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Fragen und Antworten

Eine Frage von Monika, 33 Jahre:

Bei mir wurde 1986 erstmals Lupus diagnostiziert. Habe die verschiedensten Behandlungen gehabt. Resochintherapie, Photochemotherapie (sprach ich jedoch nicht an), und zu guter letzt, Cortison bzw. Prednisolon. Bin zur Zeit bei 25mg Prednisolon, wenn ich die Dosis reduziere, blüht meine Haut, vor lauter juckender häßlichen Flecken. Stehe unter ärztlicher Aufsicht, jedoch sind sich die Ärzte nicht sicher, ob bei mir ein subakut kutaner lupus oder ein systemischer Lupus vorliegt. Wo ist der Unterschied? Habe zu den häßlichen Flecken noch eine Knotenbildung im Bereich des Halses. Bei 25mg Prednisolon sind die Knoten kaum spürbar, aber bei weniger werden sie deutlich mehr. Meine Gelenke schmerzen teilweise ganz stark, nicht jeden Tag gleich. Bei den Blutuntersuchungen habe ich keinen Rheumafaktor. Meine Ärztin will auf eine Art Chemo ( in Tablettenform ) umsteigen, da die Dosis vom Prednisolon zu hoch ist. Muß ich davor Angst haben? Zum Schluß noch eine Frage, stimmt es, dass man bei Lupus die Pille nicht nehmen soll ????

 

Die Antwort gibt Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer, 1.08.2002:

Der kutane Lupus (lupus erythematodes) ist eine Autoimmunerkrankung, die nur die Haut betrifft (kutan kommt von lat. Cutis = Haut). Der systemische Lupus erythematodes (SLE) hat seinen Namen deshalb, weil er sich systemisch manifestiert, d.h. im Bereich mehrerer Organe oder Organsysteme. Wenn Haut und Gelenke betroffen sind und Lymphknotenschwellungen bestehen, klingt dies nach einem systemischen Lupus erythematodes. Dabei sollten dann allerdings in der Regel auch entsprechende Laborbefunde vorhanden sein, so z.B. der Nachweis von antinukleären Antikörpern (ANA) und von Antikörpern gegen doppelsträngige DNA (anti-dsDNA) oder bestimmte ENA-Antikörper (sm-Antikörper).

Im Hinblick auf eine Therapie kann man allgemein sagen, dass eine mehr als wenige Wochen dauernde Therapie mit höheren Cortisondosen (in der Regel jenseits von 5 mg Prednisolon-Äquivalent pro Tag, z.B. 5 mg Decortin oder Decortin H) fast zwangsläufig zu Nebenwirkungen führt. Gefürchtet ist dabei insbesondere die Osteoporose (Knochenentkalkung); unangenehm ist aber auch eine oft eintretende Gewichtszunahme; darüber hinaus kommt es zu weiteren Folgeschäden, über die hier nicht ausführlich eingegangen werden kann (siehe dazu auch die Cortison-Seiten in rheuma-online einschließlich des Beitrages zu Cortison in Rheuma von A-Z).

Wenn die Cortisondosis nicht in diesen sogenannten Niedrigdosisbereich gesenkt werden kann (low-dose-Therapie), greift man in der Rheumatologie und Immunologie häufig auf immunsuppressive Medikamente ( Immunsuppressiva) zurück. Heute geht man ohnehin immer mehr dazu über, entzündlich-rheumatische und immunologische Systemerkrankungen schon von Anfang an mit einer sogenannten remissionsinduzierenden Therapie oder mit einer langwirksamen antirheumatischen Therapie (früher auch "Basistherapie" genannt) zu behandeln. Bei Lupus verwendet man dazu traditionell Azathioprin (z.B. Imurek), heute allerdings zunehmend mehr auch Methotrexat wegen seines oft schnelleren Wirkungseintritts, seiner besseren Steuerbarkeit und in der Regel auch besseren Verträglichkeit. Vermutlich ist mit der angedachten "Chemotherapie" Methotrexat angesprochen, da dieses Medikament in sehr hoher Dosierung auch als Chemotherapie zum Einsatz kommt. Methotrexat ist ein inzwischen weltweit millionenfach bewährtes Medikament mit bewiesener Wirkung und einem relativ guten Verhältnis zwischen zu erwartender Wirkung und möglichen Nebenwirkungen. Angst muss man davor nicht haben. In rheuma-online gibt es im übrigen außerordentlich viele Beiträge im Forum zu diesem Medikament (z.B. unter den Stichworten Mtx oder auch unter dem Markennamen Lantarel); weiterhin gibt es auch im redaktionellen Teil von rheuma-online spezielle Seiten zu Methotrexat.

Zur Frage der Pille: Da eine Reihe von Autoimmunerkrankungen insbesondere aus der Gruppe der Kollagenosen (dazu gehört auch Lupus) durch oestrogenhaltige Antibabypillen verstärkt werden können, z.T. sogar dadurch ausgelöst werden können oder in Schubsituationen geraten können, dürfen Frauen mit Lupus und verwandten Erkrankungen keine oestrogenhaltigen Pillen zur Empfängnisverhütung einnehmen. Anders ist es mit de Einnahme von niedrigdosierten Oestrogenen nach den Wechseljahren als Hormonersatztherapie zur Vorbeugung einer Osteoporose. Hier hat eine kürzlich vorgestellte Studie gezeigt, dass in diesem Fall bei Lupus nicht die Gefahr einer Krankheitsverschlechterung besteht (siehe in den Kongress-News vom ILAR-Kongress in Edmonton im August 2001).

 

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