP nehmen deutlich zu. In einem solchen Fall deutet vieles darauf hin, dass aus welchen Gründen auch immer die Wirkung von Remicade nachlässt, d.h. der Anstieg der Entzündungswerte der Ausdruck einer unzureichenden Krankheitskontrolle durch die laufende Therapie ist. Eine mögliche Ursache ist eine zu geringe Dosierung bei den Remicade-Infusionen und / oder ein zu langer Abstand zwischen den Infusionen (dies sieht man vor allem dann, wenn eine Dosierung von 3 mg pro kg Körpergewicht gewählt wurde und die Infusionen alle 8 Wochen gegeben werden oder wenn aus welchen Gründen auch immer die Abstände zwischen den Infusionen noch länger auseinanderliegen, z.B. alle 12 Wochen). Eine andere mögliche Ursache ist eine Antikörperbildung gegen Infliximab (das ist der Wirkstoff in Remicade). Solche Antikörper werden HACA´s genannt (humane antichimäre Antikörper). Sie entstehen dadurch, dass ein kleiner Teil in dem Medikament für den menschlichen Körper ein Fremdeiweiß ist. Wenn sie sich einmal gebildet haben, wirkt Remicade dann nicht mehr so stark oder gar nicht mehr. Deshalb wird Remicade normalerweise auch mit Methotrexat kombiniert, da es dann seltener zu einer HACA- Bildung kommt. Die zusätzliche Gabe von Methotrexat im Sinne einer langwirksamen antirheumatischen Kombinationstherapie steigert außerdem die Wirksamkeit von Remicade und ist deshalb ohnehin zu empfehlen.

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