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Fragen und Antworten

Eine Frage von Sven B.:

1991 wurde bei mir ein M. Bechterew vermutet, 1996 wurde die Diagnose durch eine Blutuntersuchung bestätigt. Bei mir soll jetzt eine Therapie mit Remicade erfolgen. Allerdings sehen die Ärzte ein Risiko dieser Therapie wegen eines wiederkehrenden Herpes genitalis. Ich würde mich gerne mit Remicade behandeln lassen. Wo sehen Sie angesichts des Herpes ein Risiko und wie hoch ist es einzuschätzen?

Die Antwort gibt Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer, 6.04.2003:

Die Frage nach dem Risiko einer Behandlung muß einerseits vor dem Hintergrund der Gefährlichkeit der Erkrankung und andererseits im Hinblick auf die Häufigkeit und die Schwere möglicher Nebenwirkungen gesehen werden.

 

Wenn bei einem aktiven M. Bechterew die traditionellen Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind und die Erkrankung damit nicht ausreichend kontrolliert werden kann, ist grundsätzlich die Indikation zum Einsatz von TNF-alpha-Blockern gegeben. Derzeit ist Infliximab (Remicade) in Deutschland für die Behandlung des M. Bechterew noch nicht zugelassen; es liegt aber mit Datum vom 26. Februar 2003 bereits ein positives Votum der EMEA (europäische Zulassungsbehörde) vor, so dass innerhalb der nächsten Wochen mit der offiziellen Zulassung zu rechnen ist.

 

Wenn die Krankheitsaktivität des M. Bechterew hoch ist und der bisherige Verlauf schwer, sollte ein Herpes genitalis keine absolute Kontraindikation für eine Therapie mit TNF-alpha-Blockern im allgemeinen und mit Remicade im speziellen Einzelfall darstellen.

 

Da mir selber keine ausreichenden Daten vorliegen, mit denen die Häufigkeit und das Risiko für eine Herpes-Infektion unter Infliximab abgeschätzt werden kann, habe ich bei der Herstellerfirma (Essex / Schering-Plough) nachgefragt, wie hoch das Risiko unter einer Infliximab-Therapie (Remicade-Therapie) für eine generalisierte Herpesinfektion ist.

 

Eine Abfrage der medizinischen Datenbanken einschließlich der firmeneigenen Erfassung von schweren Nebenwirkungen lässt die Interpretation zu, dass insgesamt unter Remicade Herpesinfektionen selten sind. Aus den mir zur Verfügung gestellten Daten kann ich dabei nicht ersehen, ob es überhaupt jemals – ausgehend von einem Herpes genitalis – zu einer generalisierten Herpesinfektion gekommen ist.

 

Persönlich ist für mich eine lokale Herpes-Infektion in der Vorgeschichte bei meinen Patienten keine Kontraindikation für eine Therapie mit TNF-alpha-Blockern. Ich habe im Zeitraum seit August 1999 – seit dieser Zeit behandele ich Patienten mit TNF-alpha-Blockern – bislang noch keine schweren Infektionskomplikationen erlebt, insbesondere habe ich im gesamten Zeitraum noch keine generalisierten Herpesinfektionen gesehen. Ich halte deshalb eine Therapie mit Remicade auch bei einem in der Anamnese angegebenem rezidivierenden Herpes genitalis für ein überschaubares Risiko. Allerdings würde ich nicht gerade dann mit einer Remicade-Infusion beginnen, wenn der Herpes genitalis gerade akut ist, sondern zunächst den Herpes therapieren und im Anschluß mit der Remicade-Therapie beginnen.

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