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Fragen und Antworten

Eine Frage von Anke M. aus Mittelschweden:

Durch eine Fernsehsendung kam ich überhaupt auf die Idee Rheuma und habe nun einige Fragen, da ich vermute, daß es sich bei meinen Beschwerden um Rheuma handeln könnte.

1. Äußert sich Rheuma in der Regel an einer oder normalerweise an gleich mehreren Stellen des Körpers - ich habe sowohl die von ihnen beschriebenen, morgendlichen Rückenschmerzen (dachte auch schon, es hätte mit den Nieren zu tun), als auch morgendliche Schmerzen im Gelenk eines kleinen Fingers (zum Glück links!) und seit kurzem Schmerzen im Bereich der Achillessehne, die mir unerklärlich sind, es fühlt sich nach einer Überlastung an, was bei mir als Aerobic - Trainerin möglich wäre, trat aber vor Saisonbeginn auf, was die Überlastung ausscheiden läßt.

2. Kann man durch die Wahl des Wohnortes Rheuma beeinflussen? Wir wohnen seit 5 Jahren im mittleren Schweden und haben manchmal das Gefühl, daß das hiesige oft feuchtkalte Klima uns nicht so gut bekommt.

3. Wenn es sich um Rheuma handeln würde, was kann man dagegen tun - gibt es entscheidende Ernährungsrichtlinien, um günstigen Einfluß zu nehmen?. Wir essen extrem gesund - vitaminreich und viel ausschließlich Wildfleisch. Der Beruf bringt natürlich eine gesunde Lebensführung mit sich - mit viel Bewegung, viel frischer Luft und guter Ernährung.

4. Woher bekommt man Rheuma - sind es die Lebensumstände oder erblich oder beides?

Für die Beantwortung meiner Fragen, wäre ich sehr dankbar. Es ist für mich hier in der Gegend sehr schwer, einen Rheumaspezialisten aufzusuchen - deshalb würde es sehr viel helfen, wenn ich auf diesem Wege die nötigen Auskünfte bekommen könnte.

Herzlichen Dank im voraus - mit freundlichen Grüßen Anke M.

 

Die Antwort gibt Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer, 1.01.1970:

Es gibt etwa 400 verschiedene rheumatische Erkrankungen, die sich zum Teil ähnlich sind, zum Teil sehr stark voneinander unterscheiden. Rheuma ist insofern ein Sammelbegriff, hinter dem sich ganz viele sehr unterschiedliche Diagnosen verbergen können.

Aus der Ferne ist es uns natürlich weder möglich noch erlaubt, Diagnosen zu stellen oder individuelle Ratschläge zur Diagnostik oder Therapie zu geben. Allgemein kann man aber auf Ihre Fragen folgendes antworten:

1. Äußert sich Rheuma in der Regel an einer oder normalerweise an gleich mehreren Stellen des Körpers - ich habe sowohl die von ihnen beschriebenen, morgendlichen Rückenschmerzen (dachte auch schon, es hätte mit den Nieren zu tun), als auch morgendliche Schmerzen im Gelenk eines kleinen Fingers (zum Glück links!) und seit kurzem Schmerzen im Bereich der Achillessehne, die mir unerklärlich sind, es fühlt sich nach einer Überlastung an, was bei mir als Aerobic - Trainerin möglich wäre, trat aber vor Saisonbeginn auf, was die Überlastung ausscheiden läßt.

Rheumatische Erkrankungen können sich an sehr vielen verschiedenen Stellen im Körper äußern. Dabei gibt das sogenannte Befallsmuster erste und z.T. sogar die entscheidenden Hinweise auf die Diagnose. Wichtig ist weiterhin die Art des Schmerzes, insbesondere auch, wann er auftritt und wann er im Laufe des Tages am stärksten ist.

Ruheschmerz und Nachtschmerz sprechen für eine entzündlich-rheumatische Erkrankung, während ein belastungsabhängiger Schmerz, der in Ruhe besser wird, mehr in Richtung einer verschleißbedingten oder altersbedingten („degenerativen“) rheumatischen Erkrankung geht.

Rückenschmerzen vom entzündlichen Typ sind charakteristisch für eine Erkrankung aus der Gruppe der seronegativen Spondarthritiden (mehr dazu in Rheuma von A-Z). In diese Krankheitsgruppe gehören auch Symptome außerhalb der Wirbelsäule an Sehnenansätzen („Enthesiopathien“), wie z.B. Schmerzen im Bereich der Achillessehne oder sogar Entzündungen im Sinne einer Achillessehnenentzündung („Achillotendinitis“, „Achillobursitis“). Weiterhin können bei seronegativen Spondarthritiden auch Gelenke betroffen sein.

2. Kann man durch die Wahl des Wohnortes Rheuma beeinflussen? Wir wohnen seit 5 Jahren im mittleren Schweden und haben manchmal das Gefühl, daß das hiesige oft feuchtkalte Klima uns nicht so gut bekommt.

Klimatische Faktoren spielen als Ursache von rheumatischen Erkrankungen keine Rolle. Sie haben aber einen z.T. erheblichen Einfluß auf die Symptome, d.h. vor allem die Schmerzwahrnehmung und auch die Steifigkeit. Wir alle wissen, dass man sich in der Regel in der Sonne und in der Wärme wohler fühlt als in der Kälte, und dass vor allem feuchte Kälte selbst für kerngesunde Menschen nicht als sehr angenehm empfunden wird.

3. Wenn es sich um Rheuma handeln würde, was kann man dagegen tun - gibt es entscheidende Ernährungsrichtlinien, um günstigen Einfluß zu nehmen?. Wir essen extrem gesund - vitaminreich und viel ausschließlich Wildfleisch. Der Beruf bringt natürlich eine gesunde Lebensführung mit sich - mit viel Bewegung, viel frischer Luft und guter Ernährung.

Es gibt nur wenige rheumatische Erkrankungen, bei denen die Ernährung eine Rolle für die Entstehung spielt. Das bekannteste Beispiel ist die Harnsäuregicht. Eine solche Erkrankung ist bei Frauen sehr selten. Bei Männern tritt sie in der Regel nicht vor dem 40. Lebensjahr auf mit einem Gipfel für die Erstmanifestation zwischen dem 40. und dem 50. Lebensjahr. Ihre Schilderung belegt, dass bei den meisten anderen rheumatischen Erkrankungen und Symptomen die Ernährung überhaupt keine oder eine nur sehr untergeordnete Rolle spielt. So lassen sich bei den meisten Erkrankungen selbst durch sehr strenge und kaum auszuhaltende Diäten die Symptome in der Regel gar nicht oder nur wenig beeinflussen. Eine Heilung ist durch Diät im Normalfall nicht zu erzielen. Ausführliche Informationen zu diesem Themenkomplex (Rheuma und Ernährung) finden sich in rheuma-online auf speziellen Seiten (http://www.rheuma-online.de/ernaehrung.php3)

4. Woher bekommt man Rheuma - sind es die Lebensumstände oder erblich oder beides?

Bei den meisten rheumatischen Erkrankungen ist die Ursache noch nicht endgültig aufgeklärt. Von der groben Linie her kann man für viele dieser Erkrankungen aber sagen, dass es oft genetische Faktoren gibt („Prädispositionen“, eine genetische Anlage), die aber selber noch nicht zur Erkrankung führt. Die manifeste rheumatische Erkrankung entsteht wahrscheinlich im Zusammenwirken von diesen genetischen Anlagen mit äußeren Faktoren, z.B. Infektionen, anderen äußeren Einflüssen, die auf das Immunsystem einwirken (z.B. bei einigen Erkrankungen intensive Sonneneinwirkung, „immunologischer Streß“ wie massive physische oder psychische Belastungen, extreme Zeitumstellungen, andere Stressoren), aber auch immunologische Umstellungen nach einer Schwangerschaft etc.

 

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