Sie sind hier: rheuma-online » Archiv » Fragen und Antworten

Fragen und Antworten

Eine Frage von Sonja R.:

Ich habe bereits das Medikament ENBREL verschrieben bekommen, habe aber noch nicht mit der Therapie angefangen. Ich habe heute eine Tetanus/Diphterie-Auffrischimpfung erhalten. Meine FRAGE: Wieviele Tage muss man warten, bis man sich nach der Impfung die ERSTE Spritze mit Enbrel geben kann?

Die Antwort gibt Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer, 6.08.2003:

Bei der Impfung gegen Tetanus und Diphterie handelt es sich um sogenannte Totimpfstoffe, so dass im Prinzip keine Probleme in Verbindung mit einer Enbrel-Therapie bestehen. Insbesondere besteht nicht die Gefahr, wie im Falle einer Impfung mit Lebendimpfstoffen, dass die mit der Impfung übertragenen, abgeschwächten Viren „virulent“ werden und dann die Krankheit auslösen, gegen die die Impfung eigentlich schützen sollte. Dies ist im Fall von Enbrel zwar nicht hochwahrscheinlich, da die Therapie mit Enbrel nicht zu einer ausgeprägten Immunsuppression führt, d.h. einer erheblichen Schwächung der körpereigenen Immunabwehr. Da aber nur extrem begrenzte Erfahrungen mit Lebendimpfungen unter einer Enbrel-Therapie vorliegen, sollten diese grundsätzlich nicht vorgenommen werden (es mag in ganz seltenen Fällen Situationen geben, in denen von dieser generellen Regel eine begründete und sehr zu begründende Ausnahme gemacht werden kann oder muß). Allgemein gilt, dass unter einer Therapie mit TNF-alpha-Blockern und damit auch unter einer Therapie mit Enbrel Impfungen mit Lebendimpfstoffen nicht durchgeführt werden sollten.

 

Umgekehrt bestehen keine medizinischen Gegenanzeigen gegen eine Impfung mit Totimpfstoffen. Berücksichtigen muß man bei diesen Impfungen aber, dass es durch die Therapie mit TNF-alpha-blockierenden Substanzen zu einer abgeschwächten Impfantwort kommen kann, im ungünstigsten Fall sogar überhaupt keine Impfantwort erfolgt, oder, umgangssprachlich ausgedrückt, die Impfung nicht „angeht“ und damit natürlich auch nicht den angestrebten Impfschutz bietet.

 

Wenn das Immunsystem zum allerersten Mal auf ein Antigen reagiert, d.h. beispielsweise im Fall der Impfung, zum allerersten Mal eine Impfung gegen ein bestimmtes Virus erfolgt, braucht es für die immunologische Antwort, d.h. die Impfantwort eine Zeit von ein bis zwei Wochen. Beim zweiten Mal kommt die immunologische Antwort schneller und ist auch stärker. Diesen Effekt macht man sich bei der Impfung zunutze: Wenn das Immunsystem das Virus durch die Impfung schon kennt, reagiert es sehr viel schneller und stärker als in einem Fall, in dem es sich das erste Mal mit diesem Virus auseinandersetzen muß.

 

Diesen Effekt macht man sich außerdem bei der sogenannten „Boosterung“ zunutze. Dabei wird die Impfung nach beispielsweise 4 Wochen und unter Umständen noch einmal nach 6 Monaten, in einigen Fällen auch nach einem Jahr, wiederholt. Dadurch wird eine höhere Wirksamkeit erzielt.

 

Aus diesen Mechanismen kann man einige Aspekte für Zeitintervalle ableiten. Im speziellen Fall der anstehenden Enbrel-Therapie kann man, wenn es sich, wie angegeben, um eine Auffrisch-Impfung handelt, mit der ersten Enbrel-Spritze ein oder zwei Wochen warten, wenn man ganz sicher gehen will. Da es andererseits mit den ersten Enbrel-Injektionen nicht zu einer sofortigen wesentlichen Beeinträchtigung der Immunabwehr kommt, dürfte es, wenn es notwendig ist, auch möglich sein, mit der ersten Enbrel-Spritze unmittelbar, d.h. in den ersten Tagen nach der Impfung, zu beginnen, ohne dass eine Beeinträchtigung des Impferfolges zu erwarten ist.

Copyright © 1997-2024 rheuma-online
rheuma-online Österreich
 
Alle Texte und Beiträge in rheuma-online wurden nach bestem Wissen und Gewissen erstellt. Irrtümer sind jedoch vorbehalten. Alle Angaben sind ohne Gewähr. Jegliche Haftungsansprüche, insbesondere auch solche, die sich aus den Angaben zu Krankheitsbildern, Diagnosen und Therapien ergeben könnten, sind ausgeschlossen.