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Fragen und Antworten

Ich habe Morbus Bechterew und bin schwanger. Gibt es irgendeine Möglichkeit, die Gelenkigkeit der Kreuz-Darmbein-Gelenke festzustellen? D.h. kann man vorher sagen, ob eine normale Geburt möglich ist oder muß man es drauf ankommen lassen? Meine Frauenärztin meinte, dass eben notfalls das Kreuzbein bricht, das wäre kein hinreichender Grund für die Indikation eines Kaiserschnitts - stimmt das?

 

Die Antwort gibt Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer, 1.06.2001:

Im Prinzip ist es möglich, die Gelenkigkeit der Kreuz-Darmbein-Gelenke durch eine manuelle Diagnostik (eine bestimmte Untersuchungstechnik) zu untersuchen. Eine endgültige Sicherheit bekommt man dadurch aber nicht.

Vielleicht sollte man zur Erläuterung kurz darauf zu sprechen kommen, was mit unter der Geburt mit dem Becken passiert. Bei der Geburt muß das Kind durch das Becken gelangen. Damit dies funktionieren kann, ist der Beckenring kein starrer Knochen, sondern besteht aus einzelnen Knochenteilen (dem Schambein, dem Sitzbein, dem Kreuzbein und dem Darmbein), die durch Fugen bzw. Gelenke miteinander verbunden sind. Diese Fugen oder Gelenke halten die Knochen sehr fes..ehr straff zusammen, können jedoch etwas gedehnt werden. Damit dies bei der Geburt ausreichend geschehen kann, wird das entsprechende Gewebe bereits in der Zeit vor der Geburt schon etwas weicher und dehnbarer. Für eine gute Erweiterung des Geburtskanals ist des wichtig, daß im vorderen Beckenbereich die Schambeinfuge ausreichend gedehnt werden kann. Im hinteren Bereich sind es in erster Linie die Kreuz-Darmbein-Gelenke, die eine genügende Dehnbarkeit besitzen müssen.

Beim M. Bechterew spielt sich ja nun bekanntlich eine Entzündung in den Kreuz-Darmbein-Gelenken ab (bei manchen Patienten im übrigen auch in der Schambeinfuge (Symphyse; Symphysitis). Diese Entzündung kann je nach Dauer und Ausprägung ganz ohne Folgen bleiben. In diesem Fall sollte es bei der Geburt keine Probleme geben. Kommt es durch die Entzündung jedoch zu Verklebungen der Gelenke oder gar zu einer teilweisen oder vollständigen Verknöcherung des Gelenkspalts, kann sich der Geburtskanal unter Umständen nicht mehr in dem Maße erweitern, wie es für eine normale Geburt nötig wäre. In einer solchen Situation kommt man dann um einen Kaiserschnitt nicht herum. Der Knochen ist im übrigen so fest, daß er auch unter stärkeren Kräften unter einer Geburt nicht brechen kann. Vielleicht sind mit der Aussage der Gynäkologin kleine Knochenspangen gemeint, die sich bei der Entzündung in den Kreuz-Darmbein-Gelenken bilden.

Um abschätzen zu können, ob eine mehr oder weniger ausgeprägte Entzündung in den Kreuz-Darmbein-Gelenken vorliegt und ob z.B. bereits Verknöcherungen vorliegen, benötigt man ein Röntgenbild (alternativ eine Computertomographie, die man aber im Normalfall nicht braucht). Hilfreich ist deshalb bei der Frage einer normalen Geburt ein Röntgenbefund von der Zeit kurz vor der Schwangerschaft, um zu wissen, ob die Kreuz-Darmbein-Gelenke wenig oder stark verändert sind. Während der Schwangerschaft darf man ja nicht mehr röntgen.

Wenn es ein solches Röntgenbild nicht gibt, sollte man im Zweifelsfalle schauen, ob eine normale Geburt möglich ist, gleichzeitig aber auf einen Kaiserschnitt vorbereitet sein. Wichtig ist eine gute Zusammenarbeit zwischen dem behandelnden Rheumatologen und dem Geburtshelfer.

 

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