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Fragen und Antworten

Eine Frage von Miguel C.:

Ich leide an Rheuma seit 10 Jahren. Seit einer Whipple-OP 1999 leide ich noch an Cholangitis mit Hepatopathie und erhöhter GGT und alkalischer Phosphatase. Konventionelle Basistherapien darf ich deshalb nicht. Eine Therapie mit Enbrel wurde vorgeschlagen, aber mein Arzt meint, es gibt noch etwas Besseres, weniger gefährlicher und schonender für meine Leber und zwar ADALIMUMAB Humira. Ich bitte Sie um Informationen darüber.

Die Antwort gibt Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer, 7.08.2003:

Humira (Wirkstoff D2E7, Adalimumab) ist ein neuer TNF-alpha-Blocker, der derzeit nur in den USA für die Therapie der rheumatoiden Arthritis / chronischen Polyarthritis zugelassen ist. In Deutschland ist im Rahmen des europäischen Zulassungsverfahrens die Zulassung von Adalimumab bei der EMEA beantragt. Ein entsprechendes positives Votum liegt von der EMEA bereits vor. Damit ist, wenn alles seinen normalen Gang nimmt, Humira voraussichtlich im September in Deutschland offiziell zugelassen. Derzeit kann die Substanz bei uns nur im Rahmen von klinischen Studien oder in individuellen Heilversuchen angewendet werden.

 

Adalimumab ist ein vollständig humanisierter monoklonaler Antikörper gegen TNF-alpha. Als monoklonaler Antikörper ist die Substanz damit vergleichbar mit dem einzigen bislang in Deutschland zugelassenen monoklonalen Antikörper gegen TNF-alpha, dem TNF-Blocker Infliximab (Remicade). Als weitere TNF-alpha-blockierende Substanz ist in Deutschland derzeit der lösliche Rezeptor Etanercept (Enbrel) zugelassen, bei dem die TNF-alpha-Blockade durch einen ganz anderen Wirkungsmechanismus erfolgt.

 

Zu Vorteilen und Nachteilen von Adalimumab gegenüber den bislang in Deutschland eingesetzten TNF-alpha-Blockern kann gegenwärtig noch keine abgesicherte Stellungnahme abgegeben werden, da bislang noch keine ausreichenden Erfahrungen mit Humira bei der Anwendung in der täglichen rheumatologischen Praxis vorliegen.

 

Insgesamt lassen aber alle vorliegenden Daten bislang auf keinen Fall die Aussage zu, dass Adalimumab / Humira „ungefährlicher“ als Enbrel sei. Speziell auf die Leber bezogen gibt es auch aus theoretischen Überlegungen heraus keine Aspekte, warum Adalimumab für die Leber schonender sein sollte als Etanercept (Enbrel). Für beide Substanzen gibt es nach den vorliegenden Daten aus klinischen Studien keine Hinweise darauf, dass sie hepatotoxisch sind, d.h. die Leber schädigen können. Im Vergleich zu Adalimumab hat Etanercept allerdings den Vorteil, dass es in den USA mittlerweile mehr als 5 Jahre offiziell zugelassen ist und an mehr als 100.000 Patienten in der täglichen Praxis angewendet wurde. In Deutschland ist Enbrel seit Anfang 2000 offiziell zugelassen. In Deutschland verfügen wir deshalb auch über umfangreiche Erfahrungen aus der täglichen praktischen Anwendung. Außerdem gibt es in Deutschland mit dem TNF-Register der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie ein umfassendes Sicherheitsprogramm, in dem alle möglichen Nebenwirkungen erfasst und ausgewertet werden. Damit liegen für Enbrel weitaus umfangreichere Daten zur Arzneimittelsicherheit vor als für Adalimumab.

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