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Fragen und Antworten

Eine Frage von Ralf:

Wahrscheinliche Isolierte zerebrale Angiitis

Hallo und Guten Tag...

 

Ich leide seit Ende 2003 an einer zerebralen Vasculitis, bzw. in meinem Arztbrief steht „wahrscheinliche isolierte cerebrale Angiitis“. Ich bin 37 Jahre alt und wurde bis jetzt mit Cortison und Cyclophosphamid (Endoxan) behandelt.

 

Da aber bei mir und bei meiner Freundin ein Kinderwunsch besteht und ich unter Endoxan nicht daran denken kann, Kinder zu bekommen, bin ich auf die sogenannten TNF-alpha-Blocker aufmerksam geworden.

 

Besteht unter diesen Medikamenten die Möglichkeit, Kinder zu bekommen, und vor allem, besteht die Möglichkeit, diese Medikamente überhaupt bei meiner Krankheitsform zu nehmen?

 

Da bei mir eine Gefässentzündung im Gehirn vorliegt, bin ich bei meiner Recherche davon ausgegangen, daß es mit Gelenkentzündungen annähernd gleichzusetzen ist...

 

Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen...

Die Antwort gibt Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer, 14.08.2005:

zIhre Frage beinhaltet zwei Teile:

Kinderwunsch und Therapie mit TNF-alpha-Blockern

Zum einen geht es um das Thema des Kinderwunsches. Dazu habe ich im Zusammenhang mit einer TNF-alpha-Blocker-Therapie in letzter Zeit eine ganz Reihe von Anfragen beantwortet. Ich füge die wesentlichsten Gesichtspunkte im Folgenden bei:

TNF-alpha-Blocker und Zeugungsfähigkeit

Bin ich unter einer Therapie mit TNF-alpha-Blockern noch zeugungsfähig?

Antwort:

Dazu gibt es keine systematischen Untersuchungen. Unter theoretischen Gesichtspunkten gibt es keine vernünftigen Gründe, warum eine Therapie mit TNF-alpha-Blockern die Zeugungsfähigkeit negativ beeinflussen sollte.

Es gibt im Gegenteil sogar einzelne Mitteilungen, dass nach einem jahrelangen (bis jahrzehntelangen) unerfüllten Kinderwunsch der Beginn einer TNF-alpha-blockierenden Therapie beim Mann dazu führte, dass es kurz darauf zu einem Eintritt einer Schwangerschaft bei seiner Frau kam. Erklären könnte man diese Beobachtung gut dadurch, dass die hohe Entzündungsaktivität der rheumatischen Erkrankung einen ungünstigen Einfluß auf die Spermienzahl und / oder die Spermienqualität hatte und sich dieses durch die TNF-alpha-blockierende Therapie so weit gebessert hat, dass sich auch die vorher beeinträchtigte Zeugungsfähigkeit des Mannes wieder normalisiert hat und der Eintritt der Schwangerschaft dadurch begünstigt wurde.

Allerdings gilt für eine Therapie mit diesen Substanzen grundsätzlich die Empfehlung, dass sowohl Mann als auch Frau unter einer Therapie mit TNF-alpha-Blockern keine Kinder zeugen bzw. empfangen sollten und eine sichere Empfängnisverhütung sichergestellt sein muß. Dies hat in erster Linie mit Produkthaftungsgründen zu tun und beruht nicht zuletzt auch darauf, dass es keine ausreichenden Daten zur Sicherheit dieser Therapie im Hinblick auf Zeugung und Schwangerschaft gibt.

Ich habe anlässlich einer ähnlichen Anfrage einmal eine Zusammenstellung von weiterführenden Informationen und Links gemacht, die sich mit diesem Thema beschäftigen:

Weiterführende Informationen und Links zum Thema:

 

Zerebrale Angiitis und TNF-alpha-Blocker

Der zweite Teil der Frage betrifft den Aspekt der Wirksamkeit von TNF-alpha-Blockern bei einer Vaskulitis.

Dazu gibt es bislang noch keine sehr umfangreichen Daten aus größeren klinischen Studien. TNF-alpha-Blocker wurden zwar schon in Einzelfällen und in kleineren Pilotstudien zur Therapie von unterschiedlichen Vaskulitiden eingesetzt (Vaskulitiden sind Gefäßentzündungen; die zerebrale Angiitis ist somit eine spezielle Form aus der großen Krankheitsgruppe der Vaskulitiden). Die ersten und vorläufigen Ergebnisse aus diesen Untersuchungen deuten darauf hin, daß TNF-alpha-Blocker bei der Therapie dieser Erkrankungen wirksam sein können. Allerdings scheint nicht jede Substanz für jede Vaskulitis-Form gleich wirksam zu sein. So spricht einiges dafür, daß beispielsweise beim M. Wegener Infliximab wirksam ist, Etanercept dagegen nicht. Ebenso sprechen auch nicht alle Patienten mit einer Vaskulitis auf die Therapie mit einem TNF-alpha-Blocker an, im genannten Fall des M. Wegener profitieren offensichtlich auch nicht alle Patienten im gleichen Umfang von einer Therapie mit Infliximab.

Unabhängig von der Frage der möglichen Wirksamkeit sind TNF-alpha-Blocker gegenwärtig weltweit noch nirgends offiziell für die Therapie von Vaskulitiden zugelassen. Damit gehört eine solche Therapie nicht zum Leistungsumfang der gesetzlichen Krankenversicherung und darf im Regelfall von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen werden.

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